Es muss nicht immer eine Ausstellung oder ein Museum sein, um Kunstobjekte und Denkmäler zu betrachten. Auch unter freiem Himmel kann man viele schöne Dinge finden. So kann ich die Kunst in der eigenen Umgebung zu jeder Tages- und Nachtzeit entdecken und brauche mich nicht an Öffnungszeiten zu halten. Also unternehme ich einen Spaziergang durch Verdens Innenstadt, um mir die dortigen Kunstwerke anzusehen. Klingt doch nach einer coolen Idee, oder?
Kunstwerk der Tierzucht im Kreisverkehr
Nicht zu verpassen, aber nicht direkt in der Innenstadt. Deshalb stelle ich Euch zuerst das wohl umstrittenste Kunstwerk Verdens vor. Die Verdener haben sich lange über das Meisterwerk am Kreisverkehr Osterkrug gestritten, als 2013 das dreidimensionale Werk des Bremer Künstlers Hans-Joachim Müller enthüllt wurde. Direkt nach der Autobahnausfahrt „Verden-Ost“ in Richtung Innenstadt erscheint das riesige Kunstwerk. Die 5m x 4m große Eisenskulptur zeigt farbenfrohe Rinder und Pferde und heißt unsere Gäste in Verden willkommen. Eigentlich ein passendes Kunstwerk finde ich, denn Verden ist bekannt für seine Hannoveraner Pferde und für seine Rinderauktionen in der Niedersachsenhalle.
Je nachdem, aus welcher Richtung man auf den Kreisel zukommt, verändert sich die Ansicht. © Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Das Ulanen- Denkmal – hoch zu Ross
Zwischen Dom und St. Andreaskirche beginne ich mit meinem Rundgang zu „Kunst & Denkmälern“. Dort, auf der schönen, großen Grünfläche, die einst der Friedhof zum Dom war, finden heute Open Air-Veranstaltungen wie die Domfestspiele statt. Am mächtigen „Ulanen- Denkmal“ bleibt mein Blick hängen. Warum thront der Reiter mit Lanze so hoch zu Ross? Er soll, mit dem in 1929 eingeweihten Denkmal, an die im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten des 2. Hannoverschen Ulanen-Regiments Nr. 14 erinnern. Am Sockel befinden sich 300 Namen von Gefallenen. Ein Name allerdings wurde damals leider vergessen und deshalb nachträglich hinzugefügt. Dabei handelte es sich um den Gefr. Eilers, gefallen am 28.8.1915 bei einem anderen Truppenteil. Die Angehörigen hatten das moniert.
Kunst als Tastmodell am „Mückenschiß“
Ich gehe zu Fuß um den Dom und von dort aus in die Fußgängerzone, da sticht mir der „Lugenstein“, ein großer Findling, ins Auge. Dieser wird von den Verdenern auch liebevoll „Mückenschiß“ genannt. Ein paar Meter weiter steht das Tastmodell des Künstlers Egbert Broerken Welver. Er erschuf es 2003 in einer dreimonatigen Arbeit. Dazu fotografierte er die Häuser der Stadt von allen Seiten. So entstand ein maßgeschneidertes Modell der Verdener Altstadt aus Kunststoff, welches er dann mit einer Wachsschicht überzog. Anschließend wurden alle Feinheiten herausgearbeitet und das Modell in Bronze gegossen. Das Tastmodell ist ein Geschenk des Verdener Rotary Club und seines französischen Partnerclubs aus Flers anlässlich der 40jährigen Partnerschaft im Sommer 2003.
Gäste erfreuen sich heute an der Übersicht über die Stadt, ob schauend oder fühlend. © Annkathrin Sommer, Mirco Guy/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Das Kunstwerk „Wachstumssäule“ beflügelt
Ich gehe weiter durch die Fußgängerzone in Richtung Rathaus. Die Wachstumssäule aus nordischem, grauen Granit steht direkt neben dem Restaurant „Portofino“. Sie hat eine spiralförmig umlaufende Maßeinteilung, um die Körpergröße zu messen. Die sich gegeneinander drehenden Flügel des Windobjektes sollen die Phantasie anregen. Was genau in diesem Kunstwerk zu sehen ist, wird allerdings dem Betrachter überlassen. Ich sehe z. B. einen Vogelschwarm, der sich in der Sonne bewegt und bin gespannt, was ihr alles darin erkennen könnt.
