Der Sommer zeigt sich wieder einmal von seiner heißen Seite. Und was liegt da nicht näher als eine kleine Abkühlung am oder im Wasser zu suchen. Göttingen hat zwar keinen Nordseedeich mit Sandstrand zu bieten, dafür aber einen nah am Zentrum gelegenen großen See, einen kleinen, aber feinen Fluss, tolle Naturschwimmbäder und ein besonders schönes Freizeitbad. Wo es sich in Göttingen an sommerlichen Tagen am besten aushalten lässt, zeige ich Euch heute.
Der Göttinger Kiessee – Erholung nah am Zentrum
Wenn die Temperaturen steigen und ich frei habe, führt mich mein Weg oft aus der Südstadt direkt an den Göttinger Kiessee. Meistens hole ich unterwegs noch einen Freund ab, der gleich um die Ecke wohnt, und keine 15 Minuten Fußweg später sind wir schon am See. Wenn wir uns auf unsere Räder setzen, sind es kaum 5 Minuten. Meistens führt uns der Weg am Reisemobilhafen vorbei und durch den Sportpark, der mit seinen großen, alten Bäumen viel Schatten spendet.
Am See angekommen, gibt es mehrere Optionen, um eine schöne Zeit zu verbringen. Wir drehen oft erst einmal eine Runde um den See und suchen uns eine der kleinen, etwas versteckt gelegenen Bänke, die unmittelbar am Wasser stehen. Dort tauschen wir dann die Neuigkeiten der Woche aus und lassen auch schon mal den ein oder anderen Fuß kurz im kühlen Nass versinken. Wenn wir sportlicher unterwegs sind, leihen wir uns am Bootssteg aber auch gerne mal ein Ruder- oder ein Tretboot aus. Wir steuern dann die Mitte des Sees an und lassen uns von Wind und Wellen treiben.
Was auf keinen Fall fehlen darf, ist ein abschließendes Eis oder ein kühles Getränk am Kiosk beim Bootsverleih. Und wenn mal mehr Zeit vorhanden ist und wir zu faul zum Kochen sind, dann lassen wir den Abend auch gerne im benachbarten Restaurant Kredo ausklingen. Von der großen Terrasse genießt man einen schönen Blick über den ganzen See und kann sich kulinarisch verwöhnen lassen.
Die Leine – immer am Fluss entlang
In unmittelbarer Nähe zum Kiessee fließt die Leine gemächlich ihrem fernen Ziel, der Nordsee, entgegen. Westlich der Innenstadt durchquert sie das Stadtgebiet. In Göttingen, noch nahe an den Leine-Quellen im thüringischen Eichsfeld, ist der Fluss noch kein großer Strom, aber im Stadtbild hinterlässt er seine Spuren. Links und rechts wird die Leine von Fußgängerwegen begleitet, auf der westlichen Seite befindet sich zeitglich auch ein Abschnitt des Leine-Heide-Radweges, der über 400 Kilometer weiter gen Norden in Hamburg endet.
Im Abschnitt zwischen dem Rosdorfer Weg und der Groner Landstraße sieht man beidseits des Wasserlaufs gemähte Rasenflächen, die vor allem bei Studierenden sehr beliebt sind. Hier trifft man sich an sonnigen Tagen zum Sonnenbaden und zum Klönschnack. Und ab und an sieht man sogar jemanden wagemutig den Fluss durchschreiten. Ein Teil des Flussverlaufs wurde in den vergangenen Jahren übrigens renaturiert, so dass sich das Wasser wieder seinen eigenen Weg suchen kann. Schilf und Gräser wachsen dadurch wieder am Rand und bieten zahlreichen Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum. Zusätzlich wird ein viel angenehmeres Mikroklima geschaffen, das besonders an warmen Tagen angenehm ist.
Nördlich der Groner Landstraße führt eine große, steinerne Treppe runter an den renaturierten Flusslauf. Die Treppe endet an einem kleinen Holzsteg, auf dem man die Füße in den Fluss baumeln lassen kann. Im selben Abschnitt befindet sich auch der kleine Skulpturenpark, von dem ich schon einmal berichtet habe. Ich fahre hier oft nach der Arbeit hin und setze mich auf eine der zahlreichen Bänke. Auf der rechten Seite der Leine, Richtung Innenstadt, hat man fast immer eine Sonnenscheingarantie. Hier kann ich abschalten, über die Kunstwerke sinnieren oder einfach nur dem Fluss beim in der Regel entspannten Fließen zuschauen.
