Die beeindruckenden Wissens- und Erlebniswelten im Zentrum der Stadt, den Havenwelten, ziehen Besucher so in ihren Bann. Da bleibt oft kaum Zeit für Wege abseits der Highlights. Dabei lohnt sich der Besuch des benachbarten Stadtteils Lehe. Lehe ist übrigens so bedeutend, dass der Vermessungpunkt Lehes die Rückseite des früheren 10-Mark-Scheins ziert. Heute ist der geschichtsträchtige Stadtteil ein aufstrebener, multi-kultureller Ort. Hier gibt es einiges zu entdecken. Auf dem Altstadtrundweg Lehe wird die Geschichte von Bremerhaven-Lehe lebendig.
Rundweg durch den Kiez
Der Bummel entlang des etwa 1,5 Kilometer langen Altstadt-Rundwegs führt durch die Nebenstraßen. Schön ist, dass der Rundweg jederzeit individuell abgegangen oder -geradelt werden kann. Die Informationstafeln entlang des Weges verraten den Besucher*innen die Geschichte der einzelnen Sehenswürdigkeiten. Nach Einbruch der Dunkelheit markieren LED-Strahler mit orangefarbenen Lichtpunkten den Altstadtrundweg.
Hoch hinaus!
Los geht es auf dem Eenst-Reuter-Platz. Der schöne Ziegelbau wird 1904 als Oberschule zu Lehe gegründet. Durch die schnell wachsende Hafenstadt Bremerhaven, nimmt auch die Bevölkerung in Lehe rasant zu. Die Kapazität vorhandener Schulen reicht nicht mehr aus. 1906 eröffnet die Schule. 1950 wechselt sie ihren Namen in Lessingschule. 2010 erhält sie ihren heutigen Namen, Ernst-Reuter-Schule. 1905 wird nebenan die im neugotischen Stil erbaute Pauluskirche eingeweiht. 1944 durch Bomben zerstört, wird sie nach dem Krieg wieder aufgebaut. Heute finden in der Kulturkirche neben Gottesdiensten auch unterschiedlichste Veranstaltungen statt. Schwindelfreie können am ersten Samstag im Monat um 10 und 11 Uhr an den Führungen teilnehmen und den Kirchturm erklimmen. Zur Belohnung gibt es einen fantastischen Rundumblick über Bremerhaven.
Lale Andersen stammt aus Bremerhaven
Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg, der Name sagt wohl kaum jemanden etwas. Und doch kennt man sie. Denn so lautet der Geburtsname Lale Andersens. 1905 erblickt sie in der Lutherstraße das Licht der Welt. Im zweiten Weltkrieg wird sie mit Ihrem Lied „Lili Marleen“ weltberühmt. Verheiratet ist sie mit dem ebenfalls aus Bremerhaven stammenden Landschaftsmaler Paul-Ernst Wilke. Sein Atelier, das kleine weiß-blaue Häuschen, steht noch heute nahe dem Radarturm in den Havenwelten.
Die Theo
Die Bevölkerung Lehes wächst und wächst dank der boomenden Werften und dem Hafenumschlag. Familien siedeln sich an. Die Kinder müssen unterrichtet werden. 1902 eröffnet die vom Jugendstil geprägte Schule. Weitere An- und Ausbauten erfolgen, um den Schülerzahlen gerecht zu werden. Durch die Zerstörung anderer Schulen im Krieg werden Schüler umgesiedelt. Die Klassen werden größer. Improvisation ist angesagt. Geschrieben wird auf allem, was irgendwie nach Papier aussieht. Schüler müssen selbst Heizmaterial mitbringen. Im Winter sitzen die Schüler*innen in Jacken und Mänteln im Unterricht. Heute wird die ehemaligen Theodor-Storm-Schule kurz und liebevoll „Die Theo“ genannt.
Der verschwundene Fluss
Seht Ihr – Ihr seht nichts! Ehemals verläuft der kleine Fluss Aue durch Lehe. Heute ist es an den Lücken in der ansonsten geschlossenen Blockrandbebauung zu erkennen. Wenige Schritte weiter zieren haushohe Graffitis die Giebel der Häuser. Ebenso farbenfroh präsentiert sich der Leher Pausenhof gegenüber. Dank tatkräftiger Beteiligung Bremerhavener Bürger*innen erhält der Pausenhof der ehemaligen Deichschule sein heutiges Aussehen.
Das Goethequartier
In der Goethestraße wird der Umschwung des Viertels besonders deutlich. Die ehemalige Prachtstraße verliert ihr Ansehen nach dem Werftenzusammenbruch, dem Weggang der Amerikaner und wegen diverser Immobilienspekulanten. Doch seinen Charme hat die Straße nie verloren. Grund genug, neue Projekte anzusiedeln und wunderschöne Altbauten zu sanieren. Im Goethe Camp entsteht Bremerhavens erste Coworking-Gemeinschaft. Der Kunstverein Bremerhaven gibt im Atelier „Goethe 45“ abwechslungsreiche Kunstkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und auch im „Rückenwind“ dreht sich alles um nach Nachwuchs.
Lehes Eckkneipen
Noch heute ist zu sehen, dass Bremerhaven seinerzeit zu der Stadt mit den meisten Kneipen gemäß der Einwohnerzahl zählte. In „Kuddels-Musikkneipe“ gibt es regelmäßig Musik auf die Ohren. Im „Schabernak“ versorgt die Wirtin die Gäste mit Getränken. Von Zeit zu Zeit greift sie auch zum Mikro und lässt Schlager erklingen. Der Wirt der „Frenssenstube“, Pello, kennt Lehe wie seine Westentasche und weiß viel zu erzählen. In der Nebenan treffen sich Gäste und Bürger*innen zum gemütlichen Plausch und leckerem Essen im „Marpers Inn„. Hier werden leckere Pies‘, Fisch und Burger aufgetischt und im Outdoor-Café „Das Beet“ gibt es verschiedene Veranstaltungen und Chill-out-Areas im Grünen. Das Angebot ist vielfältig. Lasst die gewonnenen Eindrücke doch einfach bei einer Einkehr Revue passieren. Viel Spaß dabei!
Schreibe einen Kommentar