Die Entscheidung für regionalen Genuss
Die Slow Food Bewegung hat seit längerer Zeit auch viele Anhänger in Verden gefunden. Aber was ist Slow Food genau? Der Sache möchte ich auf den Grund gehen. Aus Italien stammend hat sich die Organisation zum Ziel gesetzt, mit heimischen Pflanzen und zum Schutz des Tierwohls die regionale Küche zu erhalten, denn Slow Food setzt sich für ein ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem ein. Die Gerichte sind in erster Linie saisonal und regional, also ein handgemachtes Essen aus hochwertigen Zutaten in Bioqualität. Ziel ist, Menschen die regionalen Zutaten wieder näher zu bringen, auch durch die authentische Küche in den örtlichen Restaurants. Erkennungszeichen von Slow Food ist übrigens die Schnecke, denn sie symbolisiert seit jeher die Langsamkeit und das Bewusste. Deshalb möchte ich Euch in diesem Beitrag ein paar Verdener Gastronomiebetriebe, die sich zwar mit dem Slow Food Gedanken beschäftigen, aber den Fokus auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl gelegt haben, vorstellen. Speziell haben sich diese Gastronomen GEGEN den Trend globaler Massenfertigung und -haltung, dafür allerdings bewusst FÜR den Genuss entschieden. So, genug der Theorie, ich mache mich jetzt auf, um den Restaurants und Cafés einen Besuch abzustatten und zu sehen wie dort die Regionalität umgesetzt wird.
Diers Kaffee – eine kulinarische Bereicherung für die Stadt
Der Tag beginnt für mich ab und zu in „Diers Kaffee„. Verabredet mit einer Freundin oder meiner Familie genießen wir das köstliche Frühstück mit den vielen besonderen, fruchtigen und herzhaften Leckereien, mit hausgemachten Marmeladen, Gelees und Schokoladenaufstrichen. Selbstverständlich mit duftendem Panini, hausgemachten Scones oder Brioches aus der Backstube. Alles „handmade“ mit aus der Region stammenden Zutaten. Die großen und kleinen Frühstücksarrangements sind frisch und abwechslungsreich. Dazu gibt es natürlich einen frisch aufgebrühten Cappuccino, Latte Macchiato oder Café au lait aus der original italienischen Espressomaschine . Mein Favorit ist übrigens der Cortado. In „Diers Kaffee“ kann der Kaffeefreund sich seine Kaffeeröstung wahlweise aus Lateinamerika, Ostafrika, Indien oder Indonesien, inklusive fachmännischer Beratung zubereiten lassen. Viele Kunden kaufen ihre frische Röstung für zu Hause im Café, um auch dort nicht auf den leckeren Kaffee verzichten zu müssen. So startet der Tag wunderbar: Slow eben!
Ein Juwel und Entschleunigung pur
Das „Diers Kaffee“ mit seiner modern-urbanen Einrichtung ist eine echte Bereicherung für die Stadt. Kennern der Szene sind die Namen Susanne und Bernhard Diers sicherlich nicht unbekannt. Nach diversen Aufenthalten im In- und Ausland entschloss sich das Ehepaar Diers in das Familienhaus in Stedebergen zurückzukehren. Sie etablierten mit „Diers Kaffee“ einen Wohlfühlort mit hauseigener Röstung edler Gourmet- und Grand Cru Kaffees von fairen und nachhaltigen Anbietern aus aller Welt. Der Kaffee aus Äthiopien und Afrika beispielsweise stammt von kleinen Farmen, ist also ein richtiger Farmerkaffee. Es gibt tagesfrische süße und herzhafte Spezialitäten, hergestellt aus Waren von regionalen Lieferanten z.B. vom Hof Voigts aus Stedebergen, die das Gemüse, die Eier und das saisonale Obst liefern. Weitere regionale Produkte werden von Lieferanten der Marke Asendorf und der nachhaltigen Bäckerei Knuf geliefert.
Die offene Küche – beim Zubereiten zuschauen
Bei Diers kann man sogar einen Blick in die offene, kleine Küche werfen und sieht so, wie die handgemachten Köstlichkeiten aus hochwertigen Zutaten entstehen. Die Produkte sind allesamt authentisches Handwerk und mit diesem Wissen schmeckt es mir gleich doppelt so gut! Das Ehepaar Diers hat sich mit seinem gemütlichen Café in der Innenstadt von Verden einen Herzenswunsch erfüllt. Hier werden neben den erlesenen Kaffeeröstungen auch Gebäck, Pralinen, Quiches, Tartes und vieles mehr auf liebevolle Weise angeboten. Selbstverständlich sind alle Köstlichkeiten eigens hergestellt und werden begleitet von einem unglaublich freundlichen, engagierten und erstaunlich kompetenten Service.
Für mich die köstlichsten Kuchen der Welt – aus natürlichen Zutaten
Die köstlichen Kuchen und Torten sind immer der entsprechenden Jahreszeit angepasst, so dass ich mich fast jeden Monat auf eine neue Geschmacksexplosion freuen kann. Meine Favoriten sind der Rhabarberkuchen, die leckere Beerentorte, den saftigen Apfelkuchen etc. etc… Allein bei dem Gedanken läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.
