Wenn jetzt Sommer wär‘, in meiner Heimatstadt; Dann würd‘ ich raus auf den Hof und dann ab aufs Rad; In die Badze fahr‘n und vom Dreier springen; Und nachts auf der Straße Jack Johnson singen
Diese Zeilen aus Pohlmanns „Wenn jetzt Sommer wär“ gehen mir aktuell oft durch den Kopf. Irgendwie bringt der Song mein aktuelles Lebensgefühl auf den Punkt. Nach dem langen Winter und einem Frühling, der sich mit aller Kraft als Herbst maskiert hat, sinken die Inzidenzwerte endlich deutlich und die Temperaturen steigen. Ich fühle mich freier. Ich möchte raus. Erkunden und erleben. Lieblingsorte besuchen. Im Rahmen des Erlaubten natürlich.
Einer dieser Lieblingsorte liegt nicht unweit meiner Wohnung, am nordwestlichen Stadtrand – der Osnabrücker Hafen. Mit der liebevollen Sanierung zweier historischer Getreide-Speicher ist hier im letzten Jahr ein neues Kreativquartier für Musik, Events und Gastronomie entstanden, welches den authentischen Industriecharme des Areals bewahrt und mit neuem Leben füllt.
Bereits von Weitem fallen die beiden imposanten Speicher-Gebäude ins Auge, die das Herzstück des Quartiers bilden. Etwas zurückgesetzt vom Kanal spiegeln sich ihre Fassaden auf der Wasseroberfläche. Bei passendem Blickwinkel erinnert mich die Symmetrie der Architektur ein bisschen an die Kulissen eines Wes Anderson Films.
Der Laute Speicher – Streetfood & Beach Flair
Das Gebäude links der Zufahrt, der Laute Speicher, ist Musikern, Tänzern und Künstlern gewidmet, die ihrem kreativen Schaffen hier Raum geben können. Studios und Proberäume nehmen einen Großteil des Gebäudes ein. Die Eventlocation Dock49 im Erdgeschoss ist der gastronomische „Anker“. Donnerstage und ausgesuchte Samstage stehen hier ganz im Zeichen der internationalen Küche. Der „Streetfood Thursday“ ist ein Must-Try für Foodies und alle, die gerne Neues probieren: argentinische Choripáns, israelisches Shakshuka, mexikanisch-inspirierte Burritos, Hawaiianische Poké Bowls oder New Yorker Pastrami Sandwiches aus dem hauseigenen Smoker sind Teil des wechselnden Angebots. Man kann sich also nach Herzenslust durch sämtliche Ecken der Welt probieren. Mein persönlicher Favorit sind die taiwanesischen Bao Buns.
Passend zum guten Wetter und den umfangreichen Lockerungen der Corona-Maßnahmen, hat das Dock49 Ende Mai einen Teil seiner Außenterasse in eine Strandbar umgewandelt. Donnerstags bis sonntags sorgen Sand, Sonnensegel und kühle Drinks hier für Entspannung und Beach Flair.
Der Leise Speicher – Kaffee & Comfort Food
Von der Terrasse des Dock49 blickt man auf die andere Hälfte des Areals, den Leisen Speicher. Hier stehen seit der Sanierung rund 7200qm für Büroflächen und Co-Working Spaces zur Verfügung. Wie im Lauten Speicher trifft man im Leisen Speicher ebenfalls auf ein äußerst empfehlenswertes Gastro-Angebot. Das Mellow’s hat hier im letzten Jahr seinen zweiten Standort eröffnet und bietet ab mittags die bereits im Stammhaus so beliebten Suppen, Salate und Bowls an. Die Karte überzeugt mit frischem und saisonalem Comfort Food. Die Einrichtung ist modern und minimalistisch. Weißer Putz und Backsteinwände erzählen von der Geschichte des Gebäudes. Die mit Buntglas verzierte Theke ist ein echter Hingucker. Außerdem laden reichlich Grünpflanzen und die farbenfrohe Bestuhlung sowie die erhöhte Außenterasse zum Verweilen ein.