Auf dem Rücken der Pferde – die Fohlengruppe aus Bronze
Die wohl beliebteste Skulptur in Verden sind die beiden Bronzefohlen in der Fußgängerzone. Sie wurden 1980 anlässlich der 375-Jahr-Feier des Kaufmännischen Vereins zu Verden installiert und vom mittlerweile leider verstorbenen Bildhauer Frijo Müller-Belecke aus Hemmoor angefertigt. Bis heute haben sie tatsächlich keinen Namen, trotz verschiedener Bemühungen, wie z.B. die Taufe durch Radio Bremen 4 auf „Hermine & Gisbert“, einer beliebten Radiosendung in den 1990ern. Man sieht beim Spaziergang durch die Stadt häufiger auch Kinder und Jugendliche auf den beiden bronzenen Jungpferden durch die Fußgängerzone „reiten“.
Diese beiden Bronzefohlen in der Verdener Fußgängerzone sind einer der beliebtesten Fotospots. © Frank Pusch, Mirco Guy/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Gezeiten im Brunnen
Dann stehe ich vor einem Brunnen. Was verbirgt sich wohl hinter dem Namen „Gezeitenbrunnen“? Wie der Name schon verrät, wechselt der Brunnen vier Mal in der Stunde seinen Wasserstand. So wie auch die Gezeitenfolge an der Nordsee. Im „Ruhezustand“ ist das 7-Pfadelabyrinth zu erkennen. Und was soll da sein, frage ich mich? Der Schlaumeier in mir fragt nach: Es handelt sich dabei um ein Labyrinth, dessen Mitte wie ein Kreuz aussieht. Folgt man dem Weg, geht es mal nah in die Mitte, dann wieder weiter weg, aber am Schluss kommt man immer wieder in der Mitte an. Der Gezeitenbrunnen besteht aus einem Granitblock mit einem Durchmesser von zwei Metern. Die Sitzgelegenheiten um den Brunnen herum, laden zu einer kleinen Pause mitten in der Fußgängerzone ein. Oder zum Beobachten der verschiedenen Wasserstände, der vorbeiziehenden Menschen oder einfach zum Ausruhen.
Der Gezeitenbrunnen zieht Menschen aller Altersgruppen magisch an – er wechselt mehrfach seinen Wasserstand. © Mirco Guy/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Eine „Beamtentränke“ am Rathaus – ein Denkmal für die Aller
Da Verden gerne auch „Beamtenstadt“ genannt wird, darf ein Brunnen für diese auch nicht fehlen. Der Brunnen wurde von der Bildhauerin Frauke Wehberg aus Sandstein gefertigt und soll den Verlauf der Aller darstellen. Durch die Nähe zum Rathaus und den dort arbeitenden Beamten, entstand der Name „Beamtentränke“. Zur Fertigstellung des Erweiterungsbaues des Rathauses (1988 – 1992), wurde diese aufgestellt.
Die sogenannte „Beamtentränke“, ein Brunnen am Rathaus, stellt den Flussverlauf der Aller dar. © Henrike Blohme, Mirco Guy/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Verdens kunstvolle Sandstein-Ritter
Nah bei, auf dem Weg zur Aller finde ich eines der letzten Geheimnisse Verdens. Die beiden Ritter aus Sandstein, die seit 2010 den Carl-Hatzky-Weg schmücken. Urkundlich erwähnt wurde die ganz in der Nähe gelegene „Ritterstraße“ erstmalig 1740. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die beiden Ritter bereits zuvor das 1476 gegründete Augustinerinnenkloster “bewacht” haben. Vielleicht sind sie aber auch erst beim Bau des Syndikatshauses 1592 aufgestellt worden?! Vielleicht werden wir es auch niemals erfahren. Sie sind in jedem Fall ein Hingucker.
