Unsere aboutcities-Städte sind vielfältig. Und manchmal auch ganz schön bunt, urig, komisch, ja ab und an für Außenstehende sogar ein wenig sonderbar. Das genau macht sie für uns so sympathisch. Mit diesem Beitrag wollen wir Euch ein bisschen was von diesen Seiten zeigen. Lest mehr über unnützes Wissen, unterhaltsame Geschichten und kuriose Traditionen – vielleicht begeistert Euch das eine oder andere davon ja auch? Wenn Ihr aus unseren Städten kommt und noch mehr davon kennt, freuen wir uns über Eure Kommentare!
Wilhelmshaven: Speisen wie ein echter Seemann
von Städtebloggerin Barbara
Wer als „Nicht-Norddeutscher“ in einem traditionellen Restaurant speisen möchte und auf der Menükarte Labskaus liest, wird bei der Beschreibung vermutlich erst einmal ungläubig dreinschauen! Ziemlich kurios, diese Spezialität. Das typische gestampfte Seefahrergericht besteht neben Kartoffeln aus Matjes, gepökeltem Rindfleisch und Roter Beete. Traditionell werden als Beilage Rollmops und Spiegelei serviert. Warum gestampft? – Nun, zur Zeit der Segelschifffahrt litten viele Seeleute an Zahnschmerzen und konnten deshalb oft keine feste Nahrung zu sich nehmen. Gewidmet wurde dem Labskaus sogar ein eigenes Event: Jährlich im Juli wird in Wilhelmshaven das „Größte Labskausessen der Welt“ zelebriert.
Oldenburg: Die Kohltour, ein kohlektives Vergnügen!
von Städtebloggerin Bettina
Oldenburg gilt als die Wiege der Kohltour in ihrer heutigen Form: In geselliger Runde ziehen Menschengruppen mit dem Bollerwagen durch die Kälte. Dass es dabei zugeht wie bei einem Kindergeburtstag, ist keine üble Nachrede – hier fliegen Boßelkugeln, da Gummistiefel und dort Teebeutel übers platte Land. Solche Spiele sind oft Teil einer ausgefeilten Kohltour-Dramaturgie. Ob die Erfinder der Kohltour das auch schon so gehalten haben, ist im Detail nicht überliefert. Sicher ist aber: Die Mitglieder des Oldenburger Turnerbunds begannen kurz nach dessen Gründung 1859 die Tradition, an einem Wochenende im Winter einen Bollerwagen mit Wegzehrung zu beladen und boßelnd vor die Stadt zu ziehen. Um schließlich, genau wie zahlreiche Menschen in und um Oldenburg heute, in einer gemütlichen Gaststätte einzukehren und Grünkohl mit Pinkelwurst zu schmausen.
© Verena Brandt/ Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH
Verden: Eine Hochzeit und ein Todesfall oder die Goldmannstiftung
von Städtebloggerin Angelika
„unbescholten und tugendhaft“ – Ein Grab mit einer besonderen Geschichte
Zwanzigjährig verstarb am 11. Mai 1818 Franz Goldmann nach einem Jagdunfall in Verden. Sein Vater war untröstlich über den Tod seines Lieblingssohnes und er suchte einen Weg, die Erinnerung an ihn wach zu halten. Er stiftete der Stadt 1000 Taler. Die Stadt verpflichtete sich, dafür zu sorgen, dass das Grab jedes Jahr am 10. Mai von einem „unbescholtenen und tugendhaften Mädchen“ geschmückt und ein stilles Gebet verrichtet wird, das am Todestag von Franz Goldmann heiraten wird. Auch heute, nach über 200 Jahren, macht sich die Stadt noch jedes Jahr auf Brautsuche. Wenn sich keine Braut findet, geht das Stiftungsgeld übrigens an die Stadtpflasterkasse.
Für 2017 ist die Stadt noch auf Brautsuche. Wer wird am 11. Mai heiraten und möchte die Tradition am Tage zuvor pflegen?
