Heute begebe ich mich auf eine kulinarische Reise durch Stade auf der Suche nach nachhaltigen Restaurantkonzepten. Begleitet mich doch gerne auf meinem „Full Day of Eating“ in Stades Gastronomie. Auf der Reise mit dem Fokus nachhaltiges Schlemmen interessieren mich auch besonders die Gastronomen und ihre Ideen zur Umsetzung nachhaltiger Konzepte in Restaurants.
Velero – Schlemmerfrühstück mit Hafenblick
Zum Frühstück folge ich der Empfehlung einer Freundin und gehe ins „Velero – Brassérie und Backwerk“ direkt am idyllischen Stader Stadthafen und mit Blick aufs Wasser. In der Speisekarte erwarten mich verschiedenste Frühstücksvariationen. Hier gibt es alles vom klassischen belegten Brot über abwechslungsreiche Aufschnittplatten mit Rührei bis zu gesunden Bowls und Müslis.
Beim Durchstöbern der Speisekarte fällt mir auf, dass darin sogar die Lieferanten der Produkte aufgeführt werden: Alle aus der näheren Umgebung. Das finde ich natürlich toll und komme darüber mit der Betreiberin des Velero ins Gespräch.
Frühstücksfee mit Liebe zum Detail
Suzan betreibt das Velero mit Leidenschaft und viel Liebe zum Detail. Nicht umsonst wird sie heimlich als Frühstücksfee bezeichnet, denn kein Detail auf den farbenfroh angerichteten Tellern wird dem Zufall überlassen. Ein bisschen stolz sei sie schon, wenn ihr ein Arrangement besonders gut gelinge, gibt sie bescheiden zu. Und das zurecht, wie ich finde.
Suzan’s Herz hat schon immer für die Gastronomie geschlagen und somit konnte sie sich mit dem Velero ihren Kindheitstraum erfüllen. Besonders wichtig ist es ihr, die Gäste mit frischen Produkten, optischen Highlights und den neusten kulinarischen Trends zu verwöhnen – und das Ganze dann noch mit einem guten Gewissen umzusetzen.


Als erstes Restaurant in Stade, das ein abwechslungsreiches veganes Speisenangebot auf den Tisch brachte, konnte das Velero direkt eine neue Zielgruppe ansprechen. Diese achtet häufig sehr auf das Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Da war es klar, dass das Thema Nachhaltigkeit umfänglicher angegangen werden müsse. Anders als in so manch anderem Gastronomiebetrieb wird beim Velero täglich frisch und in kleinen Mengen eingekauft. Das Obst zum Anrichten variiert je nach Saison und ausgewählte Produkte werden in Bio-Qualität serviert. Zusätzlich hat Suzan eine Idee entwickelt, um ihre gekauften Früchte, so gut es geht, vollständig zu verwerten. Aus Früchten mit optischen Fehlern oder Teilen, die beim Zuschnitt von Dekoration übrigbleiben, zaubert die Gastronomin leckere Marmeladen. Diese bietet sie anschließend zum Frühstück an. Lebensmittel, die gerade nicht nachgefragt wurden, isst Suzan’s Familie selbst oder ihr Team nimmt diese mit nach Hause.
Gastronomin mit großem Herz
Und auch abseits von ihren Mitarbeitern hat Suzan ein großes Herz. Sie erzählt mir voller Rührung von einer Aktion, die sie in der letzten Weihnachtszeit ins Leben gerufen hat: Weihnachtsplätzchenbacken für Kinder und der Erlös kommt vollständig dem sozialen Engagement von „Flügelchen e. V.“ zugute. Der Verein betreut schwerkranke Kinder als mobile Kinderkrankenpflege, um ihnen einen möglichst stressfreien Heilungsprozess ohne Klinikaufenthalt zu ermöglichen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen denkt die Betreiberin des Velero zurück an das lebhafte Treiben, bei dem die Kinder den gesamten Gastraum in eine Plätzchenmanufaktur verwandelt haben. Eine Fortsetzung der Weihnachtsbäckerei für Kinder kann sie sich sehr gut vorstellen.
