„Oh du schönes Hildesheim“ – ein Satz, der in Verbindung mit der Stadt oft fällt. Viele denken nun vermutlich an den historischen Marktplatz, das eindrucksvolle Fachwerkviertel oder auch an den Ausblick vom St.-Andreas-Kirchturm. Doch Hildesheim ist nicht nur eine Stadt, die mit historischen Gebäuden und dem UNESCO-Welterbe punkten kann. Entfernt man sich nur wenige Minuten vom schönen Herzen der Stadt, befindet man sich sozusagen in der grünen Lunge Hildesheims. Sie umgibt den Stadtkern in einem Halbkreis von rund drei Kilometern und heißt Hildesheimer Wallanlagen. Ursprünglich errichtet wurden sie im 15. und 16. Jahrhundert. Damals sollten sie als Verteidigungsring dienen, doch aus der Stadtbefestigung wurden die „Bürgerpromenaden“. Kommt mit und lasst uns Lieblingsgrün erleben!

Tauchgang ins Grüne
Die Sonne scheint und der Sommer zeigt sich von seiner besten Seite. Mein Weg führt mich nach knapp 10 Minuten in den Liebesgrund, wo ich von drei kleinen Eulen aus Stein begrüßt werde. Hier kann man wirklich Lieblingsgrün erleben. Weg von der lauten Kardinal-Bertram-Straße beginnt ein Tauchgang ins Grüne und nach ein paar Metern übertönt das Rauschen der Bäume schon die Geräusche der Straße. Die Bäume erstrahlen in satten Grün. Hier und da unterhalten sich die Leute oder gönnen sich eine kurze Pause vom Laufen und dem Alltag. Warum der Liebesgrund auch „Hoher Wall“ genannt wird, ist unschwer zu erkennen: links und rechts vom Weg reicht der Wall weit nach oben und ich fühle mich, als würde ich durch ein tiefes Tal laufen. Die großen Bäume schließen sich teilweise über dem Weg wie ein Bogen.
Der Weg führt mich weiter zum Seniorengraben, einem länglichen Teich am Ende des Parks. Der Blick auf den See ist wirklich schön und sieht malerisch aus. Weiter geht es am Seniorengraben entlang. Vor der Brücke über die Innerste laufe ich links den Weg hoch, an der grün behangenen Mauer entlang. Rechts hinter der Mauer wartet der Magdalenengarten, der wunderschöne Blick durch das schmiedeeiserne Tor in der Mauer wartet nach ein paar Minuten Fußweg. Apropos schöner Blick! Abseits des Weges befindet sich fast auf der gleichen Höhe des Tors ein Aussichtspunkt. Von hier sieht man den Stadtteil Moritzberg und den Rottsberg, hier sollte man auf jeden Fall einen kleinen Abstecher für diese Aussicht machen. Der Weg führt weiter hinter dem Gymnasium Andreanum entlang, wo langsam die Michaeliskirche zu sehen ist.


Hinter der Michaeliskirche Lieblingsgrün erleben
Die Michaeliskirche ist einfach toll anzusehen, das kann man nicht anders sagen. Gemeinsam mit dem Hildesheimer Dom steht sie auf der Liste des UNESCO-Welterbes und zieht zurecht viele Besuchende an. Doch auch dem Weg links an der Kirche lang zu folgen, verspricht einiges. Kurz vor dem Eingang zum Gymnasium Andreanum führt mich der Weg in den Magdalenengarten. Wo einst Obst und Gemüse für das anliegende Kloster angebaut wurden, befindet sich heute einen der ältesten Parks Norddeutschlands. Einmal drin, möchte man nicht mehr raus. Hier stehen Ruhe und Entspannung im Fokus. Neben Lieblingsgrün ist es hier auch bunt. Der Garten wird liebevoll gepflegt. Auf der rechten Seite zeigt sich der kleine Weinberg, an dessen Spitze der Rosenpavillon thront. Von hieraus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die blühenden Rosen. Verschiedene Beetrosen versprühen hier ihren Duft. Direkt nebenan befindet sich der Kräutergarten mit Salbei, Fenchel, Pfefferkraut und vielen anderen Pflanzen.



