Am letzten Sonntag war eine Freundin zu Besuch, mit der ich in Bremerhaven schon viel angesehen habe. Also haben wir uns mal umgeschaut, was „fortgeschrittene Seestadtbesucher“ jenseits von Klimahaus, Auswandererhaus, Zoo und Co noch so erleben können. Hier unsere vier Tipps, die ihr rund ums Jahr umsetzen könnt.
Bremerhavens kleinste Kneipe
Der Leuchtturm „Brinkamahof“ ist ein guter Beweis dafür, dass man auch im Rentenalter noch sinnvolle Dinge tun kann: 1911 rund sechs Kilometer nördlich von Bremerhaven am Ufer der Weser aufgestellt, hat der rot-weiß geringelte Turm rund 70 Jahre lang seine Signaldienste für die Schifffahrt geleistet. Doch 1980 war damit Schluss, sein Standort musste der Hafenerweiterung weichen. Die Nachricht „Leuchtturm zu verschenken“ hat dann zwar viele Interessenten aufgerufen, doch der „Haken“ schreckte gleich wieder ab: Das 26 Meter hohe und 130 Tonnen schwere Stahl-Ungetüm musste auf eigene Kosten zum neuen Standort verladen werden.
Zugetraut hat sich das nur der Betreiber der Nordsee-Yachting GmbH und so steht der wunderschöne Turm nun seit 1980 an der Marina im Fischereihafen und strahlt romantisch-maritimes Flair aus. Man kann ihn übrigens nicht nur anschauen, sondern auch anprosten: Von Mai bis September könnt ihr dort am Freitag und sonnabends ab 20 Uhr im Grünen sitzen und die entspannende Wirkung von sich sanft im Wind schaukelnden Segelyachten genießen.
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Spaziergang mit Kurven
Keine zehn Minuten vom Trubel der Havenwelten entfernt „baumelt“ die Seele ganz prima beim entspannten Spaziergang am Ufer des Flusses „Geeste“. Sie schlängelt sich von Ost nach West einmal durch Bremerhaven. Den schnellsten Zugang hierhin habt ihr ab Auswandererhaus via Keilstraße. Entlang des Ufers erinnern werftgeprägte Elemente, wie Helgen und Kräne, an die früher hier gebauten Schiffe. Ihr fragt euch, was „Helgen“ sind? So nennt man den Platz, auf dem ein Schiff gebaut wird. Der grüne Weg am Wasser ist ein Idyll für Naturliebhaber und lädt somit auch Geocaching-Fans zum Suchen der ein oder anderen versteckten Dose ein.
Ob mit Hund oder Kind, auf dem maritimen Geestewanderweg findet jeder sein Fleckchen Erholung. Die Lütten lädt der Spielplatz am Geestebogen zum Austoben ein. Wer einen richtig langen Marsch hinlegen möchte, ist hier ebenfalls richtig, denn an der grünen Geestebrücke gegenüber dem Historischen Museum startet der 7,5 Kilometer lange „Geeste-Wanderweg“. Der malerische Weg endet an der Schiffdorfer Stauschleuse, doch auch zwischendurch hat man natürlich immer die Möglichkeit abzubiegen oder umzukehren.
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Scherenschnitte aus Stahl
Wenn ihr beim Spaziergang am Wasser gern für euch seid und einen versteckten Platz sucht, dann seid ihr auf der Kaje Handelshafen genau richtig. Trotz des nach Trubel klingenden Straßennamens ist dort nämlich ziemlich viel Ruhe. Und der Ausblick ist fantastisch: Unmittelbar vor euch am baumbestandenen Ufer liegen schmucke Segelyachten im Wasser, hinter euch schiebt sich langsam und gemächlich das ein oder andere Schiff durch ein Schleusentor und gegenüber glitzert eine ungewöhnliche Fassade in schwarz-weiß Optik. Mit einem Blick habt ihr den Weser Yacht Club, die Doppelschleuse und eine Dependance des Alfred Wegener Instituts erfasst.
Hingucker sind auch die lebensgroßen Scherenschnitte aus Stahl, die erst vor kurzem dort aufgestellt wurden. Sie zeigen die Silhouetten Bremerhavener Persönlichkeiten, die für die Stadt Herausragendes geleistet haben. So wird dort an Adolf Buchholz erinnert, der den Handelshafen 1857 und 1862 bauen ließ. Es sei ihm heute noch gedankt, denn mit den hochwertigen Wohnhäusern, der geschmackvollen Befestigung der Kaje aber vor allem mit der rund 20 Meter langen Holzbank, auf der sich so schön chillen lässt, ist dieser Platz etwas für Genießer des urbanen maritimen Lebens.
Anfahrt: Ihr parkt am „Berliner Platz“ und lenkt eure Schritte zur grünen Drehbrücke, rechts davor geht der Weg „Kaje am Handelshafen“ ab.
Urwüchsiger Künstlergarten
Romantiker wie ich kommen in „Thieles Garten“ ganz auf ihre Kosten. Im Norden Bremerhavens gelegen (im Stadtteil Leherheide), ist dieser Park ein echter Geheimtipp für Kunst- und Kulturfreunde. Und für Menschen, die unter Garten nicht nur Rasenflächen und exakt ausgezirkelte Blumenbeete verstehen. Denn die namensgebende Künstlerfamilie Thiele hat hier in den 1920er und 1930er Jahren mit exotischen Bäumen und verspielten Skulpturen ein kleines Paradies und eine urwüchsige Oase geschaffen. Lasst euch einfach treiben und folgt neugierig den Nymphen und Waldgeistern entlang der verschlungenen Pfade, denn für Auge und Kamera ergibt sich alle paar Meter in dem 20.000 Quadratmeter großen Grundstück am Mecklenburger Weg ein lohnendes Ziel.
Im Jahresverlauf finden auch immer mal wieder Veranstaltungen statt, Ausstellungen, Lesungen oder Konzerte, für die in einer offenen Galerie oder dem Terrassencafé Platz geschaffen wird. Und, na klar, auch für Hochzeitsfeiern eignet sich dieses zauberhafte Ambiente ebenfalls.
Wasser darf in einer Stadt wie Bremerhaven nicht fehlen, daher freut euch auf viele kleine und auch größere Teiche, efeuumrankt und schilfbewachsen. Beim Spaziergang müsst ihr auch die Moorkate suchen, denn Gebäude, Skulpturen, Wegeführung und Bewuchs vermitteln zusammen nachdrücklich, wie außergewöhnlich individuell diese Parkanlage ist. „Thieles Garten“ hat bis auf montags von 10.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Im Sommer wird um 20.00 Uhr das große Tor abgeschlossen.
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Katzenbedarf meint
Toller Artikel, gefaellt mir gut. Ich habe diesen auf FB geteilt und einige Likes
dafuer bekommen. Weiter so!