Langschläfer kommen im Velero auch am Mittag und Abend noch auf ihre Kosten. Schmackhafter Mittagstisch, liebevoll angefertigte Kuchen und Torten oder ein Sundowner im Liegestuhl laden zum Verweilen ein.
Nach dem leckeren Frühstück schlendere ich gut gelaunt um den Stader Fischmarkt in Richtung Shoppingmeile. Kennt ihr schon meinen Blogbeitrag über die kunstvollen Ausblicke rund um den Fischmarkt? Schaut doch gerne mal rein und lest, was mich auf dem Weg so erwartet.
Memories – Burgerparadies inmitten der Stader Altstadt
Zum Mittagessen bei meinem „Full Day of Eating“ gehe ich in das Restaurant „Memories“ mitten im Herzen der Altstadt. Die Entscheidung in der umfangreichen Speisekarte fällt mir wirklich schwer: Flammkuchen, Pizzen, Salate und duftende Pasta-Gerichte werden an mir vorbei getragen. Jedoch sehen die Burger, die ihren Weg aus der Küche zum Gast finden, so hervorragend aus, dass auch ich mich für einen saftigen Burger entscheide. Eine gute Wahl und absoluter Dauerbrenner im Memories – das erfahre ich von Mo, dem Chef hier.
Quereinsteiger mit Sinn für Gemeinschaft
Mo ist ein Quereinsteiger im Gastrogeschäft und hat in der Branche seine Leidenschaft entdeckt. Sein Geheimrezept für mehr Nachhaltigkeit in Stade ist die Gemeinschaft. Kaum eine Woche vergehe, in der er nicht im Austausch mit den Kollegen aus den anderen Restaurants sei. Sein Ziel: gemeinsam an einem Strang ziehen, die Kommunikation untereinander und nach außen hin fördern und Kooperationen erarbeiten. Diesen starken Sinn für Gemeinschaft spürt man auch im „Memories“. Dort ist nicht nur er, sondern auch täglich seine Schwester anzutreffen.


Neben der Kraft der Stader Gemeinschaft setzt Mo beim Thema Nachhaltigkeit auf Regionalität der Produkte und ein nachhaltiges Müllmanagement. Dieses beinhaltet eine korrekte Mülltrennung, Reduktion von Abfallprodukten und den Verzicht auf Verpackungen aus Plastik. Zusätzlich ist für den Gastronomen ein gut kalkulierter Einkauf das A-und-O, um stets frische Produkte anbieten zu können. Gleichzeitig kauft er so nur die Mengen ein, die auch wirklich aufgebraucht werden. Und wenn dann doch mal das Steak ausgeht, dann gibt es ja noch die Nachbarschaft. Für die Gäste war es immer ein Highlight, wenn die Fleischerin von gegenüber höchstpersönlich in Arbeitsmontur und mit einer Kiepe gerade aufgeschnittener Steaks in das Memories kam – frischer und sympathischer geht es ja kaum.
Der Fisch muss schwimmen – oder wie war das?
Zu den sorgfältig ausgewählten Speisen serviert das Team im Memories verschiedenste Getränkespezialitäten, die zu großen Teilen in Bio-Qualität gewählt werden. Hinzu kommt von der anderen Elbseite, nämlich aus Hamburg, das Brötchen von meinem super leckeren Burger. Ebenso Limonaden aus der Hamburger Fritz-Produktion und Fair-Trade-Kaffee für den kleinen Wachmacher zwischendurch. Besonders im Sommer gibt es für mich keinen Memories-Besuch ohne Iced-Caramel-Macchiato, meine absolute Lieblingskaffeespezialität. Ebenfalls von der Elbe, jedoch direkt aus dem Landkreis, gibt es hauptsächlich im Sommer und Herbst die berühmten Altländer Obst- und Gemüsesorten, sowie Saft aus Altländer Äpfeln.
Am Wochenende oder zu späterer Stunde bietet die umfangreiche Drinks- und Cocktailauswahl optimale Bedingungen, um den Tag bei einem gekühlten Getränk ausklingen zu lassen.
