Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, habe ich meistens etwas Bestimmtes vor. Ich habe einen Termin, ich will shoppen gehen oder essen. Kaum einmal fällt der Blick nach rechts, nach links, nach oben oder nach unten. Aber manchmal nehme ich mir die Zeit, um die Stadt ohne Termindruck, Hunger oder Kauflust zu entdecken. Und ich bin immer wieder erstaunt, was es alles zu sehen gibt, wenn man Gifhorn mal mit Muße erkundet.
Kunst im öffentlichen Raum
Kunst muss nichts kosten. Die Eintritte in die Museen und Ausstellungen in Gifhorn und Umgebung sind zwar nicht teuer, aber im öffentlichen Raum gibt es Kunst umsonst und draußen. Skulpturen, Denkmale, Plastiken und kreative Tonplatten gibt es in der Mühlenstadt zu entdecken.
Kunst erzählt Geschichte
Die öffentlichen Kunstwerke stehen nicht einfach nur da und sind hübsch anzusehen. Sie alle erzählen eine Geschichte. Oder besser formuliert: Sie erzählen mit ihrer Wirkung, ihrer Form und ihren Materialien Gifhorner Geschichte.
Kunstpfad zu den Sehenswürdigkeiten
In der Fußgängerzone gibt es eine ganz besondere Bodengestaltung: Ein Kunstpfad führt zu den Sehenswürdigkeiten in der Altstadt. Alle fünf Meter liegen Pflastersteine mit individuellen Fingereindrücken, die von einer Künstlerin von Gifhornerinnen und Gifhornern gesammelt wurden. An jedem besonderen Ort ist eine große Platte installiert und weist auf eine Sehenswürdigkeit hin.
Meilenstein
Vor dem ältesten Wohngebäude der Stadt, dem Kavalierhaus, steht der Meilenstein. Er markiert den Kreuzpunkt der historischen Salzstraße von Lüneburg über Gifhorn nach Braunschweig mit der historischen Kornstraße von Magdeburg über Gifhorn nach Celle. Auf dem Meilenstein sind die Entfernungen in alten Deutschen Meilen von Gifhorn nach Braunschweig (3,5 Meilen), Celle (5,5 Meilen), Lüneburg und Magdeburg (jeweils 12 Meilen) angegeben. Eine alte Deutsche Meile entspricht 7420,436 Meter.
Ziegendenkmal
Die Ziegenplastik in der Fußgängerzone, kurz vor der Allerbrücke, zeigt eine kleine Gruppe von Ziegen. Sie erinnert an vergangene Zeiten, in denen die Ziege als Kuh des kleinen Mannes bezeichnet wurde. Auch die ärmeren Stadtbewohner konnten sich eine Ziege leisten, so dass die Population in Gifhorn vergleichsweise stärker war als in den umliegenden Bauerngemeinden. Im Andenken an diese Zeit wurde 1996 zum 800. Stadtjubiläum die Ziegenplastik des Bildhauers Josef Baron enthüllt.
Europäische Freiheitsglocke
Die Freiheitsglocke erinnert an die Teilung Deutschlands und Europas und an den friedlichen Fall des Eisernen Vorhangs. Das Denkmal ist rund 16 Meter hoch und steht auf einer Grundfläche von 20 x 20 Metern. Es erinnert an Geschichte, die auch eng mit Gifhorn verbunden ist, denn der Landkreis Gifhorn war geographisches Grenzgebiet und grenzte direkt an die ehemalige DDR. Heute liegt Gifhorn mitten in Deutschland und mitten in Europa. Auf der rund zehn Tonnen schweren Bronzeglocke sind die Portraits von Michail Gorbatschow, George Bush sen., Helmut Kohl und Gyula Horn abgebildet. Die vier Politiker haben viel zur Einigung Deutschlands und Europas beigetragen.
Das Gelände, auf dem die Freiheitsglocke steht, ist derzeit nicht zu betreten. Das Denkmal kann also nur aus weiterer Entfernung von außen betrachtet werden.
Kalmbacher-Plastik
Hinter der St.-Nicolai-Kirche steht eine Stahlplastik. Sie wurde im Jahre 2000 als Geschenk des Künstlers Prof. Dr. h. c. Joseph C. Kalmbacher zu dessen 75. Geburtstag an die Stadt Gifhorn errichtet. Das Kunstwerk symbolisiert die Entwicklung von Stadt und Landkreis Gifhorn als Kreuzpunkt der alten Salz- und Kornstraße. Die beiden Ringe aus Edelstahl stellen die Stadt Gifhorn im Landkreis Gifhorn dar. Die Befestigungsrohre für die Edelstahlringe sollen die alten Verbindungen der Salz- und Kornstraße dokumentieren.
Wasserspiele II
Im Graben vor dem Gifhorner Welfenschloss findet man zwei Jungen aus Keramik im Wasser stehen. Die Wasser speienden Figuren sind im Rahmen des Projekts „Kunst am Wasser 2000“ entstanden. Das Werk der Künstlerin Petra Förster ist ein beliebtes Fotomotiv.
Tante Anna und Onkel Otto
Besonders gut gefallen mir die Figuren „Tante Anna und Onkel Otto“. Die zwei stehen hinter der Volksbank in der Gifhorner Fußgängerzone. Sie sehen sehr entspannt und vergnügt aus und scheinen es nicht eilig zu haben. Er verschränkt die Arme, während sie irgendetwas aufmerksam zu betrachten scheint.
Als Fazit bleibt für mich, dass ich mir öfter Zeit zum aufmerksamen Bummeln nehmen werde. Vielleicht entdecke ich beim nächsten Mal ja ein neues Kunstwerk.
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