Die neue Ausstellung im JadeWeserPort InfoCenter
Vom JadeWeserPort habt ihr bestimmt schon gehört – ich das erste Mal in der Schule im Erdkundeunterricht, als gerade am größten Tiefwasserhafen Deutschlands gebaut wurde.
Damals konnte ich mir noch nicht so richtig etwas darunter vorstellen, und auch seitdem ich in Wilhelmshaven wohne, habe ich eher wenige Berührungspunkte damit. Das liegt daran, dass einem nicht wirklich bewusst ist, was dort tagtäglich alles passiert. Von den komplexen Abläufen bekommt man nicht wirklich etwas mit.
Doch um Touristen und Interessierten diese Thematik näherzubringen, gibt es das JadeWeserPort-InfoCenter. Von meiner Wohnung aus brauche ich nur acht Minuten mit dem Auto dorthin.
Wenn ich davorstehe, dann kann ich in der Ferne die Containerkräne sehen. Das InfoCenter liegt in unmittelbarer Nähe zum Port und es werden auch Bustouren zum Hafengelände angeboten.
Seit diesem Jahr gibt es im InfoCenter eine neue, sehr interessante und interaktive Ausstellung, in der man die Entstehungsgeschichte und das alltägliche Geschäft eines Container Terminals kennenlernen kann. Die Wiedereröffnung ist noch nicht lange her und ein Besuch der neuen Ausstellung stand ganz oben auf meiner To-Do-Liste. Was ich dort Spannendes gesehen und erlebt habe, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.
Der Rundgang durch die Ausstellung kann beginnen © Barbara
Von der Kiste zum Container
Schon der Eingang des InfoCenters erinnert an einen Containerhafen, denn auf dem Boden sind gelbe Markierungen wie auf einem Containerschiff zu sehen. In Verbindung mit den großen Wandbildern an der linken und rechten Seite lässt das direkt die richtige Stimmung aufkommen.
Die Ausstellung ist so gestaltet, dass ich die ganze Zeit das Gefühl habe, mich direkt auf dem Gelände des JadeWeserPorts zu befinden. Auch die Geräuschkulisse ist stimmig gestaltet.
In der Ausstellung gibt es einen Bildschirm im Boden, der Aufnahmen zeigt, die von einem Containerkran gemacht wurden. Dort sieht und hört man, wie Container entladen werden, was die ganze Erfahrung der Ausstellung nochmal echter werden lässt.
Der Aufgang zur Ausstellung © Barbara
Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit einem bunt gestalteten Infoboard an dem ich mir über Kopfhörer berichten lassen kann, wie die Containerschifffahrt überhaupt entstanden ist.
An einer interaktiven Weltkarte kann ich nun spielerisch ausprobieren, über welche Häfen der Welt die verschiedenen Artikel geschifft werden. Ich finde es ziemlich beeindruckend, was für Entfernungen die riesigen Pötte zurücklegen. Direkt hinter mir befindet sich ein „Scanner“, dieser überwacht beim Port die Container und deren Inhalte und stellt sicher, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht. Beim Ausprobieren habe ich in der Simulation Waffen entdeckt. Wäre dies bei einer reellen Kontrolle geschehen, würden selbstverständlich weitere Maßnahmen erfolgen. 😉
Eine Schifffahrt, die ist lustig…
Der Schifffahrtssimulator © Katharina Das Bedienpult © Barbara
Ganz besonders toll finde ich den Simulator. Aus drei verschiedenen Szenarien kann ich wählen. Im Hafen von Shanghai als Schlepper unterwegs sein, bei Nacht mit einem riesigen Tanker vom Kai ablegen oder tagsüber ein großes Containerschiff steuern. Die vielen Knöpfe finde ich auf Anhieb etwas überfordernd, aber die wichtigen Dinge sind gut erklärt und nach einer kleinen Eingewöhnung funktioniert das alles wie von selbst – da könne man glatt auf die Idee kommen, ein Schiff zu steuern sei gar nicht so schwer. Das ist natürlich ein Irrglaube, es gehört schon einiges mehr dazu als nur einen Hebel zu drücken und ein paar Knöpfe zu betätigen.
Jede Simulation ist vier Minuten lang, das hat mir beim ersten Versuch mit dem großen Containerschiff gerade so für das „Ausparken“ gereicht 😊
Eine „alte“ Idee
Obwohl erst 2008 der Bau am JadeWeserPort begann, gibt es die Vision eines Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven schon viel länger. Schon 1993 wagte die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung einen Vorstoß. Nach Potenzialanalysen und einer Planaufstellung wurde 2003 die JadeWeserPort Realisierungs-GmbH & Co. KG gegründet. Im Mai 2008 begann dann der Bau und 2011 konnte der erste Bauabschnitt fertiggestellt werden. Bereits ab April 2012 ging der Hafen in den Probebetrieb, eine offizielle Eröffnung fand am 21. September im selbigen Jahr statt.
