Bestimmt kennt ihr das: Auf den hektischen alltäglichen Wegen kann man tausende Male entlanglaufen und dennoch hat man fast nichts von ihnen gesehen. Man denkt an den nächsten Termin, überlegt, was man später einkaufen muss oder achtet auf den Straßenverkehr. Deshalb entschloss ich mich am letzten Wochenende, bei einem entschleunigten Gang durch die Stadt, Wilhelmshaven mal von einer anderen Perspektive aus zu betrachten. Von StreetArt bis WallArt eben.
Dabei begab ich mich gezielt auf die Suche nach den großen Wandgemälden an verschiedenen Hausfassaden, welche alle vom Wilhelmshavener Künstler Buko Königshoff gemalt wurden. Im Laufe der nächsten Jahre sollen noch weitere Kunstwerke die Gebäude der Stadt verzieren.
Diese Gemälde sind eigentlich nicht zu übersehen
Unweit vom Bahnhof in der Luisenstraße erblicke ich das erste große Wandgemälde aus dem Jahr 2013. Es ist eine übergroße Kopie des Bildes „Die Werft Wilhelmshaven“ vom regionalen Maler Franz Radziwill. Welcher lange Zeit im Nordseebad Dangast wohnte und 1983 in Wilhelmshaven verstarb. Das Bild ist 11,40 m mal 9,40 m und somit über 100 Quadratmeter groß. Von unten lässt sich das gar nicht richtig abschätzen. Woher ich die Größe trotzdem kenne? Ganz einfach: Einige Meter vor dem Bild wurde ein kleines Hinweisschild mit interessanten Informationen zum Werk angebracht.
Weiter geht es durch den wunderschönen Kurpark. Dort nehme ich mir die Zeit mich auch mal eine Weile bewusst auf die Bank zu setzen, um das emsige Treiben und Geschnatter der Enten zu beobachten. Als ich weiter gehe gelange ich sogleich zum nächsten Wandbild. Etwas versteckt befindet es sich in der Wasserturmstraße, einer kleinen ruhigen Seitenstraße.
Es ist ein Abbild des Gemäldes „Herrlichkeit Kniphausen“ des Wilhelmshavener Künstlers Peter Geithe, welches die Hausfassade der Hausnummer 4 ziert. Das Original ist ursprünglich ein nur 29 mal 29 cm großes Aquarell aus dem Jahr 2007. Zu sehen ist das Schloss Kniphausen, das sich im Norden Wilhelmshavens befindet.
Von diesem Bild führt mich nur ein kurzer Weg zum Gebäude mit dem dritten Wandbild in der Bismarckstraße. Obwohl ein Baum einige Meter davorsteht, „leuchtet“ es mir schon von Weitem mit seinen kräftigen Farben entgegen. Auf dem Hinweisschild direkt am Haus erfahre ich, dass es ein Abbild des Gemäldes „Norddeutsche Landschaft“ von Heiner Altmeppen ist (welches übrigens in der Kunsthalle Emden zu sehen ist). Mit diesem Werk ist die flache Landschaft hier oben wirklich gut getroffen, wie ich finde. Die einzigen Hügel, die es hier gibt, sind nämlich die Deiche.
Nächster Stop: Peterstraße!
Hier befindet sich die größte Nachbildung von Vincent van Gogh’s Werk „Caféterasse am Abend“ bestaunen lässt. In Rund 60 Stunden entstand das 99 m² große Wandgemälde. Mit seinen bunten Farben hellt es seine Umgebung und meine Stimmung auf. Hätte sich wohl keiner vorstellen können, dass man mit einer elf Meter hohen und neun Meter breiten Wandmalerei so viel französisches Flair nach Wilhelmshaven zaubern kann?
Nun suche ich das letzte und neuste 150m² große Gemälde am Banter Weg auf, welches u.a. die Kaiser-Wilhelm-Brücke zeigt und, durch den Geschäftsführer der Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH Michael Diers inspiriert, von Buko Königshoff gestaltet wurde.
Meiner Ansicht nach bereichern die neuen großen Wandgemälde das Stadtbild ungemein. Ich hoffe, dass noch viele weitere Bilder die Hausfassaden in Wilhelmshaven schmücken werden. Ziel soll es wohl sein, die größte begehbare Galerie entstehen zu lassen.
Kastenförmige Kunst – Stromhäuschen werden zu Leinwänden
Weniger augenscheinlich, dafür zahlreicher und nicht minder kunstvoll, sind in Wilhelmshaven die Stromhäuser der GEW. Bisher wurden sie von mir auf meinen Alltagswegen nicht genug beachtet. Während meiner Entdeckungstour durch die Stadt habe ich mir aber die Zeit genommen auch diese bewusst in Augenschein zu nehmen. Auf Grund dessen das sich die Bilder auf den Wänden teilweise thematisch sehr an der Umgebung orientieren und sich somit bestens in das Gesamtbild einfügen, fallen viele der Häuschen kaum auf.
Beispielsweise steht mitten in der Innenstadt ein kleines „Gebäude“ mit Fenstern und Tür. Während am Banter See, Wasser, Holzsteg und Möwen die Wände schmücken. Mir gefallen die Gestaltungen sehr gut und sie zeigen, dass nun mal notwendige Objekte nicht nur rein funktionell sein müssen. Im gleichen Zug können sie das Stadtbild, so ganz nebenbei, sogar verschönern.
Internationales StreetArt Festival in Wilhelmshaven
In der Innenstadt angekommen sehe ich auf dem Boden noch einige bunte Überbleibsel verschiedener Bilder, die von den StreetArt Festivals der letzten Jahre stammen. Ich kann mich noch sehr gut an die beeindruckenden 3D-Bilder erinnern. Es ist schon erstaunlich, wie leicht sich das Gehirn in die Irre führen lässt, und die Figuren der Bilder plötzlich vor einem stehen. Das immer bekannter werdende Festival der Straßenmalerei findet in diesem Jahr vom 04. bis zum 05. August statt. Bereits zum achten Mal und es wird wieder zehntausende Kunstbegeisterte in die Stadt locken.
Drei verschiedene Arten von Künstlern werden das StreetArt Festival bespielen. Aus den Kategorien 3D, Kopisten und freie Straßenmaler werden sich die Künstler aus der ganzen Welt messen und die Besucher mit ihren, leider vergänglichen, Werken begeistern!
[…] hat auch viele weitere Fassaden und Mauern mit Gemälden verschönert, darüber haben wir hier 2016 schon einmal berichtet. Für mich ist das eine besondere Note der Stadt.Obwohl es eher […]