Alle paar Wochen zieht es mich zum Shoppen in die Braunschweiger Innenstadt. Dabei lockt mich nicht nur das Einkaufen an sich, sondern das ganze Erlebnis drumherum. Ich verabrede mich mit meiner Freundin und dann heißt es Mädelstag – der Alltag bleibt draußen. Wir nehmen uns Zeit, genießen in Cafés neben leckeren Getränken auch die Gespräche, beobachten eisessend auf dem Kohlmarkt Leute und jagen in den Geschäften den neuesten Trends hinterher. Und wenn wir abends noch hungrig sind, suchen wir uns in einem der vielen Restaurants spontan ein Platz. Heute nehme ich euch einmal mit zu einem typischen Shoppingtag.
Bevor es losgeht
Zunächst zum Äußeren: Wer Braunschweig schon einmal besucht hat, weiß um das abwechslungsreiche Stadtbild der Löwenstadt. Im Krieg wurde die Innenstadt fast vollständig zerstört, glücklicherweise wurde trotzdem erhalten, was erhaltenswert war, und zusammengetragen, was zusammen passte. So sind Stadtviertel mit eigenem Charakter entstanden wie die Altstadt, der Burgplatz oder natürlich das Magniviertel. In der Innenstadt wechseln sich mittelalterliche Gebäude, Fachwerkhäuser und Neubauten ab und machen den Charme der Einkaufsstraßen aus. Und obwohl ich schon mehr als zehn Jahre mitten in der Innenstadt arbeite, entdecke ich immer wieder besondere Fassaden, Ornamente oder Gebäudeteile, die mir bislang noch nicht aufgefallen sind. In dieser reizvollen Umgebung präsentieren sich hippe Läden, inhabergeführte Traditionsunternehmen und große Filialisten neben kleinen Cafés, Bistros und Restaurants.
Wochentags bin ich zum Arbeiten in der Innenstadt. Dann erledige ich in der Mittagspause Dinge, die erledigt werden müssen: Änderungsschneiderei, dringend benötigte Besorgungen und kleine Einkäufe. Am Wochenende aber nehme ich mir Zeit für die Innenstadt. Mit meiner Freundin bummel ich durch die Stadt, wir stöbern, lassen uns treiben und gönnen uns den ein oder anderen Kaffee. Unser Treffpunkt ist der Schlossplatz. Das zerstörte Residenzschloss der Welfen wurde nach dem Krieg abgetragen und die Fassade samt Schlossvolumen erst 2007 wiedereröffnet. Es beherbergt heute die Stadtbibliothek samt Stadtarchiv, das Schlossmuseum und das Kulturinstitut mit kleinen Veranstaltungsräumen. Der Haupteingang aber führt in die sich direkt anschließenden Schloss-Arkaden, ein Einkaufszentrum über drei Etagen. Uns aber zieht es zum Einkaufen aber gleich in die Innenstadt: Wir überqueren den Bohlweg und schlendern entlang des Rathauses in die Fußgängerzone.
Erster Stopp: Einkaufen in Boutiquen
In der Straße Vor der Burg gibt es einige Frauen-Boutiquen, in deren Schaufenster wir neugierig hineinluken. Bei Herzstück entdeckt meine Freundin ein Leinenoberteil, das sie anprobieren will. Und da wir wissen, dass die Kleidung bei Herzstück nur jeweils zweimal im Laden hängen, ist eine schnelle Entscheidung gefragt. Die geringe Stückzahl erlaubt es Geschäftsführerin Nina Baesecke, ständig Neues für ihre Kundinnen anzubieten – von kleinen bis große Größe. Nachdem wir aus dem Laden heraustreten, geht es für mich nebenan zu Fräulein Freya, wo mich ein Sommerblümchenkleid anlacht. Hier und im Schwester-Store Freya gegenüber gibt es vor allem feminine Mode aus Skandinavien, aber auch von italienischen, französischen, deutschen und serbischen Designern.
Von Stoffen zum Lesestoff
Unser nächster Stopp ist die alteingesessene Buchhandlung Graff, ich brauche leichte Lektüre für die anstehenden lauen Sommerabende im Park. Seit mehr als 150 Jahren gibt es die Buchhandlung schon, eine echte Institution mit einem sorgfältig ausgewähltem Sortiment. Mein Tipp: Wenn ihr mal nicht wisst, was ihr als nächstes lesen möchtet oder ein Geschenk sucht – sprecht einfach die Mitarbeitenden an. Mir haben die Buchhändler:innen bislang immer weiterhelfen können und sie lagen mit ihren Empfehlungen noch nie daneben. Mit zwei neuen Romanen und einem Malbuch für meine Neffen verlassen wir die Buchhandlung und schauen direkt nebenan im neuen summersby-Geschäft im Langerfeld-Haus vorbei. Mein Indikator beim Einkaufen sind ja die Verkäufer:innen. Gefällt mir deren Look, gefällt in der Regel auch das Sortiment. Und die summersby-Mitarbeitenden sehen immer gut (gekleidet) aus. Hier finde ich neben modisches auch sportlichere Outfits für den Alltag.
Jetzt aber genug geshoppt! Wir brauchen eine Pause vom Einkaufen, wir brauchen Koffein. In der Apotheke, einem Café direkt zwischen der Hof-Apotheke und der Touristinfo, machen wir eine Pause und genießen einen großen Milchkaffee. Auch wenn man drinnen sehr schön sitzen kann, suchen wir uns einen Tisch draußen. Hier kann man besser Menschen beobachten.
Einkaufen von Skandinavien bis Berlin
Über die Schuhstraße geht es zum Kohlmarkt und von hier zunächst – im wahrsten Sinne des Wortes – in Richtung Norden zu Svaneke. Über das kleine Geschäft von Alexandra habe ich hier schon einmal berichtet:
Nachdem wir uns die skandinavischen Modetrends begutachtet haben, geht es zurück zum Ziegenmarkt. Hier befindet sich Braunschweigs erster Concept-Store, der Hey-Store. Geschäftsführerin Anne bringt mit den ausgesuchten Labels, der geschmackvollen Einrichtung und überhaupt mit dem Konzept ein wenig Berlin-Flair nach Braunschweig. Mein Tipp: Oft gibt es an Samstagen hier auch Aktions-Blumensträuße. Mit einem bunten Blumenbouquet unterm Arm geht es weiter. Noch ein Eis auf dem Kohlmarkt? Heute mal nicht.
Langsam tun uns die Füße weh. Wir schlendern über den Damm zurück in Richtung Schloss, schauen rechts und links in die Schaufenster. Und entscheiden uns spontan noch zu einem Ausflug ins Magniviertel. Aber nicht zum Einkaufen, hier wollen wir die Seele baumeln lassen. Um den Magnikirchplatz haben sich zahlreiche Cafés und Restaurants niedergelassen und im Sommer locken die Freisitzflächen. Hier fühle ich mich immer wie im Urlaub. Ein Aperol in der Hand, die Sonne kitzelt im Gesicht – Braunschweig liegt doch in Italien oder wie war das?
Zum Getränk haben wir uns im Fuchs Blau noch eine Kleinigkeit zu essen bestellt, meine Freundin einen sommerlichen Salat, für mich gibt es Tagliatelle. Genüsslich lassen wir den frühen Abend ausklingen. Wir freuen uns über unsere neuen Errungenschaften, vor allem aber, dass wir mal wieder einen ganzen Tag miteinander verbringen konnten.
Schreibe einen Kommentar