Die letzte Übernachtungsanfrage kam aus Bremen zum Popsalon 6. Ich hatte zugegebenermaßen wenig Ahnung, was das ist und warum man dazu aus Bremen anreist. Dieses Jahr bin ich besser im Thema und habe nachgefragt: Wer sind die Macher hinter diesem Clubfestival vom 20. – 22. April? Wofür steht es? Und ist da auch was für mich dabei? Die Antwort schon mal vorweg: JA.
Auf der website lese ich: „Ein kleines Projekt, von dem wir anfangs nicht einmal wussten, ob es dieses „anfangs“ überstehen würde“. „Anfangs“ – das war 2010. Seitdem vergrößert sich das Festival stetig und behauptet sich unter den verschiedenen Newcomer-Events. Jetzt also Popsalon 7 – die klare Struktur der Seite ohne großen Schnickschnack ist seit 2010 ziemlich unverändert. „Never change…..“ – vielleicht gehört das zum Erfolgskonzept der Popsalon-Macher?
Wer steckt eigentlich dahinter?
Ich spreche mit Guido Remmert, auf seine Idee und Initiative geht der erste Popsalon 2010 zurück. Mit einem wirklich kleinen Team von drei Leuten verantwortet die Agentur „Zukunftsmusik“ u.a. den Popsalon. „Mir geht’s einfach um Musik in guter Qualität“, sagt er. Eigentlich ist er gelernter Zimmermann mit immer schon großer Lust auf Konzerte und gute Musik. Für mich klingt es, als habe er seine Vorliebe zum Beruf gemacht: Aus Überzeugung. Dem Crashkurs in Hamburg zum Musikkaufmann folgte das Praktikum und später die Mitarbeit bei einer Konzertagentur. Seit 15 Jahren ist Guido Remmert selbständig mit „Zukunftsmusik“. Und das ziemlich erfolgreich. Der Popsalon jedenfalls zieht Jahr für Jahr mehr Leute in verschiedene Clubs. Zwei von denen bespielt „Zukunftsmusik“, fünf sind es insgesamt für den Popsalon in Osnabrück. Die Locations sind so unterschiedlich wie die Musik, die hier geboten wird. Das Versprechen der Popsalon-Macher: ein „rundes, innovatives, überraschendes, lautes, stilles, herzzerreißendes Wochenende voller Musik und Inspirationen“. Na dann..
Was erwartet euch beim Popsalon7? – Hier sind meine Favoriten
Ich habe mal reingehört. Und bin an diesen drei von 16 Acts hängen geblieben: Anna Depenbusch kommt betörend zart mit ihrer tollen Stimme daher und singt über derbes Beziehungschaos auf liebevoll-ironische Weise einfach hinweg. Humorvoll, beglückend und auch ein bisschen zynisch. Am Freitag, 21.4. um 20.00 h im Haus der Jugend erlebt ihr sie live.
Wollen nicht gefallen und tun’s grade deshalb: Von wegen Lisbeth. Fünf Leute aus Berlin mit einer Kombination aus skurrilen Instrumenten, ironisch-bitteren Texten voller Großstadt-Melancholie und Feinsinn. Klingt ein bisschen wie AnnenMayKantereit? Oder wie Element of Crime? Einfach hingehen und selber hören. Sa., 22.4. , 20.00 h auch im Haus der Jugend. Dazu wirklich schräge Videos, die sich angenehm abheben von dem gern genommenen Industrie- und Streetart-Background.
Wird wahrscheinlich eng, aber da will ich auch unbedingt dabei sein: Die Meute macht am 20.4. den Auftakt in der Lagerhalle um 21 h und spielt am nächsten Tag schon wieder in Heidelberg, Spanien und sonstwo in Europa. Die Techno-Marching-Band aus Hamburg ist im Januar bei der Eröffnung der Elbphilharmonie aufgetreten. Ihre geniale, unwiderstehliche Dynamik holt auch den letzten Couchpotato aus den Kissen.
