Die Sache mit der Hase
Fangen wir mit der ältesten Straße in Osnabrück an: der Hasestraße. Sie heißt seit ca. 1630 so, vermutlich nach dem parallel zu ihr verlaufenden Fluss. In Osnabrück ist „Hase“ nämlich ein Fluss und die Hasestraße der älteste Handelsweg der Stadt. Er endet namentlich am Dom. Aber nur um sich als moderne Einkaufsmeile „Große Straße“ bis zum Neumarkt auszudehnen. Das ist das Gute an Osnabrück: Verlaufen kann man sich nicht, denn die „Große Straße“ zieht sich wie eine „Hauptschlagader“ durch die Innenstadt und verbindet die sich anschließenden Quartiere. Und die verdienen einen näheren Blick.
3000 Second-Hand-Platten und Kaffee auf 6 m²
Bleiben wir bei der Hasestraße, auf die man praktisch fällt, wenn man den Bahnhof Altstadt verlässt. Gleich an der ersten Ecke ist als eine Kombination aus kleinem Café und Plattenladen das Shock Records & Coffee zu finden. Ein fester Begriff ist der Laden in Osnabrück schon seit 1989. Jetzt gibt es hier als „Shop in Shop“ den wahrscheinlich kleinsten Plattenladen Deutschlands: 3.000 Second-Hand-Platten auf rund sechs Quadratmetern. Aufspüren und organisieren können die Plattenladen-Chefs jede Scheibe.
Das weiß man in der Szene und die Leute kommen – längst auch aus dem Ausland. Plattenlabel und Milchkaffee funktioniert also hervorragend. Drinnen und Draußen. Für Leute zwischen sechs und 76. Und wenn das Shock Records schließt, geht’s nebenan zu DoNeto, dem unkonventionellen Portugiesen, der die Leute bunt zusammengewürfelt auf seine wenigen Tische verteilt und eigentlich nur Wein in Flaschen auf den Tisch packt. Und noch ein Tipp: das „Hasetor-(Programm-)Kino“ direkt an der Brücke über der Hase mit nettem Biergarten. Das alles im Umkreis von maximal 50 Metern. „Kurze Wege“ ist auch so ein Stichwort für die „Streets of Osnabrück“.
Kaffeetour durch Osnabrück – Wo Kaffee probiert, genossen und zelebriert wird
Wir verlassen die Hasestraße Richtung Innenstadt nach rechts in die Lohstraße und stehen dort ziemlich direkt vor dem ersten der Kaffeeläden und Röstereien, die sich in den letzten Jahren in Osnabrück angesiedelt und die Aufenthaltsqualität merklich erhöht haben. Das „Ferdinands“ ist die jüngste Kaffeebar: Hinter einem schön geschnitzten Portal verbirgt sich eine kleine Manufaktur, die Wert auf höchste Qualität legt. Kaffeeverkostung statt nur „Kaffee trinken“ hat man sich hier auf die Fahnen geschrieben, sitzt zwischen Kaffeesäcken und Holzkisten sehr gemütlich und erfährt – wenn man will – eine Menge über Herkunft und Röstung.
An ihrem Ende trifft die Lohstraße auf die Bierstraße, die mitten hinein in die Altstadt, zum Marktplatz mit Rathaus und eben auch zum nächsten Kaffeeladen führt. Der Kaffeeladen WILD in der Krahnstraße ist ein Ort für echte Experten. Und ein Ort, an dem man bestens beraten wird was die chromglänzenden Maschinen angeht, egal ob gebraucht oder neu.
Redlinger, Hansekogge und noch mehr Kaffee
Sichtbares Überbleibsel von Osnabrücks Geschichte als Hansestadt ist der hölzerne, klettertaugliche Nachbau einer alten Kogge. „Gestrandet“ im Sand mitten in der Stadt. Rundherum Cafés und Kneipen, Liegestühle und Holztische. Das sonnige Örtchen (offiziell: Adolf-Reichwein-Platz) zwischen Kamp-Promenade und der Redlingerstraße teilen sich Studenten, Familien und alle, die sich Zeit für eine kleine Pause nehmen. Einfach ein Lieblingsort für viele. Vielleicht auch, weil die Redlingerstraße um die Ecke liegt.