Wer früher unterwegs ist oder es ein wenig süßer mag, ist hier ebenfalls goldrichtig. Denn zusätzlich zum Mellow’s hat sich hier auch die Riester Kaffeerösterei Joliente angesiedelt. Die Räumlichkeiten werden gemeinsam betrieben. Vom Espresso bis zum Flat White kommen Kaffeeliebhaber daher ganz auf ihre Kosten. Außerdem bietet die Karte ein umfangreiches Frühstücks- und Kuchenangebot.
Einganz zum Mellow’s & Joliente im Leisen Speicher
Foto: Katrin KruschLiebevoll angerichtetes Frühstück im Joliente
Foto: Katrin Krusch
Tor zu Osnabrücks Industriegeschichte
Mit dem Kreativquartier hat Osnabrück also nicht nur einen neuen Gastrostandort und Lebensraum gewonnen. Hier wird auch ein Teil authentische Industriekultur bewahrt und der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Lauter und Leiser Speicher sind der ideale Ausgangspunkt, um den Hafen zu entdecken und tiefer in Osnabrücks faszinierende Industriegeschichte einzutauchen. Frisch gestärkt und mit einem Kaffee in der Hand kann man von hier aus ganz wunderbar am Kanal entlang spazieren gehen und die großen Lastenkräne bei der Arbeit beobachten oder den zahlreichen Ruderern beim Training zuschauen.
Foto: Katrin Krusch
Darüber hinaus ist die Geschichte des Hafens faszinierend. Sie begann am 3. April 1916, als mittags um 12 Uhr der Schleppkrahn „Minden 52“ aus Bremen einlief, mit 475 Tonnen Hafer an Bord. Die Hafenarbeiter machten sich zügig ans Werk und damit galt der Hafen, recht sang- und klanglos, als eröffnet. Trotz dieser bescheidenen Anfänge ist er heute ein wichtiger Umschlagplatz für die regionale Wirtschaft und hat eine entscheidende Rolle dazu beigetragen, dass sich Osnabrück im Laufe des letzten Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Logistikstandorte Niedersachsens entwickelt hat.
Ausgangspunkt für Ausflüge & Spaziergänge
Mehr über die Ursprünge und Entwicklung des Hafens und der Osnabrücker Industriegeschichte kann man im Museum Industriekultur erfahren. Dies liegt nur einen Katzensprung entfernt am nahegelegenen Piesberg. Mit dem Fahrrad erreicht man es in ca. 10 Minuten. Das Museum liegt auf dem Gebiet einer ehemaligen Steinkohlezeche. Einen Teil davon, den Haseschacht, kann man sogar besichtigen. Das weitläufige Areal umfasst mehrere denkmalgeschützte Gebäude, deren Ausstellungen und Exponate sich auf verschiedenste Weise mit dem Spannungsfeld Mensch – Natur – Wirtschaft auseinandersetzen. Sie bieten faszinierende Eindrücke in den Wandel der Lebens- und Arbeitswelt in den letzten 150 Jahren.
Auch für eine Wanderung rund um den Piesberg bieten sich der Laute und Leise Speicher als idealer Ausgangs- oder Zielpunkt an. Tipps rund um den Piesberg haben wir euch hier zusammengefasst!
Live & Open Air – Der HafenSommer21
Vom 1. Juli bis 21. September wird es am Hafen nochmal extra bunt und laut. Der erste Osnabrücker HafenSommer21 bringt Live-Acts verschiedener Genres – darunter Rock, Rap, Indie, Blues, Jazz und Comedy – in das Kreativquartier. Über 50 Open-Air Veranstaltungen sind auf dem Vorplatz des Leisen Speichers geplant. Ein flexibles Hygienekonzept und eine enge Koordination mit der Stadtverwaltung machen es möglich. Mit dabei sind bekannte Bands und Comedians wie Moop Mama, die Antilopen Gang und Serdar Somuncu sowie regionale Größen wie die Blues Company, Duesenjäger und Die Angefahrenen Schulkinder. Und noch einer darf in diesem sommerlichen Line-Up natürlich nicht fehlen. Genau, Pohlmann…
[…] unserem wachsenden Hafenquartier habe ich ja bereits in meinem letzten Blogartikel berichtet. Wem ein erfrischender Cocktail mit Blick auf Lastenkräne und Containerterminal nicht […]