Tipp: „Diers Kaffee“ einen Besuch abstatten und am besten von allen Köstlichkeiten probieren.
Café Diers Nagelschmiedestraße 3 27283 Verden www.dierskaffee.de
Pades Restaurant – Erlesene und regionale Speisen im Rhythmus der Jahreszeiten
Ein Paradebeispiel für Regionalität und Tierwohl ist das „Pades Restaurant“ in Verden. Früher Sternekoch, hat sich Wolfgang Pade bewusst dafür entschieden, nicht mehr den Vorgaben zur Erlangung eines Sternes zu folgen und stattdessen ausschließlich regional und saisonal zu kochen. Und das sieht der Gast in der Speisekarte, wo die saisonalen Angebote von regionalen, aber auch bundesweit agierenden Anbietern die Hauptakteure sind.
„Dabei werden unsere Ideen durch meine Ausbildung und Prägung durch Kochstationen in Süddeutschland, Österreich, Italien und Frankreich beeinflusst“, erzählt mir Wolfgang Pade bei meinem Besuch.
Frische pur aus der Region
"Bei uns kommt nichts aus der Tiefkühltruhe, alles ist handmade in Verden. Das heißt Frische pur. Sogar die Limonade ist selbstgemacht“, beschreibt Wolfgang Pade das Besondere seiner regionalen Speisen. Früher hat der Koch 400kg Rindfleisch aus den USA bestellt, setzte aber nach der Corona-Krise seinen Herzenswunsch um. Er suchte Lieferanten aus der Region, wo immer es möglich war. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und bei tierischen Produkten auch des Tierwohls. Im Portfolio von regionalen Produkten im Restaurant sind feinste Öle, frische Forellen, das Fleisch glücklicher Hühner, Schweine und Ziegen. Aus der Milch der Ziegen entstehen edle Produkte wie Camembert, Frisch- oder Schnittkäse, viele davon aus Rohmilch, um einmal ein konkretes Beispiel zu nennen. „Es gibt Huhn, wenn welches da ist. Und wenn es aus ist, kommt eine andere Köstlichkeit auf die Karte.“, so Wolfgang Pade. Und besser kann man den Gedanken des regionalen Kochens nicht in Worte fassen. Nicht alles muss ständig verfügbar sein, der Gast isst nach Jahreszeiten und Angebot!
Gemütliche Eleganz im Restaurant
Der Restaurantbereich mit Blick auf den Domplatz wirkt sehr stilvoll mit seinem Intarsien-Eichenparkett und seiner schlicht – eleganten Einrichtung. Der andere Bereich „Das Bistro“ wird geprägt durch die alte, vier Meter hohe Holzdecke von 1895. Die Einrichtung ist modern mit schwarzen Ledersesseln. Gemütlich, mit viel Charme und Eleganz, so würde ich das Restaurant beschreiben. Bei Pades kann man durchaus einen längeren Abend mit Freunden verbringen und sich mit den wirklich leckeren, auf hohem Niveau gekochten Gerichten verwöhnen lassen.
Die Speisekarte – ein Genuss ohne Gleichen
Der Gast kann zwischen einem drei bis fünf Gänge Menü wählen, oder auch direkt von der Menükarte bestellen. Die Speisekarte bietet für mich ein besonderes Highlight, denn der Gast hat bei den meisten regionalen Gerichten die Möglichkeit zwischen einer großen und kleinen Portion wählen zu können. Für mich perfekt, so kann ich mehrere Gänge genießen und sogar noch ein Dessert – denn die sind wirklich spektakulär. Jeden Monat wird außerdem eine neue Speisekarte für die Gäste angeboten.
Der Sommergarten ist ein Traum
Der Garten vom Restaurant ist im Sommer eine bezaubernde Location, in diesem wird bei schönem Wetter gespeist. Dreizehn alte Bäume und ein gepflegt-wilder Garten überraschen den Besucher. Der Restaurantgarten ist eingefasst von alten, hohen Ziegelmauern und die rückwärtige Begrenzung besteht aus der Verdener Original-Stadtmauer von 1200. Selten habe ich in einem Restaurant mit einem so beeindruckenden Außenambiente gespeist und jedes Mal werde ich mit einem unaufdringlichen und erstklassigen Service verwöhnt.
Wenn Ihr auch einmal gehoben, nachhaltig und regional genießen möchtet, reserviert Euch unbedingt einen Tisch im "Pades" Restaurant. Schaut Euch einfach mal auf der Website um. Pades Grüne Straße 15 27283 Verden www.pades.de
Liekedeeler – das bewusst andere Restaurant
Das "Liekedeeler Restaurant" ist ein bisschen anders als andere Restaurants und das mit Absicht. Ein zertifiziertes Bio-Restaurant, passend angesiedelt im Verdener Ökozentrum. Inhaberin Birgit Breuers, ursprünglich aus Duisburg stammend, hat sich mit ihrem Restaurant ebenfalls in Verden einen Traum erfüllt.
