Mit Wein verbinde ich immer den einzigartigen Urlaub in der Provence. Der Gedanke an bezaubernde Landschaften, malerische Altstädte und die Tradition, jeden Abend im Garten gemütlich ein Glas Wein mit meinen Freunden zu trinken. Und all das inmitten des kulturellen Südens von Frankreich. Der Gedanke daran lässt mich unweigerlich auf Wolke sieben schweben. Dies geht aber auch fernab von „La France“ im niedersächsischen Celle. Der Weinmarkt in der Altstadt ist dem französischen „Savoir Vivre“ schon sehr nah.
Als Tourismus-Student in Wilhelmshaven wollte ich in meinen Semesterferien praktische Erfahrung sammeln. So habe mich der Celle Tourismus und Marketing GmbH angeschlossen, die kurz vor der Durchführung des diesjährigen Celler Weinmarktes stand. Für die Residenzstadt Celle, die ich bis dahin nur mit dem Herzogschloss verbinden konnte, ist der Weinmarkt Tradition. Aus der Sicht des Veranstalters hatte ich einen interessanten Blickwinkel auf das Event. Und insgeheim hegte ich die Hoffnung, dass mich die Eindrücke auf dem Weinmarkt an die tolle Zeit in der Provence erinnern würden.
Große Vorfreude bei den Einwohnern
Einige Wochen vor dem Öffnen der ersten Weinflasche auf dem Celler Weinmarkt, habe ich beim Verteilen der Flyer und Plakate die Bekanntschaft mit vielen einheimischen Hoteliers, Gastronomen und Celler Kaufleuten gemacht. Die Reaktionen auf die bevorstehende Veranstaltung waren fast ausnahmslos positiv. In mir erweckte das schnell den Eindruck, dass die Celler den Weinmarkt sehr schätzen und der Veranstaltung entgegenfiebern. Sowohl die Familie aus dem nahe gelegenen Hannover oder die im letzten Urlaub kennen gelernten Bekannten aus Berlin. Viele Weinliebhaber reisen zur Weinmarkt-Zeit extra nach Celle.
Meine Vorfreude und Erwartungen stiegen also von Tag zu Tag. Schließlich war das für mich der erste Celler Weinmarkt. Als Nicht-Celler war ich sehr gespannt darauf, wie so ein Großevent in einer Stadt mit rund 70.000 Einwohnern von statten geht.
Feuchtfröhlicher Beginn
Der dreitägige Aufbau lief reibungslos und ohne große Probleme ab. Die meisten Weinhändler und Imbissbetreiber kennen die Veranstaltung aus den vergangenen Jahren und wissen, auf was sie achten müssen und was sie in den nächsten Tagen erwartet. Am Mittwoch um 15:00 Uhr waren also alle Teilnehmer bereit für den Startschuss. Selbst der zur Eröffnung auf die Minute genau eintretende Regenschauer, der mit leichten Orkanböen den ein oder anderen Schirm und Bierzeltgarnituren auf ihre Standhaftigkeit prüften, erschütterte die Beteiligten nicht. In der Hoffnung, dass die Wettervorhersage Recht behält und das Wetter im Laufe der Woche immer besser werden soll, wurden die Tische für die Gäste mit Wischern so gut es geht von der Nässe ferngehalten.
Erwartungsgemäß sollten sich dennoch die meisten Gäste erst gegen 18:00 Uhr auf dem Weinmarkt wiederfinden. Ab diesem Zeitpunkt beginnt auch immer das tägliche Live-Programm auf der Bühne, welche in der Mitte des Platzes steht und von den zahlreichen Ständen und Tischen umkreist wird. Den Anfang machte Clonmac Noise aus Wolfsburg. Mit Fiddle, Akkordeon, Banjo und Gitarre spielte die Band Irish Folk-Musik und traf genau meinen Geschmack. Dem schlechten Wetter geschuldet, hielten sich die Gästezahlen allerdings im überschaubaren Bereich.
Kein Weinmarkt ohne Wahl des besten Weines
Am Donnerstagnachmittag gab es dann eine besondere Aktion: die Wahl zum besten Wein des Celler Weinmarktes. Jedes Weingut schickte einen Rot- und einen Weißwein ins Rennen, die von einer Jury probiert und anhand des Geschmackes, der Farbe und des Geruchs bewertet wurden. Musikalisch wurde die Weinprobe von der Magic Boogie Show begleitet. Ich durfte mich als Kellner probieren und habe der durstigen Wein-Kommission die beste Weinvielfalt für dieses Jahr serviert.
