Am letzten Wochenende haben wir uns mit ein paar Freunden zur Wein-Erlebnistour in Stade verabredet. Die Idee, eine Weinprobe mit einem Bummel durch die Stader Altstadt zu verbinden, gefiel uns sehr. So war die Idee schnell beschlossene Sache und das Nachmittagsprogramm in Sack und Tüten.
Frisch und fruchtig startet die Weinprobe
Pünktlich zum Beginn der Tour hat sich unsere Gruppe, wir waren acht Leute und hinzu stieß noch eine weitere Gruppe mit fünf Personen, vor dem historischen Stader Rathaus versammelt. Von dort aus ging es zunächst zu Rindchen’s Weinkontor. Die Stimmung untereinander war von Anfang an herrlich gesellig. Somit deutete also alles auf einen fantastischen Abend hin. Vor dem ersten Weingeschäft trafen wir auch auf unsere Gästeführerin, die uns durch den Nachmittag begleiten würde.
Als erste Kostprobe des Tages servierte uns der Betreiber von Rindchen’s Weinkontor einen Fruchtsecco aus Birnen, der ganz frisch aus Polen in das Sortiment eingezogen war. Ein gelungener Auftakt für die Weinprobe, da waren wir uns einig. Fruchtig, spritzig, süffig, aber nicht zu süß perlte der Secco auf der Zunge. Es folgten ein schmackhafter Roséwein und ein paar Käsecracker als herzhafte Beigabe zum Wein. Losgelöst und voller Euphorie liefen die Gespräche zwischen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unserer Gruppe, sodass mitunter etwas Disziplin gefragt war. Sonst wären die erklärenden Worte zu Rebsorten, Weinanbau und Co. sicher im angeregten Gemurmel und Gelächter untergegangen. Wir verabschiedeten uns vom Betreiber des Weingeschäftes, denn hier übernahm unsere Gästeführerin die Leitung.
Spaziergang durch das historische Stade
Unsere Gästeführerin führte uns durch die malerischen Gassen der Stader Altstadt von Weinprobe zu Weinprobe und zeigte uns einige der schönsten Winkel und Ecken der Stadt, die auf unserem Weg zur nächsten Weinprobe lagen. Entlang an historischen Fachwerkhäusern auf altem Kopfsteinpflaster begann unser kleiner Spaziergang. Die frische Luft tat uns allen gut. Wir durchquerten das historische Hahnentor, einen mittelalterlichen Durchgang von 1658, der einst zum Mühlenhof und damit zum Kloster St. Georg gehörte. Weiter ging es dann durch die Bäckerstraße mit dem dreigeschossigen Traufenhaus und seiner wundervollen historischen Fassadenverzierung.
Anschließend führte unsere Gästeführerin uns durch die schmalste Gasse der Stadt, die „Lämmertwiete“. Hier lassen sich mit ausgestreckten Armen mühelos beide Wände der Gasse gleichzeitig berühren. Auch zu Fuß ist hier bei Gegenverkehr kaum ein Durchkommen möglich. Nach dem Überqueren der Rosenbrücke mit dem idyllischen Blick auf die Schwinge, die sich hier in Manier à la Klein-Venedig durch die Stadt zieht, erreichen wir das zweite Lokal. Dort ist schon der nächste Wein für uns kaltgestellt.
Weingenuss in einem alten Brauhaus
Schon von außen ist das Knechthausen ein wahres Schmuckstück. Die prächtig verzierte Fachwerkfassade des historischen Gebäudes zieht sofort unsere Blicke in seinen Bann. Sobald wir eingetreten waren, ließen wir auch das urige Innere des ehemaligen Brauhauses auf uns wirken. Hohe Decken, Fachwerk und Gemäuer und die dunklen Deckenbalken versprühen einen rustikalen Charme und ein heimeliges Gefühl. Unsere Gruppe machte es sich im Raum gleich neben dem Eingang bequem und bestaunte die großen Weinflaschen auf den Fensterbänken. Zu Rotwein, Weißwein und ein paar vorzüglichen Schmankerln interessierte uns natürlich auch die Geschichte des Gebäudes.
Das Fachwerkhaus des heutigen Knechthausen ist von 1487 und damit eines der ältesten Gebäude in der Stader Altstadt. Ab 1604 nutzten die Brauereiknechte der Stader Brüderschaften das Gebäude als Gildehaus. Da Bier damals ein wichtiges Handelsgut war, machte sich das Knechthausen schnell über Stades Stadtgrenzen hinaus einen Namen. Auch sagte man sich, dass der Konsum von Bier die Brauereiknechte vor einer Erkrankung an der Pest schütze. Deshalb wurde den Brauereiknechten die Aufgabe zugetragen, die Toten aus der Stadt zu bringen und zu begraben. Bis heute begleiten die Brüderschaften die Beerdigungen in Stade und tragen die Särge zu Grabe.
Entspannter Ausklang bei Rot- und Weißwein
Noch mit dem vollmundigen Geschmack des Rotweins aus dem Knechthausen am Gaumen begaben wir uns auf den Weg zu unserer letzten Station der Wein-Erlebnistour. Die Gästeführerin navigierte uns über den Fischmarkt, vorbei am historischen Hansehafen. Hier bestaunten wir die Gemütlichkeit der Außengastronomie mit dem maritimen Flair. Als nächstes liefen wir durch die Hökerstraße, die Haupteinkaufsstraße in der Stader Altstadt, mit ihren kleinen inhabergeführten Geschäften. Wir passierten das eindrucksvolle historische Rathaus und erreichten kurz darauf die Weinwirtschaft in der Großen Schmiedestraße.
Der Betreiber der Weinwirtschaft begrüßte uns herzlich in seinem gemütlichen Lokal. Bei einem erfrischenden Weißwein erzählte er uns, dass er ursprünglich aus dem Rheinland komme und mit seiner Familie dann nach Stade gezogen sei. Anschließend schenkte er uns einen trockenen Rotwein aus, bei dem wir den Abend dann entspannt ausklingen ließen.
Mein Wein-Urteil
Über den Abend verteilt haben wir viele sehr leckere Weine zum Probieren erhalten. Es war kein Wein dabei, der mir nicht sehr gut geschmeckt hätte. Normalerweise trinke ich am liebsten Rotwein, deshalb überraschte mich mein Fazit wohl selbst am meisten. Mein unangefochtener Favorit der Wein-Erlebnistour bleibt der hervorragende Birnensecco, den wir ganz zu Anfang probieren durften. Nach dem Wochenende bin ich direkt zu Rindchen’s Weinkontor zurückgekehrt und habe eine Flasche des Fruchtseccos zum Verschenken gekauft.
Alle Infos und die Möglichkeit zur Buchung der Wein-Erlebnistour in Stade gibt es hier.
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