Die „Redlinger“ ist so was wie ein kleiner Kiez in Osnabrück: Hier hat sich versammelt, was nicht überall zu haben ist. Second Hand und Fair Trade-Labels, ein Comic-Spezialist, Süßes und Buntes und natürlich auch Kaffee. Die „Barösta“ ist eine Kaffeebar mit Wohnzimmeratmosphäre und seit kurzem einer kleinen Rösterei. Geröstet wird auf einem historischen Röster der Kultmarke „Probat“.
Gourmet-Ritter auf dem Wochenmarkt
Der Platz vor dem Dom ist sehr groß und meistens sehr überschaubar. Samstags allerdings wimmelt er von Fahrrädern, denn nebenan ist Wochenmarkt. Der ist so gut wie viele andere auch – aber in manchem eben doch noch etwas besser. Oliver Warhus hat hier seinen Käsestand und ist von der Zeitschrift „Feinschmecker“ auf die Liste der führenden Käsehändler Deutschlands gesetzt worden.
Als „Chevalier du Taste Fromage de France“ hat er den Ritterschlag für seine Verdienste als Botschafter französischer Käsekultur in Deutschland erhalten. Den Titel teilt er sich mit so prominenten Persönlichkeiten wie Ulrich Wickert, Paul Bocuse oder Giscard d’Estaing. Studiert hat er Betriebswirtschaft … das Käse-Gen liegt wohl in seiner Familie.
Es gibt sie noch – zum Glück: echte Fachgeschäfte
„Hollfeld“ ist so eines, an das man sich aus der eigenen Kindheit erinnert. Hollfeld liegt in der Krahnstraße, gegenüber der beliebtesten Eisdiele und praktischerweise gleich neben zwei weiteren Fachgeschäften für Wein (mit der schönsten Fachwerkfassade der Stadt) und für Gewürze. Vor der Auslage von Hollfeld leuchten Männeraugen angesichts von Akku-Schraubern, Modellflugzeugen oder einer Sammlung hochwertiger Taschenmesser. Glückliches Leuchten aber auch in den Augen der Frauen, wenn die Verkäufer freundlich und wie selbstverständlich den Fachbegriff für ein umständlich beschriebenes Dings nennen, zielsicher zu einer Schublade gehen, um das Gewünschte aus einem kleinen Fach herauszunehmen. Hier gibt es sie noch: einzelne Schrauben, Federn, Muttern, Stifte, Ringe, Verschlüsse etc. Und Kundinnen, die sich verstanden fühlen.
Durch die Krahnstraße
geht es weiter Richtung Neumarkt und man passiert dabei den Nikolaiort. Statt der früheren St. Nikolaus Kapelle stehen hier heute Tische und Stühle vor Restaurants und Bistros. Ein „Pausenort“ mitten im Getriebe. Seit 1891 ist hier auch „Carl Schäffer“ mit dem Zusatz „Hoflieferant“ zu Hause. Der „Hoflieferant“ ist mittlerweile von einem übergroßen pinkfarbenen Bären abgelöst worden, der seit Mitte der 70er mit „Schäffers Kinderland“ von der Fassade grüßt und klar macht, worum es bei „Schäffer“ geht: Um Träume, die groß werden dürfen.
Vor über 100 Jahren
Vom Nikolaiort sind es nur ein paar Schritte bis zu dem größten, Inhaber geführten Modegeschäft in Osnabrück „L+T“. Manche vermuten, es sei das größte im Norden.
Vor über 100 Jahren als Modehaus Alsberg und Co. gegründet, im Dritten Reich arisiert und bei einem Bombenangriff 1942 vollständig zerstört, bauten es die neuen Besitzer Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann ab 1945 wieder auf. Seitdem ist das Modehaus zu der Mode-Erlebniswelt L+T auf 20.000 Quadratmetern auf drei Etagen angewachsen. Man könnte die Übersicht verlieren, was auch nicht schlimm wäre. Denn der Weg in eines der Cafés am Lichthof, die auf jeder Etage eingerichtet sind, verhilft zu neuem Überblick.
Jemand, der sich im gesamten „Laden“ wirklich auskennt, ist Gabriele Silz. Die professionelle Stilberaterin im Modehaus L+T steht für eine spontane Modeberatung zur Verfügung. An Freitagen und Samstagen empfiehlt sich allerdings eine Terminabsprache. Den Einkauf bei L+T planen tatsächlich viele als festes Ziel mit viel Zeit ein. Der Grund liegt nicht allein in dem sehr guten Gastronomieangebot im Obergeschoss. Die Kombination aus hochwertigen Marken, kompetenter Beratung und einem großzügigen Kundenservice hat sich herumgesprochen.
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