Walheimat Gifhorn
von Städteblogger Jörn
Gifhorn, eine Niedersächsische Stadt mittlerer Größe – weit weg von maritimen Einflüssen. Aber was ist denn das? An der Wand des Hauses Steinweg 12 in der Gifhorner Fußgängerzone sind zwei große Walkiefer angebracht. Eine große Kuriosität für alle, die die Walkiefer als solche erkennen. Die Geschichte dahinter lautet folgendermaßen:
„Im 19. Jahrhundert befand sich in diesem Haus eine Kolonialwarenhandlung. Die Kiefer waren ein Geschenk Hamburger Kolonialwarenhändler an die hier ansässige Firma J. W. Fels und wurden um 1890 erstmalig an der Hauswand montiert. Später gingen die Walkiefer in den Besitz des Historischen Museums in Gifhorn über. Als Leihgabe sind sie heute wieder an der Wand angebracht.“
Göttingen: Zum Schluss ein Kuss
von Städteblogger Keno
Das meistgeküsste Mädchen der Welt? Das kommt natürlich aus Göttingen. Es handelt sich dabei um das Gänseliesel, das als Statue seit mehr als 100 Jahren den Brunnen vor dem Alten Rathaus ziert. Die Küssenden, das sind vor allem die Doktoranten der altehrwürdigen Göttinger Universität. Der Tradition folgend, werden die frisch examinierten Doktoranten von Familie, Freunden und Studienkollegen in bunt geschmückten Bollerwagen durch die Stadt gezogen, sie erklimmen den Brunnen, stecken dem Gänseliesel einen Blumenstrauß in den schützenden Baldachin und geben ihm schließlich einen Kuss auf die Wange. An manchen Tagen feiern auf diese Weise bis zu 60 neue Doktoren mit den Göttingern den Abschluss ihrer Studienzeit.
Foto: Alciro Theodoro da Silva
Hochzeitsherzen in Hann. Münden – Wenn Hammer und Nagel bei der Trauung nicht fehlen dürfen
von Städtebloggerin Lorina
Wer im Hann. Mündener Rathaus heiratet, darf sich hier mit einer besonderen Erinnerung verewigen. Seit etwa 20 Jahren wird das Rathaus mit Hochzeitsherzen geschmückt. Dabei handelt es sich um Holzherzen, die oftmals liebevoll von den Trauzeugen gestaltet werden. Nach der Trauung darf das Brautpaar sein persönliches Hochzeitsherz an einem der Stützbalken vor dem Standesamt festnageln. Chronologisch geordnet sind die Herzen übrigens nicht (mehr): Im Falle der Trennung werden die Herzen oftmals abgenommen und die Lücken von neuen Paaren aufgefüllt. Inzwischen wurden im Rathaus zusätzliche Stützbalken angebracht, um genügend Platz für die Herzen der Brautpaare zu schaffen.
Foto: Lars Bossemeyer
Quer durch Osnabrück mit dem Steckenpferd
von Städtebloggerin Beate
Die schönste und aufregendste Osnabrücker Tradition ist die Veranstaltung zum Tag des Friedens. Es ist ein bewegender Anblick, wenn 1.400 Viertklässler der Osnabrücker Grundschulen auf ihren selbst gebastelten Steckenpferden zum Rathaus reiten, wo sie aus der Hand des Oberbürgermeisters eine Brezel erhalten. In diesem Jahr konnte ausnahmsweise jeder mitreiten. 1.803 Steckenpferdreiter wurden gezählt! Sie erinnern an den Ritt der Friedensboten, die am 25. Oktober 1648 die Friedensbotschaft in alle Landesteile getragen haben sollen. Die Tradition gibt es bereits seit 1948 in der Stadt des Westfälischen Friedens, in der im letzten Jahr das Rathaus mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurde.
