Auf viele von uns üben die Bretter, die die Welt bedeuten – die Theaterbühne – eine Faszination aus. Einmal im Rampenlicht stehen! In andere Rollen schlüpfen. Große Werke vergangener Zeiten wieder aufleben zu lassen. Das Publikum alles um sich herum vergessen lassen und in andere Welten entführen. All das macht Theater mit uns. Es bietet eine Auszeit vom Alltag. Spannend, dass ich einmal hinter die Kulissen unseres Drei-Sparten-Hauses im Stadttheater Bremerhaven schauen darf. Ich habe das Gefühl, dass hier in den Fluren, Sälen und auf der Bühne die Kultur und Geschichte fast greifbar ist.
Eine Mitarbeiterin des Stadttheaters Bremerhaven begrüßt uns neugierigen Teilnehmer zum monatlich stattfindenden Rundgang „Hinter den Kulissen„. Er bringt uns in die Tiefen des Backstage-Bereichs des Stadttheaters mit den Bereichen Schauspiel, Ballett und Musik führen wird. Los geht’s! Zuerst werfen wir einen Blick vom Balkon des Zuschauerraums auf die Bühne. 685 Menschen finden hier im „Großen Haus“ des Theaters Platz. Im nebenan liegenden „Kleinen Haus“ mit 120 Plätzen werden sowohl eigene Produktionen als auch Stücke der Niederdeutschen Bühne in plattdeutscher Sprache aufgeführt.
Kultur und ihre Geschichte ist ein wichtiges Gut
Kulturliebhaber sind oft erstaunt, dass eine Stadt in der Größe Bremerhavens über ein Drei-Sparten-Haus mit Schauspiel, Ballett und Musiktheater verfügt. Aber die Bremerhavener waren von Beginn an begeisterte Theaterliebhaber. Das zeigt die Geschichte des Theaters. Bereits 10 Jahre nach Stadtgründung kommen 1837 freie Schaustellergruppen nach Bremerhaven und trefen auf. 1894 eröffnet das Theater im Volksgarten, welches 1903 wieder geschlossen werden muss.
Kunst und Kultur erhalten ein eigenes Haus
1910 erfolgt dann endlich die Grundsteinlegung für das Stadttheater Bremerhaven. Am 1. Oktober 1911 wird das Theater feierlich mit der Aufführung von „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare und Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy eröffnet. Doch schon bald beginnt der erste Weltkrieg. Und die finanzielle Lage des Theaters verschlechtert sich dramatisch. Trotzdem gelingt es, den Spielbetrieb in dieser schweren Zeit aufrecht zu erhalten.
Auch die ganz Großen kamen ins Stadttheater Bremerhaven
Der Komponist Richard Strauss ließ es sich bei der Premiere von „Salome“ 1924 nicht nehmen, selbst zu dirigieren.
Norddeutsche Mundart für jedermann
1925 erfolgt das erste Gastspiel der „Waterkant Speeldeel“, die später in Niederdeutschen Bühne Waterkant umbenannt wird. Die Zuschauer sind begeistert.
Das Stadttheater Bremerhaven verzeichnet internationale Erfolge
Die unterhaltsamen Stücke der „Waterkant Speeldeel“ treffen den Zahn der Zeit. Und das Publikum liebt die Aufführungen. Also geht das Ensemble in den 50er und 60er Jahren sogar auf Überland-Tournee. Bis heute bringt es der Verein auf über 200 Stücke, 270 Inszenierungen mit rund 4.200 Vorstellungen und mehr als 500.000 Besucher im Kleines Haus des Stadttheaters.
Fachleute im eigenen Haus
Das Stadttheater nimmt immer mehr an Bedeutung zu und wächst stetig. Erstmals wird 1931 ein eigenen Bühnenbildner engagiert. Er entwirft die auf die Inszenierungen abgestimmte Bühnenbildner. Auch stellt das Theater ein eigenes Ballettensemble mit einer Solo- und acht Tänzerinnen an.
Der Krieg fordert bizarre Regeln
Trotz Ausbruch des 2. Weltkrieges finden weiter Aufführungen im Theater statt. Sogar Gastspiele aus Bremen und Oldenburg ergänzen in dieser Zeit noch den Spielplan. Die Rückseite der Programmzettel sind jetzt, in dieser unruhigen und gefährlichen Zeit allerdings mit Hinweisen für das Verhalten bei Fliegeralarm versehen. Ein Stück Absurdität im damaligen Alltag. Das Stadttheater Bremerhaven bespielt dieser Tage auch andere Spielstätten, wie Lazarette in Wesermünde und Cuxhaven.
