Ein Spaziergang auf den Spuren von Skulpturen, Fachwerkkunst und Co.
Ist das Kunst oder kann das weg? Die Frage stellt sich in Stade gar nicht erst, denn viele Kunstobjekte in der Stader Altstadt sind fest in der Historie der Hansestadt Stade verwoben. Ich begebe mich auf einen Spaziergang rund um den Stader Fischmarkt und halte die Augen offen für kunstvolle Ausblicke auf meinem Weg.
Kunstsammlung am historischen Fischmarkt
Der Stader Fischmarkt ist bekannt für seine vielfältige Restaurantkultur und malerisches Ambiente. Beim genauen Hinsehen jedoch lässt sich an jeder Ecke Kunst jeglicher Art erkennen. Kaum übersehbar und typisch für die Region sind die kunstvoll verzierten und liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser, die den Hansehafen säumen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Kunsthaus Stade: Seine Fassade besteht aus aufwendiger Fachwerk-Kunst und mühsam erbauten Traufen und ist damit eines der prachtvollsten Fachwerkhäuser in der Stader Altstadt. Kunstvoll ist es nicht nur äußerlich. Im Inneren befindet sich ein Museum, das regelmäßige Ausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst beherbergt. Wer sich auf eine Reise ins Innere des geschichtsträchtigen Gebäudes begeben möchte, findet hier den passenden Blogbeitrag dafür.
Alles nur Fassade?!
Neben dem kunstvollen Fachwerk sticht ein Haus ganz besonders heraus: das Bürgermeister-Hinze-Haus. Seine leuchtend orange Fassade ist über den gesamten Fischmarkt unverkennbar. Das Haus ist ein Kunstwerk aus 1621, dessen Sandsteinfassade im Stil der Weser-Renaissance errichtet wurde. Alles nur Fassade?! In diesem Fall ja, denn das Haus hinter der prunkvollen Fassade musste 1930 aufgrund seiner schlechten Bausubstanz abgerissen und neu errichtet werden.
Foto- und Postkartenmotiv: Ewer Willi
Ein besonders kunstvoller Ausblick erwartet mich beim Blick hinunter ins historische Hafenbecken. Ruhig treibt dort der Ewer Willi auf dem Wasser, sein hölzerner Mast ragt weit über die Kaimauern hinaus. Gemeinsam mit den Gebäuden drum herum ist der Willi das Postkartenmotiv Nr. 1 aus Stade. Wer mal da war, versteht auch schnell, warum. Wie ein gemaltes Kunstwerk schmiegt sich der Ewer von 1926 in die Hafenkulisse und verleiht dem Fischmarkt maritimes Flair.
Mutter Flint mit dem Stint
Gleich neben dem Ewer treffe ich auf eine Koryphäe aus den Zeiten, als der Fischmarkt noch Handels- und Warenumschlagszentrum war. Margarete Flint, heute in Stade bekannt als „Mutter Flint“, lebte vor 170 Jahren. Heute erinnert eine detailliert ausgearbeitete Bronzestatue am Fischmarkt an sie und ihren Fischverkauf, der sie schon damals zu einer Berühmtheit machte. Das lag nicht nur an dem Fisch, den sie verkaufte – der fangfrisch und mit Sicherheit sehr gut war – sondern viel mehr, an der Art, wie sie ihn zu ihrem Stand transportierte. Bis zu ihrem 88. Lebensjahr schob sie Aal, Hering, Seezunge und Stint im Kinderwagen über den Fischmarkt. Da ist schnell klar, woher der Name „Mutter Flint“ kommt.
Hier ist Muskelkraft gefragt
Das nächste außergewöhnliche Gebäude, das meine Aufmerksamkeit erregt ist der alte Holztretkran. Einst gab es mehrere solcher Holzkräne, die dazu dienten, die Ladung der Schiffe zu löschen, also zu entladen. Damals war außen am Gebäude ein Holzrad montiert, in dem zehn bis zwölf Männer schufteten, um den Kran zu beitreiben. Der ursprüngliche Tretkran fiel dem großen Stadtbrand von 1659 zum Opfer und wurde kurz darauf in etwas modernisierter Form ersetzt, die Treträder befanden sich fortan im Inneren des Krans. Mit dem Rückgang des Seehandels und dem Ausbau der Straßen mussten die Kräne weichen – der Lärm der Treträder war ohnehin kaum zu ertragen. Das heute bekannte Postkartenmotiv ist eine Nachbildung, die nach einem Vorbild in Lüneburg gebaut wurde. Nichtsdestotrotz ein kunstvoller Ausblick in Stade.
Ein Schiff auf dem Trockenen
Mein Spaziergang auf den Spuren von Skulpturen, Fachwerkkunst und Co. führt mich einmal um den Hansehafen herum, denn aus der Ferne hab ich schon das nächste Schmuckstück entdeckt. Ein historisches Schiff: Allerdings nicht, wie man meint, im Wasser, sondern auf steinernem Sockel. Die Bronzeskulptur der „Hansekogge“ war ein Geschenk zum 1000. Geburtstag der Stadt und stammt von 1994. Zu Hansezeiten fuhren mit Waren beladene Koggen durch die Schleuse am Baumhaus-Museum, um im Hansehafen ihre Lieferung abzuladen. Heute erinnert nur noch die Kogge auf dem Sockel an dieses Bild.
Diesen Spaziergang auf den Spuren der Kunst in Stade könnte ich wohl noch ewig weiterführen: Das historische Rathaus, das wundervolle dreigeschossige Traufenhaus, den Märchenbrunnen am Pferdemarkt, den Stader Zoo und so vieles gibt es noch zu entdecken. Für mich ist das definitiv Grund genug für eine Wiederholung des Ausflugs.
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