Das A-cappella Festival – Ein musikalisches Highlight
Als ich letzten Samstag bei meinen Freunden so in die Runde fragte, was die Pläne für den Abend seien, da bekam ich die Antwort, dass ein Konzert im Rahmen des A-cappella-Festivals im Pumpwerk in Wilhelmshaven ansteht. Ich war erst einmal verdutzt, weil ich damit nicht allzu viel anfangen konnte. Mir wurde daraufhin allerdings schnell auf die Sprünge geholfen. Schon zum 21. Mal veranstaltet das Kulturzentrum Pumpwerk das A-cappella-Festival in Wilhelmshaven, bei dem nationale und internationale Größen der A-cappella-Szene in unserer Marine- und Hafenstadt auftreten. Und genau einer von diesen Auftritten stand an diesem Samstagabend bevor.
ONAIR ist der Name der Band, die an diesem Abend ihr Programm „A Winter Concert“ beim A-cappella-Festival zum Besten geben sollten. Da ich generell ein musikinteressierter Mensch bin, sagte ich zu und wollte mich darauf einlassen, eine für mich bis dato unbekannte Musikdarbietung zu entdecken. Zu unserem Glück gab es noch wenige Restkarten an einer der Vorverkaufsstellen zu ergattern und somit stand dem musikalischen Abend nichts mehr im Weg.
Chormusik ohne Instrumentalbegleitung
Um etwas mehr über A-cappella-Musik zu erfahren, recherchierte ich ein wenig im Internet und konnte auf diesem Weg erfahren, dass es sich bei A-cappella um sogenannte Chormusik ohne Instrumentalbegleitung handelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann diese Art von Musik in Deutschland durch die Comedian Harmonists („Mein kleiner grüner Kaktus“) an Bekanntheit. Die Band sang zwar mit Klavierbegleitung, förderte durch ihre Popularität jedoch das reine vokale Genre sehr. Heutzutage wird A-cappella vor allem durch Vokalensembles mit vier bis sechs Sängern aufgeführt. Das Hauptaugenmerk bei den Shows liegt größtenteils auf Coverversionen von bekannten Rock- und Popliedern, welche ohne Instrumente neu arrangiert werden. Es gibt allerdings auch Eigenkreationen der Bands!
Urige Atmosphäre
Wir machten uns also auf den Weg zum Kulturzentrum Pumpwerk, in dem, neben den Auftritten des A-cappella-Festivals, regelmäßig spannende, unterhaltsame und interessante Veranstaltungen stattfinden. Von Kleinkunst, Soziokultur über Außenveranstaltungen bis hin zu Konzerten ist für jeden etwas dabei. Mir fiel an diesem Abend wieder einmal positiv die urige Atmosphäre des Pumpwerks auf. Das ehemalige Industriebauwerk wurde im Jahr 1976 nach nur 14 Monaten Planungs- und Umbauphase als Kultur- und Veranstaltungszentrum eröffnet und steht heute als das älteste soziokulturelle Zentrum Niedersachsens unter Denkmalschutz.
Nachdem wir uns an der Bar noch jeder ein Getränk geholt hatten, nahmen wir dann auch schnell unsere Plätze ein, da der Veranstalter mittlerweile im Scheinwerferlicht auf der Bühne stand und das Publikum begrüßte. Er erzählte über die Historie, welche die Band ONAIR und das Pumpwerk verbindet. Es war nämlich nicht der erste Auftritt in Wilhelmshaven. Sie waren auch schon die vorherigen Jahre mit ihren Vorgängerprogrammen hier oben an der Nordsee zu Gast. Dem Publikum wurde abschließend viel Spaß gewünscht. Dann hüllte sich die Bühne in Dunkelheit und der Beginn der Show stand kurz bevor.