Obwohl ich auf der Bühne jedes Mal einen Slalom durch verschiedene Kabel, Boxen und der Band überwinden musste, konnte ich es verhindern, jemanden mit einem Riesling oder Burgunder zu begießen. Ebenso überraschend war für mich die Tatsache, dass die gutgelaunte Jury trotz einer nicht wenigen Anzahl an verköstigten Weinen auf nüchternen Magen immer noch ansprechbar war. Sie konnten die Bühne am Ende sogar heil verlassen. Vermutlich ist die Eigenschaft, trinkfest zu sein, Hauptvoraussetzung als Weinmarktjurymitglied in Celle – Chapeau für diese Leistung.
Nachdem das Wetter am Donnerstag schon teilweise gute Momente hatte, gab es ab Freitag wieder reichlich Sonnenstrahlen und perfekte Temperaturen. Spätestens da habe ich auch die angenehme Atmosphäre und großartige Kulisse wahrgenommen. Die Familie, Freunde oder Arbeitskollegen lassen den wohlverdienten Feierabend mit ein, zwei Gläschen Wein ausklingen.Begleitet von stimmungsvoller Musik, dem Duft frischgebackener Flammkuchen und im Hintergrund das von der Nachmittagssonne illuminierte Fachwerk Ensemble.
Großes Publikum feiert den Weinmarkt
Sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend müssen sich alle Einwohner von Celle auf dem Weinmarkt verabredet haben. Jeder Platz an den Tischen war besetzt. Um die Stände bildeten sich lange Warteschlangen. Selbst die Gassen zwischen den Ständen und den Geschäften der Stadt, die als Feuerwehrdurchfahrten dienen sollen, waren mit zahlreichen Besuchern gefüllt. Unterhalten wurde das Publikum am Freitag von The BeeFees aus Leipzig und der hannoverschen Band Beyond Music am Samstag. Die begeisterten Zuschauer tanzten vor der Bühne und sangen zu den beliebtesten Rock- und Pop-Klassikern mit. Obwohl die Stimmung um die Bühne herum zum Ende teilweise einem Konzert glich, nahm die ruhige und bequeme Atmosphäre vom Nachmittag nicht wirklich ab.
Ich konnte weiterhin gemütlich an den Tischen sitzen, der Coverversion von Klaus Lages „Tausend mal berührt“ lauschen und einen Traubensaft zu mir nehmen. Wer an dieser Stelle das Schwärmen von edlen Rotweinen und erlesenen Weißweinen vermisst, den muss ich leider enttäuschen. Mal davon abgesehen, dass ich offiziell die ganze Zeit im Dienst war und sowieso nichts trinken durfte, überlasse ich das Philosophieren von guten Weinen lieber den Experten und den neugierigen Lesern, die ab sofort den Weinmarkt in Celle besuchen möchten. Aber eines kann ich verraten: der Traubensaft, Flammkuchen und die Crêpes waren ausgezeichnet!
Am letzten Tag des Celler Weinmarkts war ich leider nicht zugegen, habe mir aber sagen lassen, dass die Veranstaltung ein schönes Ende nahm. Für gute Stimmung sorgten am Sonntag die Celler Dixie Trio plus One: „Jazz for Fun“ und Marc Summer Duo.
Fazit
Der Celler Weinmarkt gehört für mich ab sofort zu einem meiner Sommerhighlights in Niedersachsen! Umgeben von eindrucksvollen und charmanten Fachwerkhäusern der historischen Altstadt, flanierte ich auf dem Fest des Rebensaftes. Ich habe mich zwischen den kleinen aber feinen Weinständen pudelwohl gefühlt. Hinsichtlich Wein und kulinarischen Köstlichkeiten war das Angebot für mich ideal. Auf der einen Seite nicht zu groß und dennoch abwechslungsreich, auf der anderen Seite nicht zu klein aber trotzdem übersichtlich. Trotz nassem Beginn sind alle Weinliebhaber und die, die es nochmal werden wollen, voll auf ihre Kosten gekommen. Zur Organisation und zum Ablauf der Veranstaltung, auch hinsichtlich des vielseitigen Bühnenprogramms von Jazz bis Irish Folk, kann man allen Verantwortlichen nur ein großes Kompliment aussprechen.
Ohne einen Vergleich zur Provence zu wagen, hat der Celler Weinmarkt es auf seine eigene Art geschafft, eine romantische und Wohlfühl-Stimmung zu verbreiten. In diesem Sinne beende ich meinen Beitrag so wie ich ihn in der Überschrift begonnen habe: Santé et à l’année prochaine, Celle!
Informationen bekommt Ihr unter www.celle-weinmarkt.de
Heino meint
Ich freue mich auf die Magic Boogie Show am Donnerstag mit einem schönen Schoppen.
Andrea meint
Hallo Heino! Viel Spaß dabei! Viele Grüße
Winzerweine.de meint
Wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal dabei und freuen uns auf fünf tolle Tage – das Wetter ist ja unglaublich! 🙂
Andrea meint
Vielen Dank für das nette Feedback! Wir wünschen Euch richtig viel Spaß. Erzählt uns, wie es war. Liebe Grüße aus Celle