Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die Heimat kennenzulernen, als beim Wandern. Wer sich bedachtsam zu Fuß fortbewegt, sieht und hört seine Umwelt viel besser. Schon Goethe wusste: „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ Außerdem stärkt die konstante Bewegung das Herz-Kreislauf-System, es bringt den Stoffwechsel auf Trab und stärkt Muskeln und Knochen. Aber vor allem ist Wandern ein intensives Naturerlebnis. Also, auf zur Herbstwanderung!
Mein herbstlicher Spaziergang durch Gifhorns Natur
Ich würde mich nicht als Wanderer bezeichnen, eher als Spaziergänger. Aber ob man es nun Wandern, Spazierengehen, Hiking oder Trekking nennt: Zu Fuß unterwegs sein in der herbstlichen Natur um Gifhorn herum und in der Südheide ist ein Genuss. Das Wetter ist perfekt, denn die Sonne strahlt, der Himmel ist blau. Nur ein paar vereinzelte Schleierwolken sind zu sehen. Einem ausgedehnten Foto-Spaziergang steht also nichts im Wege.
Das Naturschutzgebiet Gifhorner Heide
Als Ziel für meine Herbstwanderung habe ich mir den Gifhorner Ortsteil Winkel ausgesucht. Winkel liegt ganz im Süden der 43.000-Einwohner-Stadt, rund fünf Kilometer sind es vom Zentrum bis hierher. Der Ort ist ländlich-idyllisch mit hohen Bäumen und viel Natur. Etwas außerhalb des Ortskerns befindet sich ein Parkplatz direkt am Eingang zur Gifhorner Heide. Hier beginne ich meinen Spaziergang.
Im Spätsommer blüht die Heide hier violett und ist ein großer Anziehungspunkt für Spaziergänger, Fahrradfahrer und Naturliebhaber. Aber auch im Herbst ist die Landschaft wunderschön. Die Farben flimmern nicht wie im Sommer, kein leuchtendes grün, kein sattes lila. Aber trotzdem hat die Natur im Herbst ihren Charme. Ich mag die milden, leichten Kolorierungen, kein farblicher Overkill, der sich aufdrängt.
Herbstliches grün, sanftes gelb, helles braun
Besonders anziehend bei einer Wanderung im Herbst sind die Bäume, die ihr Laubkleid in den unterschiedlichsten Erdtönen präsentieren. In der Heidefläche stehen insbesondere Birken, deren Blattwerk zwischen hellbraun, einem sanften gelb und einem herbstlichen grün changiert.
Beeindruckendes Wurzelwerk
Ein Stückchen neben der Heidefläche gibt es ein ganz besonderes Naturkunstwerk zu bestaunen. Auf einem kleinen Hügel stehen viele mächtige Kiefern. Die Wurzeln einiger Bäume befinden sich nicht unter der Erde, sondern liegen oberhalb. Bei einer Kiefer sieht das ganz besonders beeindruckend aus. Hier schlängelt sich das Wurzelwerk wie riesengroße Arme über die Oberfläche.
Herbstliches Wandern auf Themenwegen
In Winkel gibt es zwei Themenwege, die die Flora und Fauna des Naturschutzgebiets Gifhorner Heide näherbringen. Der Naturlehrpfad startet am Hermann-Löns-Weg und ist rund 3,5 Kilometer lang. Die 15 Stationen und Informationstafeln sind unterhaltsam und laden zum Mitmachen ein. Es gibt zum Beispiel ein Klappenrätsel, ein Insektenhaus und eine Sonnenuhr.
Ganz neu ist der 5,5 Kilometer lange Weg „Auf den Spuren von Hermann Löns“. Denn der bekannte Heimatdichter kannte die Naturschönheiten rund um Winkel und ließ sich hier für seine Werke inspirieren. Auf seinen Spuren führt ein ausgeschilderter Themenweg durch die Wald- und Heidelandschaft, unter anderem zum alten Schafstall.
Das Holzschild weist auf den Naturlehrpfad Gifhorn-Winkel und auf den Themenweg „Auf den Spuren von Hermann Löns“ hin. Am Eingang zur Gifhorner Heide informiert diese Tafel über die Tier- und Pflanzenwelt der Umgebung.
Von der Heide zur Aller
Nicht weit von der Gifhorner Heide entfernt fließt die Aller entlang. Über eine Holzbrücke gelange ich auf meiner Herbstwanderung vom Naturschutzgebiet Richtung Stadtgebiet. Gemächlich strömt der Fluss zwischen Wiesen und Weiden dahin.
Gifhorn ist von viel Wasser umgeben. Im Stadtgebiet zum Beispiel fließt die Ise in die Aller. Die Aller fließt hier zwischen dem Gifhorner Stadtgebiet und dem ländlichen Ortsteil Winkel.
Die Weiße Gehörnte Heidschnucke
Ganz in der Nähe entdecke ich Heidschnucken, die friedlich grasen. Es sind übrigens keine gewöhnlichen Heidschnucken, sondern eine ganz besondere Rasse: Weiße Gehörnte Heidschnucken. In einem früheren Blogbeitrag habe ich die Schnucken und ihren Schäfer schon einmal getroffen, als ich zur Heideblüte in der Gifhorner Heide unterwegs war.
Wandertipps für die Region
In der Region um Gifhorn herum gibt es viele weitere Naturlehrpfade und Themenwege, die die abwechslungsreiche Natur erlebbar machen und toll für eine Herbstwanderung sind. In Hankensbüttel, Wahrenholz und in Neudorf-Platendorf zum Beispiel kann man die Welt aus der Perspektive eines Fischotters erleben. Die Otter-Pfade sind zwischen drei und 30 Kilometer lang, mit Stahl-Ottern versehene Stationen zeigen interessante Informationen.
Der „Lehrpfad Drömling“ führt in der Nähe von Rühen durch den niedersächsischen Teil des Drömlings, dem größten Feuchtgebiet der Region. Lebensräume von Tieren und Pflanzen wurden hier seit dem 18. Jahrhundert verändert und in ihrer Existenz bedroht. An sieben Stationen zeigt der Lehrpfad den Wandel einer Natur- zu einer Kulturlandschaft.
Knapp drei Kilometer lang ist der Walderlebnispfad „Brücken durchs Moor in Knesebeck. Der Weg führt von Brücke zu Brücke durch sumpfigen Wald, mehrere Stationen mit Informations- und Spielelementen helfen dabei, der Vielfalt des Waldes spielerisch und rätselnd auf die Spur zu kommen.
Viele Wanderwege sind direkt mit Ausflugszielen wie dem Otter-Zentrum oder dem Haus der Landschaft verbunden, die man im Anschluss an eine Wanderung besichtigen kann. Und natürlich gibt es auch viele Gastronomiebetriebe an den Strecken, die ein Heißgetränk zum Aufwärmen oder eine kräftigende Mahlzeit anbieten.
Ich kann mich also auf viele weitere Herbstwanderungen und Herbstspaziergänge in der Region freuen.
Infos und Karten zu den Wanderwegen gibt es hier: https://www.suedheide-gifhorn.de/entdecken-erleben/rad-und-wandertouren/wandertouren
Evelyn meint
Wunderbar geschrieben! Die Gifhorner Heide ist echt etwas besonderes 🤍