„Kommen Sie, wir sitzen im Garten!“ Susann Till strahlt mich an und sie ist mir auf Anhieb sympathisch.
Eigentlich bin ich zu ihr nach Stade gekommen, weil ich mehr über den Werdegang der 71-jährigen Jung-Unternehmerin wissen wollte. Ich wollte alles erfahren darüber, wie es dazu kam, dass sie in ihrem hohen Alter noch ein Unternehmen gegründet hat. Warum sie angefangen hat, ihre Chutneys zu verkaufen, welche Zukunftspläne sie hat und wie das überhaupt so ist, so viel Medienaufmerksamkeit zu bekommen.
Reiner Aktionismus
Und dann sitze ich da und Susann Till erzählt mir ihre Geschichte, dass sie eigentlich schon immer gerne gekocht habe, dass sie die ganze Sache mit dem Verkauf ihrer Chutneys als reinen Aktionismus angesehen hatte am Anfang, damit sie etwas zu tun habe. Dass dann mehr und mehr Leute davon begeistert waren und sie mittlerweile keine Kleinunternehmerin mehr ist, sondern teilweise bis zu 1000 Gläser Chutney pro Woche in ihrer kleinen Küche herstellt und deutschlandweit Feinkostläden damit beliefert. Sie hat die Geschichte schon mehr als einmal erzählt. Nachzulesen unter anderem hier oder hier.
Während ich darüber nachdenke, wie das wohl so sein muss für sie, wenn auf einmal die ganze deutsche Medienlandschaft über einen berichtet, schaut mich Susann Till mit wachen Augen an. „Und? Welches ist Ihr Lieblingschutney?“ Ich blicke auf die vielen Gläser, die vor mir stehen. Mittlerweile habe ich alle probiert. Mango-Chutney, der Klassiker, ist mein Favorit. Fast scheint es so, als sei sie ein bisschen enttäuscht, dass mein Geschmack so gewöhnlich ist. „Ja, das mögen die meisten am liebsten.“
Sie lehnt sich zurück und die Sonne strahlt ihr ins Gesicht. „Was wollen Sie denn noch wissen?“. Da bin ich mir gar nicht so sicher, eigentlich hat sie mir bereits alles erzählt. Aber die Sonne scheint und ich mag ihren Garten mit den selbst angebauten Kräutern, die sie auch für ihre Chutneys benutzt. Irgendwie will ich noch nicht los und so lasse ich sie einfach reden. Nicke und stelle ab und an eine Frage. Viele kluge Dinge sagt sie und wir fangen an, über das Leben zu philosophieren. Und mit jedem Satz, den sie sagt, wird sie mir noch sympathischer. Und ich denke, eigentlich hat Susann Till viel mehr zu bieten als ihre Chutneys. Denn von ihr kann noch so mancher etwas lernen.
„Lachen tut der Seele gut und öffnet dir Türen“
Susann Till hat nie ihr Lachen verloren, auch in schwierigen Zeiten sagt sie, habe sie immer ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt. Denn Lachen tut gut, und positiven Menschen öffnen sich Türen, die manch anderen verschlossen bleiben.
„Angst ist ein schlechter Ratgeber“
Wer immer nur vor allem Angst hat und sich nichts traut, kann ja keinen Erfolg haben. Susann Till ist sich sicher, dass viel mehr Menschen auf der Welt erfolgreich wären, wenn sie einfach mal machen würden, anstatt sich andauernd Sorgen zu machen.
„Man muss nicht alles können, aber man muss den Mut haben, nach Hilfe zu fragen.“
Man darf sich nicht zu stolz sein, andere Menschen um Hilfe zu fragen, zu fragen, wie etwas geht, das man selbst nicht kann. Es wäre ja auch komisch, wenn jeder Mensch alles können würde. Aber wenn man den Mut nicht hat, andere um Rat zu fragen bei Dingen, die man selbst nicht kann, dann kommt man nie weiter.
„Ich habe nichts zu verlieren außer Zeit.“
Susann Till nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut sich auch nicht prominente Leute, wie Restauranttester Rach, anzusprechen. Einfach mal machen, das ist ihre Devise. Ihr Schatten, über den sie ab und zu springt, ist sicherlich genauso groß wie der anderer Menschen, aber Susann Till nimmt einfach Anlauf und – zack – ist sie drüber. Berührungsängste kennt sie nicht.
„Mit 80 steht mein Imperium.“
Und während sie das sagt, schüttelt sie mit dem Kopf und kichert. Eigentlich ist ihr das Imperium gar nicht wichtig, denn eigentlich will sie nur Spass haben. Vielleicht entscheidet sie sich spontan auch auf Weltreise zu gehen, das weiß sie noch nicht. „Irgendein Ziel muss man ja haben“, sagt sie und lächelt in sich hinein.
„Harte Arbeit, Freundlichkeit und Neugierde ist das Geheimnis des Erfolgs.“
Wer auf dem Sofa darauf wartet, dass der Erfolg kommt, weil die Welt es einem schulde, der wird nie erfolgreich sein. Offen sein, muss man, interessiert sein und lebendig, dann klappt das schon, meint Susann Till und grinst: „Ich muss mich auch ständig motivieren, aber es lohnt sich“.
Wer jetzt Lust auf die Chutneys von Susann Till bekommen hat, der findet hier mehr Informationen: BySusann.
Über die Autorin: Yvonne Zagermann ist Reisebloggerin bei justtravelous.com und Mitglied im Reiseblogger Kollektiv, das für die aboutcities die 17 Städte besuchte.
Marianne meint
Klasse Bericht, da kriegt man gleich Lust auf Chutneys!