Herzensangelegenheit und gutes Gespür für gute Musik
Und wie „entdeckt“ man die wirklich Guten? frage ich Guido Remmert. Die Überraschung für mich: NICHT über youtube. „Da gucke ich gar nicht“, sagt Guido. Ganz analog und konventionell zählen in der Szene Fachzeitschriften, Tipps von Freunden, ein gutes Netzwerk und die Recherche bei den Programmen anderer Clubs z.B. aus Hamburg, Heidelberg, München oder Berlin. Noch Fragen? Ein pures Newcomerfestival ist der Popsalon für Guido Remmert übrigens nicht. Eher eine Herzensangelegenheit. Und das Ergebnis sorgfältiger Suche. AnnenMayKantereit hat er 2014 bei ihrer ersten Deutschland-Tournee nach Osnabrück geholt. Gespielt haben sie damals in einem Club vor 70 Leuten. In diesem Jahr waren die Karten in der OsnabrückHalle sofort weg. Leider. Die Mischung macht es, sagt er. Es gibt weniger bekannte Bands, die schon eine Weile zusammenspielen und gute Musik machen. Und umgekehrt macht nicht jede Newcomer-Band automatisch gute Musik. Das aber ist das Kriterium beim Popsalon.
Ein Wort noch zu den Locations
Drei der fünf Locations liegen zu Fuß 5 Minuten voneinander entfernt in der Altstadt – sehr praktisch – und alle sehr historisch: Die Lagerhalle, das Stadtgalerie-Café und das Haus der Jugend. Diese drei kenne ich gut: Ein altes Lagerhaus, eine ehemalige Schmiedewerkstatt und ein früheres Armen- und Waisenhaus. Und für die beiden Clubs, die etwas weiter entfernt liegen – was für eine Stadt wie Osnabrück etwa 10 Min.(Glanz und Gloria) bis 15 Min. (Kleine Freiheit) Fahrradweg bedeutet – hat der Popsalon einen Shuttle-Bus organisiert. Der wird gern genommen, ist regelmäßig voll und pendelt gut gelaunt und zuverlässig zwischen der Kleinen Freiheit, dem Glanz und Gloria und der Altstadt.
Soweit meine Kandidaten des diesjährigen Popsalons. Zu „Von wegen Lisbeth“ geh ich schon wegen des Namens. Und zum „Chillen“ suche ich ab 19.00 Uhr das Stadtgalerie-Café auf, das ich von unzähligen Kaffee- und Mittagspausen kenne und liebe. Seit 2016 ist es als Location dabei, in diesem Jahr mit einer Campfire-Lounge, in der ich entspannt u.a. gute akustische Gitarre zu hören bekomme.Ein Versprechen gibt der Popsalon regelmäßig: Wir werden Bands und Künstler aus den Bereichen Indie, Pop, Rock, HipHop und Elektronik kennen lernen. Und wahrscheinlich sind auch in diesem Jahr wieder ein paar Kandidaten dabei, die eine Zukunft auf den großen Bühnen der deutschen Musikkultur haben. Tages- oder Festivaltickets gibts HIER.
Hilfreiche Infos
Du schaffst es nicht zum Popsalon 7? Hier sind ein paar weitere Gelegenheiten, gute Musik zu hören:
Popsalon-Qualität übers Jahr verteilt gibt es auch in der Kleinen Freiheit und im Glanz und Gloria
Für Blues-Freunde findet zuverlässig immer Montags die Blue-Monday-Jam in der Lagerhalle statt.
Für alle, die es mit Gitarre haben ist das Lutherhaus in Osnabrück eine perfekte Adresse. Auch live-Musik- und Gitarren-lastig: das Whisky’s am Vitihof , um die Ecke des unschlagbaren Plattenladens Schock Records and Coffee. Gute Konzerte gibt es auch im ehemaligen Kino im Rosenhof und wo wir schon bei Kino sind: im Blue Note im Cinema Arthouse. Klar, dass die Aufzählung nicht vollständig ist.
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