Manche Rätsel lassen sich nicht aufklären, zum Beispiel, seit wann es diese beiden Ritter nun wirklich gibt © Annkathrin Sommer/ Bildarchiv der Stadt Verden
Das jüdische Mahnmal – ein bedeutsames Denkmal
Zwischen den Rathäusern sehe ich eine breite, viereckige Säule, die kunstvoll gearbeitet und auch mit hebräischen Schriftzeichen graviert ist. Ich erfahre, dass die Übersetzung „Schauet und seht, ob ein Schmerz sei wie der Schmerz, der mir angetan worden“. Bereits 1993 wurde diese Gedenkstätte feierlich enthüllt. Sie enthält 56 Namen jüdischer Opfer aus Verden und die Orte, in denen sie ermordet wurden. Seit 2005 findet jährlich am 27. Januar eine öffentliche Feierstunde an diesem Denkmal zwischen den Verdener Rathäusern statt. Ein trauriges Denkmal, aber auch eine Mahnung an schreckliche Zeiten.
Nachdenklich stimmt mich das jüdische Mahnmal zwischen den Rathäusern. © Lena Albers/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
500 Hufeisen führen zum Pferdemuseum
Oh, was sehe ich denn da? Ganz viele Hufeisen säumen plötzlich meinen Weg. Sage und schreibe befinden sich 500 Hufeisen aus Messing in den Gehwegplatten von der Großen Straße zum Holzmarkt bis hin zum Deutschen Pferdemuseum. Sie sind in vier Pferdegangarten verlegt worden: Schritt, Trab, Galopp und Renngalopp. Auf den Hufeisen finde ich die Namen der jeweiligen Spender. Langsam schlendere die Hufeisenspur entlang und entdecke bei genauerem Hinsehen auch die eingravierten Namen der Reiterprominenz.
Passend zur Reiterstadt liegen auf dem „Walk of Fame“ Hufeisen mit den Namen ihrer Spender und einiger Reiterprominenz. © Frank Pusch, Annkathrin Sommer/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
Immer in Bewegung – der „Walking Man“
Entlang der Hufeisenspur begegnet mir der sogenannte „Walking Man“, eines der moderneren Kunstobjekte in Verden. Die Edelmetallskulptur, wurde in den USA von Jonathan Borofsky angefertigt und am 30.04.2005 als „Türsteher“ vor der Hauptstelle der Kreissparkasse Verden eingeweiht. Der „Walking Man“ ist 9,15 m hoch. WOW! Ein ganz schöner Riese! Die Spannweite zwischen Fuß und dem ausgestreckten Arm beträgt 9,13 m und der Abstand zwischen Hand und Hand beträgt 8,91 m.
Der „Walking Man“ gilt als ein Symbol für die „Menschheit in Bewegung“. © Tanja Hildebrandt, Mirco Guy/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)
„Tempelhüter“- Denkmal am Deutschen Pferdemuseum
Am Eingang zum Deutschen Pferdemuseum wartet bereits der „Tempelhüter“ auf mich. Das Denkmal dieses Deckhengstes aus Trakehnen stand früher vor dem Trakehner Gestüt in Ostpreußen. Der Hengst wurde bereits zu seinen Lebzeiten im Jahre 1932 in Bronze gegossen, da er einen einmaligen Genpool besaß. Diese Skulptur ist jedoch ein Nachguss, da sich das Original in Moskau befindet. Beim nächsten Mal werde ich dem Pferdemuseum sicherlich einen Besuch abstatten. Aber heute ist meine Devise ja „draußen“ schauen.
Auf meinem Rundgang durch die Stadt könnte ich natürlich noch Vieles mehr entdecken, aber die beschriebenen Stopps sind die wohl wichtigsten Stationen zum Thema Kunstobjekte und Denkmäler gewesen.
Aber wer weiß, ich könnte Morgen einen etwas anderen Weg nehmen, auf dem viele weitere, besonders sehenswerte Kunstobjekte zu bestaunen sind. Kommt doch gerne vorbei und schaut Euch Verdens Kunst und Denkmäler an!
Weitere Tipps, die in Verden einmal quer durch die Welt führen, findet ihr hier im Blog.
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