Pause für die Stimmbänder
Kurze Zeit später betraten die fünf Mitglieder ONAIR‘s die Bühne und begannen mit ihrem Programm „A Winter Concert“. Zwischen den ersten Liedern klärte die Band dann auf, dass die eigentliche Bandbesatzung aus 6 Mitgliedern besteht, einer der Sänger jedoch frisch Vater geworden ist und somit momentan seinen wohlverdienten „Papi-Urlaub“ genießt. Das Fehlen des Bandmitglieds tat dem Programm aber keinen Abbruch und Lied um Lied gefiel mir das Zusammenspiel der 2 Frauen- und 3 Männerstimmen immer besser.
Nach jedem Lied gab es regen Applaus aus dem Publikum. Nicht nur mir, sondern auch dem übrigen Publikum im Saal schien es sehr zu gefallen. Nach circa 60 Minuten gab es eine kurze Pause für die Stimmenbänder der Akteure. Diese Zeit nutzen viele Gäste für die Beschaffung neuer Getränke oder für einen kurzen Gang an die frische Luft. In der Unterbrechung zeigte die Band sehr viel Publikumsnähe, indem einer der Sänger durch die Reihen ging und die kleinen Gewinnspielkarten einsammelte, die vor Beginn der Show auf den Sitzplätzen lagen.
Weiter im Programm
Zu gewinnen gab es neben einer CD, ein Wohnzimmerkonzert der Band. Reichlich Gäste der Veranstaltung gaben ihre ausgefüllte Gewinnspielkarte ab und hofften auf den musikalischen Besuch im heimischen Wohnzimmer. Der Gewinner der CD wurde sofort zu Beginn des zweiten Teils der Show gezogen und eine Zuschauerin durfte sich direkt über ihren Gewinn freuen. Das Wohnzimmerkonzert wird dann aus allen Teilnehmern deutschlandweit ausgelost. ONAIR ist das ganze Jahr fleißig im gesamten Land unterwegs, um Shows zu spielen und unter all diesen Gewinnspielteilnehmern ist dann einer der glückliche Gewinner des Wohnzimmerkonzerts. Nicht umsonst wird bei der Gruppe von der „besten“ A-cappella-Band Deutschlands gesprochen, wofür Kritiker- und Festivalpreise aus der ganzen Welt sprechen.
Direkt im Anschluss ging es weiter mit der Show und Lieder wie „All Is Full Of Love“ von Björk, „So This Is Christmas“ von John Lennon, „Fix you“ von Cold Play, „Get Lucky“ von Daft Punk und auch die ein oder andere spannende Neuentdeckung wurde zum Besten gegeben. Als klar war, dass es dem Ende der Show entgegen geht, gab es während der letzten Lieder Standing Ovations für die Band, die sich nach einer ausgiebigen Zugabe, anschließend direkt zu ihrem Merchandise-Stand im Eingangsbereich begab um fleißig Autogramme zu schreiben.
Jede Menge A-capella
Letztendlich war es ein sehr gelungener, musikalischer Abend mit vielen Überraschungen. Dafür, dass ich vorher noch nie eine ähnliche Veranstaltung wie diese Live gesehen hatte, war ich sehr beeindruckt, was so alles ohne die Mithilfe von Musikinstrumenten möglich ist. Mein persönliches Highlight war an diesem Abend die Mouse Percussion-Einlage des Baritons Patrick Oliver. Zu meiner Freude gibt es in diesem Jahr noch bis Ende Mai viele Möglichkeiten A-cappella-Konzerte im Rahmen des 21. A-cappella-Festivals in Wilhelmshaven zu besuchen. Durch ein Gespräch mit einem Abonnenten der Veranstaltungen erfuhr ich, dass der Auftritt von „Les Voice Messengers“ aus Frankreich am 25.05. ein absoluter Geheimtipp sei. Die junge Vocal-Big-Band aus Paris zählt als eines der besten Swing- und Jazz-Ensembles der Welt. Diesen und weitere Auftritte des Festivals (z.B. Maybebop, Chilli da Mur und Africappella) werde ich mir nach dieser schönen, ersten Erfahrung mit dem A-cappella-Genre mit Sicherheit nicht entgehen lassen.
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