Drogerie – Wo Kräuterkunde auf Kulinarik trifft
Für den kleinen Hunger am Abend zum Ende meines „Full Day of Eating“ zieht es mich in die gemütliche Große Schmiedestraße mit ihren niedlichen Fachwerkhäusern und dort in die Drogerie. Hier überrascht mich ein für mich ganz neues und sehr ausgefallenes Konzept – Gastronomin und Köchin Julia erklärt mir, wie es funktioniert.
In der Drogerie, deren Räumlichkeiten in der Historie tatsächlich für viele Jahre eine Drogerie beherbergt haben, serviert Julia am Abend zu jedem Getränk einen Appetithappen nach dem Überraschungsprinzip. Dieses „Aperitivo Konzept“ nach italienischer Tradition ermöglicht es ihr, das Speisenangebot sehr nachhaltig zu gestalten. Hier wird quasi „gegessen, was auf den Tisch kommt“, also immer das, wofür sie zuvor frisch eingekauft hat – praktisch, so kommt alles frisch auf den Teller und nichts verkommt.
„Als Gast darf man in der Drogerie ein gewisses Maß an Experimentierfreude mitbringen und offen für neue Geschmäcker und Lebensmittel sein“, empfiehlt die Gastgeberin höchstpersönlich. Neben klassischen Spritzgetränken und bekannten Cocktails, stehen auch einige eher untypische Varianten auf der Getränkekarte. Oxymel- oder Ayurveda Spritz waren mir bisher unbekannt. Eine ganze Reihe an Getränken auf Kräuterbasis sowie fermentierte Beete-Säfte ergänzen das spannende Angebot.
Wo das gewisse Etwas herkommt
Julia ist schon seit 30 Jahren Mitglied der Gastronomie-Branche und hat sich mit der Drogerie ihren Lebenstraum erfüllt. Nach der klassischen Koch-Ausbildung hat sie im Laufe ihrer Karriere noch eine Ausbildung zur Ayurweda-Köchin und zur Diätköchin gemacht. Seit 2021 trägt Julia zudem den Titel „Wildkräuterpädagogin – eine außergewöhnliche Kombination, die für Kulinarik mit Pfiff sorgt in dem kleinen Fachwerkhaus an der Ecke der großen und kleinen Schmiedestraße.


Die Gastgeberin achtet bei der Auswahl ihrer Produkte sehr auf Bio-Qualität und kauft vorwiegend saisonal und frisch ein, es gibt immer das, worauf sie gerade Lust hat. Jedoch findet Fleisch in der Drogerie grundsätzlich keinen Weg in die Küche. Alle Gerichte hier sind vegetarisch oder vegan, gerne auch zucker- oder glutenfrei. Julias Restaurantkonzept birgt den großen Vorteil im Puncto Nachhaltigkeit, dass es kaum Verschwendung von Lebensmitteln gibt: Es werden nur die Mengen eingekauft, die auch benötigt werden und aus nicht verbrauchten Produkten wird das Gericht für den nächsten Tag gezaubert. Über übriggebliebenen Kuchen freuen sich die Mitarbeiter und Julia selbst.
Wer am Mittag oder Nachmittag Lust auf einen Besuch in Julias Drogerie hat, wird an ausgewählten Tagen mit einem Mittagsgericht versorgt. Später darf man sich auf ein saftiges Stück hausgemachte Torte und dazu über heiße Getränkespezialitäten in Bio-Qualität freuen.
Fazit meines „Full Day of Eating“
Mein kulinarisches Abendteuer durch Stades nachhaltigste Restaurants kommt mit einem guten Gewissen trotz vollem Bauch zu seinem Ende. Hier mein persönliches Fazit: Die Ideen, Umsetzung und Konzepte der drei unterschiedlichen Gastronomiebetriebe können sich sehen lassen und bieten einen guten Anfang für das Thema Nachhaltigkeit. Dennoch gibt es in Stade in dieser Hinsicht noch viel zu tun. Lecker und abwechslungsreich war mein „Full Day of Eating“ in Stade aber auf jeden Fall. Lust auf mehr kulinarische Tipps? Dann schaut mal hier.
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