Die Elle in Celle
von Städteblogger Marcus
Ellenlang erscheint einem die Fachwerkkulisse in Celles Altstadt. Aber warum sagt man das eigentlich? Ellenlang? Fündig wird man ebenfalls in Celles Altstadt, direkt am Alten Rathaus. Dort hängt sie nämlich am Eingangsportal – die Elle aus Celle. Sie ist eines der ältesten Naturmaße und misst genau 62,5 Zentimeter – damals die Länge eines Unterarmes. An der „offiziellen“ Elle am Rathaus konnte so jeder nachmessen und überprüfen ob man bei einem Geschäft vielleicht betrogen werden sollte oder beim Hausbau richtig gerechnet hatte. Und wer möchte, kann auch heute noch jederzeit zum alten Rathaus kommen und nach alter Tradition nachmessen, denn:
„Ein ehrlich Bürger hier er misst, was eine Celler Elle wirklich ist.“
Wolfenbüttel: Wie der Weihnachtsbaum nach Amerika gekommen ist
von Städteblogger Björn
1492, hat Kolumbus einen neuen Kontinent entdeckt. Dann kam eine ganze weile Hektik wegen der Besiedlung und schwupps, schreiben wir das Jahr 1775, erleben die Boston Tea Party und sind mitten im Unabhängigkeitskrieg. Soviel mal in Kürze als Einleitung. Ende 1776 verlässt Generalmajor Friedrich Adolf Riedesel Freiherr zu Eisenbach die Stadt Wolfenbüttel, um auf Seiten der Engländer ein Truppenkontingent zu führen. Seine Frau Friederike, hochschwanger, folgt ihm erst im April 1777. Bei ihrem Mann in der neuen Welt angekommen gerät sie direkt mit in Kriegsgefangenschaft. Nach einer Zwischeninternierung in New York landen sie mit Offizieren und Soldaten letztendlich in Kanada, und, genau, da gibt es, anders als in New York, Tannen. Also stellt Friederike zur Freunde aller nach gutem, altem Brauch am 24.12.1781 einen mit Lichtern und Früchten geschmückten Tannenbaum auf und begründet damit die weihnachtliche Tradition auf dem amerikanischen Kontinent.
Hannover: Einen Meter bitte!
von Städtebloggerin Sandra
So wird Hannovers traditionelles Mischgetränk häufig bestellt. Die Lüttje Lage gilt als urtypische hannoversche Spezialität. Für die stilechte Trinkprozedur bedarf es zweier spezieller Gläser: eines gefüllt mit Lüttje-Lagen-Bier und eines mit leichtem Korn. Mit Daumen und Zeigefinger wird das Bierglas, mit Mittel- und Ringfinger derselben Hand das Schnapsglas umgriffen. Beide werden dann gleichzeitig so an die Lippen gesetzt, dass der Korn aus dem obenliegenden Glas zusammen mit dem Bier in einem Zuge getrunken wird. Angeboten wird die Lüttje Lage in vielen Kneipen in der Altstadt, ganz stilecht kann man sie im Juli auf dem weltgrößten Schützenfest probieren.
Das wohl kurioseste Fahrzeugrennen findet in Hildesheim statt
von Städtebloggerin Maike
Es gibt eine Zeit in Hildesheim, zu der die Nachfrage an Akkuschraubern der Marke Bosch ungewöhnlich hoch ist. Verschwörungstheoretiker haben die kreativsten Begründungen dafür. Die Wahrheit ist nicht weniger spektakulär: Alle zwei Jahre findet in Hildesheim das traditionelle Akkuschrauberrennen statt. Veranstaltet wird das Rennen von der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Alle Design-Hochschulen oder -Fakultäten dürfen mit einem selbstkonstruierten und selbstgebauten Gefährt am Akkuschrauberrennen teilnehmen. Der Clou: Das Fahrzeug muss zum Teil aus dem 3D Drucker kommen und wird von einem handelsüblichen Akkuschrauber angetrieben. Ja genau, als Motor dient ein Akkuschrauber – nicht mehr und nicht weniger! Das nächste Akkuschrauberrennen findet 2018 wieder statt.