Grundstein für die Verwirklichung war die Frage: „Wie kann ich ein Unternehmen auch anders führen?“ Vorrangig geht es um Wertschöpfung aus der regionalen Landwirtschaft, im Sinne einer engen Zusammenarbeit und Abnahme der Produkte. Wichtig ist ihr auch ein Netzwerk mit ähnlich denkenden Unternehmen. Des Weiteren blickt Birgit Breuers auf eine lange Erfahrung im Bio-Bereich mit guten Lebensmitteln zurück. Und das schmeckt man bei jedem einzelnen Gericht von ihr. Dazu kam 2021 die Regionalwert-Idee, zusammen mehr zu schaffen als einzelne Unternehmen allein, d.h. Synergien zu sammeln und andere Wirtschaftsformen auszuprobieren. Gegründet in Bremen werden als Bürgeraktiengesellschaft regelmäßig Aktien ausgegeben, die Mitbürger:innen kaufen können. Das zusammen gekommene Kapital wird investiert z.B. in einen zurzeit geplanten Bio – Schlachthof oder in Betriebsumstellungen auf Bioprodukte und Hofnachfolge. Ein zentrales Ziel ist die stärkere Ernährungssouveränität der Region Bremen & Weser-Ems, also der Wunsch nach mehr Rechten, die eigene Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren. Da ich privat auch sehr auf Regionalität, Bio und Tierwohl achte, kann ich mir gut vorstellen, auch in diese Aktien zu investieren.
© Katja Ludwig / Bildarchiv der Stadt Verden
Bio-Qualität und Tierwohl wird großgeschrieben
Qualität wird bei der Besitzerin Birgit Breuer ganz großgeschrieben, und zwar Bio-Qualität. Und es wird nur frisch gekocht, es gibt keine Fertiggerichte, keine Geschmacksverstärker und im Dezember auch keine Erdbeeren. Sie betont gerne, dass nicht nur Qualität, sondern auch fairer Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt unabdingbar seien. „Ich koche gern mit fairen Produkten.“ Das Fleisch bezieht sie vom "Stoffers Hoff“ einen Hofladen mit Bio Fleisch. Da muss ich lachen, denn auch ich kaufe mein Fleisch dort. Die Inhaberin des Hofladens Elisabeth Fresen ist Bio-Bäuerin aus Überzeugung und lebt das auch. Das Gemüse wird von "Lohmanns Hof" aus Westen geliefert. Lohmanns Hof ist auch mit einem Marktstand auf dem Verdener Wochenmarkt vertreten, so dass ihr auch dort euer Bio-Gemüse kaufen könnt.
Ganzheitliches Konzept mit Nachhaltigkeit
Wichtig sei ein ganzheitliches Konzept. "„Geiz ist geil" geht immer auf Kosten der Umwelt, der Arbeitsbedingungen oder der Qualität“, macht sie deutlich. Bei den Stammgästen ist der höhere Preis für das Essen kein Problem, sie zahlen gerne für die besondere Qualität der Gerichte. Die Küche ist bunt und vielfältig, biologisch und auch immer wieder vegetarisch, lecker und ganz weit weg vom Fast Food. Bei der Auswahl der Lebensmittel wird vorwiegend auf Regionalität und auf eine saisonale Ausrichtung geachtet. Die Auslese ist enorm abwechslungsreich und reicht von Klassikern über moderne bis hin zu teils exotischen Gerichten oder Interpretationen. Und nicht zu vergessen sind die täglich hausgebackenen Kuchen, natürlich ausgerichtet auf die passende Jahreszeit.
Regionale Bio-Mittagskarte mit exquisitem Genuss
Die ständig wechselnde Mittagskarte orientiert sich an regionaler und biologischer Küche und bietet stets ein veganes Gericht. Bewusst hat man sich gegen das Abendgeschäft entschieden, da auch sehr viele Tagungen im Liekedeeler stattfinden. Möchte jemand dann beispielsweise im Februar Tomate mit Mozzarella bestellen, muss er auf den August warten. Denn auch hier gilt: Tomaten schmecken am Besten im August. Natürlich ist es schwer, diesen Standard zu halten, erzählt mir Frau Breuer. Denn durch Corona und der jetzigen Situation in der Ukraine verteuern sich die Lebensmittel und gerade das regionale Biogemüse. „Eine Zucchini aus Spanien kostet zwei Euro, eine Zucchini aus der Region vier Euro. Ich habe gerade wieder eine Preiserhöhung vom Händler bekommen.“ Leider geht es allen anderen Gastronomen nicht anders. Trotz aller Schwierigkeiten in diesen Zeiten bildet Birgit Breuers zurzeit drei Auszubildende aus: Zwei in der Küche und einen im Service. Das finde ich mutig, eine große Chance für die Auszubildenden und gut für unsere Stadt. Mein Fazit für alle drei: Unbedingt besuchen, lecker regional speisen gehen, genießen und entschleunigen in der Zeit des hektischen Alltags.
Bio-Restaurant Liekedeeler Artilleriestraße 6 27283 Verden www.liekedeelerverden.de
Weitere Adressen für regionales Einkaufen und Genießen sind:
Und natürlich unsere Wochenmärkte:
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