Die Göttinger Naturbäder – Schwimmen frei von Chemikalien
Wer sich an warmen Tagen lieber im als am Wasser aufhält, dem kann ich die beiden Göttinger Naturbäder empfehlen. Hier kann geschwommen werden ohne Chlor oder andere Chemikalien im Wasser. Das Naturerlebnisbad in Grone hat diesen Trend schon relativ früh aufgenommen und hat seit dem Jahr 2006 eine biohydraulische Filteranlage. An dem großen Schilffeld am Eingang kann man unschwer erkennen, dass hier einiges anders gemacht wird als in herkömmlichen Bädern.
Es steckt allerdings auch viel Arbeit dahinter, denn der Reinigungsaufwand bei Naturbädern ist bis zu 1.000 % höher als in normalen Freibädern. Aber der chlorfreie Geruch und das angenehme Wassergefühl sind definitiv durch nichts zu ersetzen. Da sich das Wasser im Naturerlebnisbad Grone nur rein durch die Sonne erwärmt, sollte man kurz nach Saisoneröffnung noch mit Vorsicht die Zehen ins eventuell noch kühle Nass stecken oder sich auf die Flachwasserbereiche konzentrieren, die schneller auf die Sonne reagieren können. Wer nach der Runde durchs Becken noch Lust hat, sich etwas zu bilden, kann den Naturerlebnispfad auf dem Gelände des Bades abgehen. Vor allem mit Kindern macht das besonders viel Spaß.
Seit dem Jahr 2018 hat sich auch das ehemalige Freibad in Weende diesem energie- und umweltschonenden Konzept verschrieben. Unter dem neuen Namen Parkbad Weende ist es nun das zweite Naturbad im Göttinger Stadtgebiet. Das Parkbad erstreckt sich über knapp 20.000 m² und bietet zahlreiche Schwimmbahnen, Springtürme und Rutschen. An besonders heißen Tagen können sich schon mal bis zu 3.000 Badegäste in den Becken tummeln. Umso beeindruckender, dass auch hier die Reinigung rein pflanzlich basiert ist. Chemikalien sieht, fühlt und riecht man auch hier weit und breit nicht.
Direkt angrenzend an das Parkbad Weende gibt es übrigens noch das Strandhaus 37. Nach erfolgter sportlicher Betätigung in den Becken kann man sich hier wieder stärken. Entweder im Restaurant- oder Beach-Bereich, in der Lounge-Bar oder auf der großen Dachterrasse mit Blick ins Bad. Und mit dem passenden Cocktail in der Hand steht einem entspannten Start in den Sommerabend nichts mehr im Wege.
Badeparadies Eiswiese
Zum Abschluss noch ein Tipp für Sommertage, an denen es auch mal regnet. Mit dem Badeparadies Eiswiese gibt es ein Freizeit- und Erlebnisbad, das keine Wünsche offen lässt. Die Eiswiese teilt sich in zwei große Bereiche auf: die 8.000 m² große Wasserwelt und die 6.000 m² große Saunawelt. Ich kombiniere immer gerne beides bei meinen Besuchen miteinander.
Die Wasserwelt zeichnet sich durch zahlreiche unterschiedliche Nutzungen ihrer Bereiche aus. Es gibt Sportschwimmbecken, Kommunikationsbecken, Kinder- und Jugendbecken, Whirlpools, eine Wildwasser- und eine Steilrutsche sowie ein Außenbecken. Ich kann mir also immer den passenden Bereich aussuchen, je nachdem ob mir mehr nach Aktion oder relaxen ist. Das absolute Highlight in der Wasserwelt ist für mich die große Thermalhalle, für die die Thermalsole der nahe gelegenen Göttinger Saline Luisenhall verwendet wird. Mehr Entspannung geht nicht.
Die Saunawelt zeichnet sich dadurch aus, dass es zahlreiche Saunen mit unterschiedlichsten Temperaturen gibt, dazu Dampfbäder, Whirlpools und viele Orte zum Ausruhen nach dem Saunabesuch, z. B. den großen Saunagarten, eine Außenterrasse oder Indoor-Ruheräume, teilweise mit Kamin oder Wasserbetten ausgestattet. Als ich vor einigen Monaten einmal mit einem Freund aus Kolumbien im Badeparadies war, stieß ich auf Verwunderung über unser aus seiner Sicht freizügiges Auftreten in Saunen. Aber auch in diesem Fall hatte die Eiswiese ein passendes Angebot parat: die Textilsauna. Und da haben wir dann fröhlich schwitzend den Abend ausklingen lassen.
Ich hoffe, Ihr testet den ein oder anderen Tipp mal aus, wenn Ihr in Göttingen seid. Am und im Wasser gibt es viel zu erleben.
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