Das Besondere am JadeWeserPort ist, dass dort selbst die größten Containerschiffe tideunabhängig abgefertigt werden können. Tideunabhängig bedeutet, dass selbst bei Niedrigwasser die Arbeit am Hafen nicht beeinträchtig wird.
Wie lange es von einer Idee zur Vollendung dauern kann, erstaunt mich bei so großen Projekten immer wieder. Jahrelange Planung ist nötig und viele Menschen sind am Prozess beteiligt.
Doch nun genug Geschichte, was machen die Angestellten auf dem JadeWeserPort eigentlich?
Berufe im Hafen
Viele verschiedene Arbeitsbereiche spielen perfekt ineinander, sodass letztes Jahr fast 50 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen wurden. Und das alles fast vor der eigenen Haustür, beeindruckend.
Bei so einer Menge und einem riesigen Areal, immerhin 2,9km², ist es wichtig gut organisiert zu sein.
An dieser Wand werden die verschiedenen Berufe anschaulich dargestellt. Wenn ihr dann mehr wissen wollt, könnt ihr die kleinen Türen aufklappen und euch einen kurzen Film anschauen, der den Beruf beschreibt. Mit vielen Begriffen kann ich etwas anfangen, manche sind mir aber gänzlich unbekannt.
Verschiedene Berufe im Hafen © Katharina
Zum Beispiel der Lascher, er ist besonders wichtig für das Be- und Entladen von Containern auf Schiffen und auch Zügen. Schon ein leerer Container wiegt über zwei Tonnen, bei einer solchen Masse ist die korrekte Sicherung natürlich besonders wichtig! Dazu verwenden die Lascher sogenannte TwistLocks, mithilfe derer sie die Container aneinander oder eben an Festpunkten auf dem Untergrund für den Transport befestigen. Um diese zu lösen, muss der Lascher an einer vorgesehen Lasche ziehen – so entstand die Berufsbezeichnung. Über Organisation und Koordination von Außerhalb bis zu schweren körperlichen Arbeiten direkt am Container ist bei unserem Tiefwasserhafen alles dabei. Das erstaunt mich, denn mir war nicht klar, wie viele Abläufe es dort gibt und wie viele Menschen involviert sind.
Ein TwistLock © Barbara Die Arbeit eines Laschers © Barbara
Umso schöner finde ich es, dass hier alles informativ und verständlich vorgestellt wird 😊
Das Ende der Tour bildet ein circa 30 Minuten langer Film über die Entstehung des Ports und die Baumaßnahmen, sowie aktuellen Einblicken. Visuell dargestellt erfährt man so nochmal alles Wissenswerte und Interessante über den JadeWeserPort.
Spielend lernen
Ein anspruchsvolles Puzzle © Barbara
Die gesamte Ausstellung bietet Mitmachgelegenheiten für Groß und Klein, daran habe ich mich auch ausprobiert. Individuell zugeschnittene Holzstücke soll man so zusammenpuzzeln, dass am Ende der Container im Kleinformat perfekt gefüllt ist. Das erfordert Geduld und auch Geschick und führt mir wieder vor Augen, wie präzise die Beladung eines Containers geplant werden muss. Jedes bisschen Platz wird ausgenutzt, und je besser der Container gepackt ist, desto sicherer sind auch die enthaltenen Güter.
DIe Magnetwand © Barbara
Wem das zu viel Grübelei ist, der kann an der Magnetwand daneben eine eigene Route für Güter bauen.
Die einzelnen Elemente habe ich an der Wand platziert und so die Waren (in Form von Holzmurmeln) mithilfe von LKW, Schiff und Bahn von Shanghai nach Frankfurt geschickt.
Mir gefällt die einfache Handhabung der interaktiven Stationen in der Ausstellung, auch wenn die fachlichen Aspekte für Kinder vielleicht nicht so interessant sind, so können sie dennoch teilhaben und mal eintauchen in das Geschehen des JadeWeserPorts.
Ganz nah dran
Teil des InfoCenters ist auch die große Dachterrasse, von der man über das Gelände des JadeWeserPorts blicken kann. Dort kann es schon ziemlich windig werden, immerhin befinden wir uns direkt an der Nordsee. Der Ausblick ist es aber wert!
Ausblick auf der Dachterrasse © Barbara
Wenn ihr noch näher heranwollt, dann gibt es eine Bustour zum Container Terminal.
Im Hafenbus geht es vom JadeWeserPort-InfoCenter aus an das Hafengelände des Container Terminals. Ungefähr eine Stunde dauert die Fahrt, währenddessen erfahrt ihr Wissenswertes zu den einzelnen Bauphasen und über aktuelle und vergangene Ereignisse. Ab diesem Wochenende werden zum Glück auch wieder die Hafenbustouren angeboten. Das werde ich mir nicht entgehen lassen! Und ihr?
Aber auch so kann ich euch einen Besuch im JadeWeserPort-InfoCenter nur ans Herz legen. Es ist unfassbar interessant und lehrreich und eine tolle Unternehmungsmöglichkeit für die ganze Familie – oder eben auch allein 🙂
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