Unnützes Wissen: Kurioses vom Braunschweiger Löwen
von Städtebloggerin Maria
Schwer ist er und ziemlich alt: Seit 850 steht der Braunschweiger Löwe auf dem Burgplatz, mitten in der Löwenstadt. Von seinem Sockel beobachtet er das städtische Treiben, hat 60 Weihnachtsmärkte erlebt und schon 14 Mal als Teil der Bühnendekoration beim Burgplatz-Open-Air mitgewirkt. Was wir sonst noch über ihn wissen? Er bringt ein Kampfgewicht von 880 Kilogramm auf die Waage, war früher einmal mit Gold verziert und ist innen hohl. Durch ein kleines Türchen auf der Pobacke und sein Maul kann man ins Innere greifen. So kam es auch, dass bei Restaurierungsarbeiten Briketts und Keramik im Löwen gefunden wurden. Mehr unnützes Wissen: www.loewenstadtblog.de/category/850jahre
Stade: Wenn die Altstadtgassen brennen …
von Städtebloggerin Janina
…dann ist die DLRG Ortsgruppe Stade unterwegs zum alljährlichen Fackelschwimmen im alten Hansehafen am Stader Fischmarkt. Beginnend am Platz am Sande begeben sich seit vielen Jahren an einem Adventssamstag die Taucherinnen und Taucher der DLRG, über den Weihnachtsmarkt quer durch die Altstadt hin zum Fischmarkt. Unterwegs wird dann regelmäßig zum Singen von Weihnachtsliedern angehalten. Höhepunkt ist dann jedes Mal das Eintauchen ins kühle Nass am alten Hansehafen und das gemeinsame Singen adventlicher Lieder vom Wasser aus. In diesem Jahr findet die Veranstaltung am Samstag, 17. Dezember 2016, ab 17 Uhr statt.
Lingen (Ems): Die Stadt der Kivelinge
von Städteblogger André
Eine besonders kuriose Tradition wird auch in Lingen (Ems) gepflegt, denn hier feiern die Kivelinge alle drei Jahre an Pfingsten ein großes mittelalterliches Volksfest in der Innenstadt. Doch was genau steckt eigentlich dahinter? Der Ursprung der Kivelinge gründet sich auf eine Begebenheit aus dem 14. Jahrhundert, als bei Kämpfen zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Münster die männliche Bevölkerung Lingens so stark dezimiert war, sodass als letztes Aufgebot die jungen, unverheirateten Jugendlichen der Stadt auf die Wälle gerufen wurden. Durch den Einsatz der „kleine Kämpfer“, wie das mittelhochdeutsche Wort „kiven“ übersetzt heißt und wovon der Name Kivelinge abgeleitet ist, gelang es, die Eroberung Lingens zu verhindern. Beim großen Kivelingsfest erinnern die Kivelinge an die damaligen Ereignisse – ein echtes Spektakel.
Die Papenburger Kanaltaufe
von Städtebloggerin Alexandra
Moorwasser tropft auf die Köpfe der vier Täuflinge, die im hüfthohen Wasser des Haupt-kanals in Papenburg stehen. Sie sind Teil einer besonderen Zeremonie: der Papenburger Kanaltaufe. Als Zugezogene wurde mir schon früh von der Tradition berichtet. Neubürger aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben werden durch diese Zeremonie zu echten Papenburgern. Und weil Kanalwasser ganz schön kalt sein kann, findet die Taufe im Sommer beim Papenburger Stadtfest, dem beliebten Volksfest statt. Der Ablauf ist einfach: Eine Taufpatin gießt den Teilnehmer mit einer Schöpfkelle Moorwasser und Torfgrass über den Kopf und ein Zeremonienmeister vergibt vor großem Publikum die neuen Namen der Täuflinge. Und weil man schließlich im Emsland ist, besiegelt ein Schnaps die Zeremonie. Für mich eine tolle Art „Herzlich Willkommen“ zu sagen!
Foto: Heiko Abbas, Stadt Papenburg
Wolfsburg: Bärenziehen in Sülfeld
von Städtebloggerin Valerie
Im Wolfsburger Stadtteil Sülfeld gibt es um die Wintersonnenwende eine Tradtion, ähnlich dem norddeutschen Faslam. Mit viel Lärm und Verkleidung soll so der Winter vertrieben werden. In Sülfeld wird der Faslam „Bärenziehen“ genannt und von der Jungburschenschaft (unverheiratete Männer des Ortes) veranstaltet. Ein Mitglied der Jungburschenschaft trägt ein aus Stroh angefertigtes Bärenkostüm, aber Obacht, die anderen Mitglieder sind auch verkleidet. Gemeinsam ziehen sie den Bären durch den Ort und sammeln Spenden in Form von Lebensmitteln oder Geld. Damit auch wirklich alle auf ihre Kosten kommen, dürfen die Sülfelder Frauen mit dem Bären das Tanzbein schwingen und werden dabei von der Jungburschenschaft mit lautem Gesang und Musik tatkräftig angefeuert. Diese feuchtfröhliche Tradition ist ein riesen Spaß für alle.
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