Ein Schicksalstag für das Stadttheater Bremerhaven
Lange wurde das Theater von Angriffen verschont. Aber in der Nacht vom 18. September 1944 wird das Haus bei einem schweren Bombenangriff vollständig zerstört. Nur Reste der Fassade bleiben bestehen.
Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Nur wenige Monate nach Beendigung des Krieges wird der Spielbetrieb im Bürgerhaus Lehe eröffnet. Da es keine Kostüme gibt, gelingt es dem Theater nach zähen Verhandlungen mit dem Stadttheater Wilhelmshaven, Kostüme von dort auszuleihen. Das begeisterte Publikum tut sein Möglichstes und unterstützt das Theater mit den kargen, eigenen Mitteln. So bringen die Zuschauer selber Briketts zum Einheizen des Theaterraums mit zu den Vorstellungen. Lange Schlangen bilden sich vor der Theaterkasse. Innerhalb von nur einer Woche werden bereits 5.000 Anrechte verkauft!
Heute umfasst der Kostümfundus des Theaters etwa 30. bis 40.000 Kostümteile. Kaum vorstellbar, dass es damals nicht ein einziges Kostüm gab.
Altes bleibt erhalten und Neuerungen halten Einzug
Im August 1950 wird mit dem Wiederaufbau des Theaters begonnen. Zum Richtfest am 3. September 1951 gibt das Städtische Orchester ein Konzert.
Ballettchef Heinz Manniegel engagiert 1967 erstmals ein Ballettensemble, das nicht nur aus Frauen besteht. Fortan drehen vier Frauen und vier Männer meisterhaft Pirouetten auf der Bühne.
Kassenschlager
1987 gelingt dem Stadttheater Bremerhaven mit der Aufführung „Spiel’s noch einmal, Sam“ ein lang anhaltender Erfolg. Zehn Spielzeiten lang sorgt das Stück für ausverkaufte Aufführungen im Kleinen Haus.
Schönheit will gepflegt sein
Der Zahn der Zeit macht auch vor dem Stadttheater Bremerhaven nicht halt. 1997 droht die Schließung des Theaters wegen Baufälligkeit. Doch die Zuschauer lieben ihr Theater und sammeln Geld für die Sanierung. Gemeinsam mit Mitteln der öffentlichen Hand und der Stiftung Wohnliche Stadt sowie der Sparkasse gelingt es, die notwendige Sanierung durchzuführen. Bis zum Ende des Umbaus spielt das Theater an externen Veranstaltungsorten. Am 1. Dezember 2000 wird das Haus mit Verdis „Attila“ wiedereröffnet und begeistert seine Gäste bis heute mit unterschiedlichsten Aufführungen.
Damals wie heute – nah dran am Publikum
Die Bremerhavener und die Gäste dieser Stadt schätzen „ihr“ Theater. Aber genauso lieben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadttheaters Bremerhaven „ihre“ Zuschauer. So bietet das Theater sogenannte „Einführungen“ an. Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung können die Gäste Wissenswertes zu ausgewählten Produktionen über Autor, Stück und Inszenierung erfahren.
Bei den kostenfreien „Kostproben“ erhalten Interessierte eine Einführung zum Stück und besuchen einen Teil der Probe.
Was sie immer schon mal wissen wollten? – Das können Zuschauer im Anschluss an ausgewählte Vorstellungen bei einem Nachgespräch mit dem Ensemble und der Dramaturgie erfahren.
Stadttheater Bremerhaven geht ins Ohr
Für alle, die nicht bei der gewünschten Vorstellung dabei sein können, gibt es die „Rampensau„, das Radiomagazin des Stattheaters Bremerhaven. Jeden ersten Montag im Monat erfolgt die Ausstrahlung auf Radio Weser TV oder lokauf auf UKW 90,7.
Die Qual der Wahl
Ob Schauspiel, Ballett oder Musiktheater, hier geht’s zum aktuellen Spielplan des Stadttheaters Bremerhaven. Weitere Bühnen dieser Stadt sind: haventheater, Figurentheater Bremerhaven, Capitol, Theater im Fischereihafen und der Pferdestall.
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