Der Kalenberger Graben
Früher war er der westliche Festungsgraben der Stadt: Der Kalenberger Graben ist nicht zu übersehen und ich setze mich direkt an seine Spitze auf eine kleine Bank. Im Hintergrund hört man Kirchenglocken und ich höre bei Nummer 20 auf, die Enten zu zählen, die mir auf dem Kalenberger Graben entgegenschwimmen. Hier lässt es sich wirklich aushalten!
Neben dem Kalenberger Graben befindet sich der begehbare Langelinienwall. Wer bis zum Ende geht, wird das Frauengefängnis sehen und einen kurzen Blick auf die St. Godehard Kirche werfen können. Die Brücke am Frauengefängnis überquere ich noch und komme dann zu einem meiner liebsten Teile des Tages: das Café Senas Choice. Hier lege ich eine Pause ein und genieße passend zum Thema „Lieblingsgrün erleben“ einen leckeren Iced Matcha Latte. Am Ufer des Gewässers ist es so ruhig und entspannt. Ich schaue den Enten zu und genieße das schöne Wetter. Hier hätte ich noch lange sitzen können, aber ich folge dem Mühlengraben zum nächstes grünen Ort der Stadt.



Grün und noch mehr Lieblingsgrün – der Ernst-Ehrlicher-Park
Vom Mühlengraben aus gelange ich über eine Brücke in den Ernst-Ehrlicher-Park. Mit einer Decke und ein paar Snacks, lässt es sich hier den ganzen Tag aushalten. Der Park ist sehr weitläufig und bietet viel Platz zum Entspannen. Einen Spielplatz für die Kleineren gibt es auch. Im Ernst-Ehrlicher-Park ist die Farbe Grün besonders präsent. Erst im Mai wurde der Ernst-Ehrlicher-Park wieder eröffnet, nachdem die umfangreiche Umgestaltung abgeschlossen wurde. Seitdem gibt es deutlich mehr Sitzflächen zum Verweilen. Vor der Renovierung waren die Wasserflächen im Ernst-Ehrlicher-Park kaum einsehbar. Das ist nun anders: Von fast überall können Parkbesuchende auf die Seen schauen und sehen hier eine gepflegte, von Grünpflanzen befreite Wasserfläche. Nicht weit entfernt befindet sich der Kehrwiederwall, auf den mein Spaziergang mich nun führt.



Eine Wiese mit Ausblick
Die kleine Wiese auf dem Kehrwiederwall bietet, meiner Meinung nach, den schönsten Ausblick auf dem Spaziergang über die Wallanlagen. Wer sich hier einen Moment hinsetzt und die Decke vielleicht nochmal ausbreitet, sieht vor sich die schöne Kirche St. Godehard von ihrer besten Seite. Hier lohnt es sich immer, eine Kamera dabei zu haben. Auf der anderen Seite wartet der Kehrwiederturm. Ich bleibe hier einen Moment sitzen und genieße die Atmosphäre. Ein Stück weiter laufe ich hinunter zum Kehrwiederturm, wo schon die erste schöne Gasse wartet. Der Turm ist einer der letzten erhalten gebliebenen alten Stadttürme und versprüht definitiv historischen Charme.
Von hier kommt man an der schönen Keßlerstraße nicht vorbei, den Weg zurück verbinde ich deshalb noch mit ein paar Eindrücken aus dem historischen Fachwerkviertel.


Hildesheims grüne Seiten sind kein Beiwerk. Sie sind das, was diese Stadt lebendig und lebenswert machen. Und wenn du sie einmal mit offenen Augen entdeckt hast, willst du sie nie wieder missen.

Schreibe einen Kommentar