Es ist Sonntagabend und ich habe es heute nicht einmal rausgeschafft. Die überraschend erscheinende Sonne begrüßt mein schlechtes Gewissen und ich hieve mich vom Sofa, ich habe mich kaum bewegt heute. Mit Musik in den Ohren schlendere ich aus der Haustür und genieße meine richtige Entscheidung ab sofort, die List ist einfach schön. Grüne Entspannungsorte bietet die List zu gleichen Teilen wie das pulsierende Stadtleben, hier muss sich niemand entscheiden.
Architektonische Meisterwerke
Die Straßen sind leer, die letzten Menschen begeben sich nach Hause oder in Restaurants, die Außengastronomie ist rappelvoll. Vereinzelt sind noch Kinder auf den Spielplätzen, ansonsten ist es ruhig. Egal in welche Richtung ich schaue, es ist schön und irgendwie idyllisch: Der Blick nach oben stockt auf imposanten Häuserkuppen; die List ist von Bürgerhäusern aus der Gründerzeit mit beeindruckenden Fassaden und Balkonen geprägt und schafft für mich den Gesamtblick der schönsten Häuserreihen und Straßen. Nicht weit von hier steht auch eins der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt.
Ich setze meinen Spaziergang auf der anderen Seite der Hauptstraße fort – und bin in der Eilenriede. Hannover ist für seinen riesigen Stadtwald bekannt – ein großer Teil der 640 Hektar großen Eilenriede begrenzt die List im Südosten. Und hier starte ich, mitten im Grünen im Zentrum der Stadt. Ich laufe ziellos los und genieße die Ruhe, Vögel zwitschern und ab und zu kommen mir Jogger oder Radfahrer/innen entgegen; Spielplätze, die Hunde- und Liegewiesen sind menschenleer. Jetzt ist es ruhig, normalerweise tobt hier das Leben. Nicht nur für Sportler ist das Angebot durch feste Wege, den Trimm-Dich-Pfad oder die Fitnesswiese abgedeckt, Hunde haben auf freigegebenen Wiesen Platz zum Auslauf, Kinder leben ihre Energie auf Abenteuerspielplätzen aus, Liegewiesen, Teiche und unzählige Bänke ermöglichen Entspannung im gesamten Wald. Ich laufe meine Runde nahe der Straße weiter, bei dem Fabelwesen bleibe ich kurz stehen.
Deutsche Geschichte mitten im Wald
Auch für die Kunst im öffentlichen Raum ist Hannover bekannt: Neben dem Fabeltier, einem Werk des Bildhauers Ludwig Vierthaler, gibt es in der gesamten Eilenriede diverse Denkmäler, die Kunst, Kultur und Geschichte mitten in die Natur bringen. Auch Kriegs- und Ehrenmäler aus verschiedenen Zeiten erinnern überall im Wald an die (hannoversche) Geschichte. Nicht weit vom Fabeltier entfernt auf der Ecke kreuze ich z.B. das Kriegsdenkmal für das Infanterie-Regiment 73, 1928.
Fabelwesen, Ludwig Vierthaler, 1931 Kriegsdenkmal für das Infanterie-Regiment 73, 1928
Bis hier habe ich keine 3 Kilometer zurückgelegt; was die 640 Hektar insgesamt noch zu bieten haben, lässt sich also ahnen. Da es bald dunkel wird, bleibe ich im Hellen und setze meinen Spaziergang spontan in den Straßen fort. Der Himmel verfärbt sich in ein Abendrot, es sieht nach einem schönen Sonnenuntergang aus. Also laufe ich weiter durch die List in Richtung Norden – zum Kanal.
Knapp 2 km später habe ich nicht als Erste an diesem Abend eine meiner Lieblingsbrücken erreicht. Der Sonnenuntergang ist wirklich schön, der Himmel zieht regelmäßig schwärmende Gesichter an. Hier endet mein ausgedehnter Spaziergang durch die eigene Hood. Die List ist nicht nur riesig, sondern vor allem vielfältig und bunt und so schön grün; meine knapp 6 ziellos zurückgelegten Kilometer sind nur ein kleiner Einblick in das, was die List zu bieten hat. Aber wie oft gelangt man schon in so kurzer Zeit vom Wald zum Hafen?!
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