Hollywood und Hildesheim? Das passt doch gar nicht zusammen – oder? Die Stadtführung „Hollywood in Hildesheim“ soll uns heute eines Besseren belehren. Als Premierengäste des neuen Formats begeben wir uns gemeinsam mit Stadtführerin Claudia Mai auf die Suche nach Filmsets, Schauplätzen und Hildesheimer Stars und Sternchen. Wir sind gespannt, heute entdecken wir Filmkulissen.



Am historischen Marktplatz geht unsere Tour los. Wir werfen einen Blick auf das Wedekindhaus und entdecken nach kurzer Zeit eine Darstellung von Seifenblasen. Eine perfekte Gelegenheit, um in die Geschichte der Soap Opera einzutauchen. Claudia Mai erklärt uns, dass diese ihren Ursprung in den USA in der Vorkriegszeit hatte. Ursprünglich wurde mit kleinen Geschichten in Fernsehspots Waschmittel beworben – später entwickelten sich schließlich daraus Fernsehserien.
Das Fachwerkviertel als Filmkulisse
Für unseren Einblick in die Welt des Films hat unsere Stadtführerin einige Requisiten mitgebracht. Die erste kommt direkt zum Einsatz. In der silbernen Hollywoodfilmdose befindet sich zwar keine Rolle, aber eine kleine Aufgabe für die Teilnehmenden. Jeder darf sich einen kleinen Zettel nehmen und das darauf stehende Zitat lesen. „Ich bin der König der Welt!“ heißt es auf meinem. Und als absoluter Titanic-Fan weiß ich natürlich sofort um welche Szene es sich handelt: Jack Dawson, gespielt von Leonardo DiCaprio steht am Bug des berühmten Schiffes. Als elfmaliger Oscar-Gewinner ist das Meisterwerk von James Cameron natürlich ein absoluter Hollywood-Klassiker. Es sei aber verraten: Mit Hildesheim hat er nichts zu tun. Der Marktplatz, auf dem wir uns noch befinden, hat mit Filmgeschichte allerdings schon etwas zu tun.
Dafür gehen wir ganz weit zurück – in das späte 19. Jahrhundert. Da wurden in einer Jahrmarktbude auf dem Marktplatz erstmals bewegte Bilder von „Horse in Motion“ vorgeführt. Und 1915 wurde Hildesheim dann selbst zum Drehort. Verschiedene Plätze rund um das Fachwerkviertel und den Marktplatz wurden als Schauplätze für den Stummfilm „Der Golem“ von und mit Henrik Galeen und Paul Wegener genutzt.
Wenige Jahre später kehrte Paul Wegener übrigens nach Hildesheim zurück, um hier – und nicht in Hameln – den Film „Der Rattenfänger“ zu inszenieren. Übrigens: Wenn ihr mehr über den Rattenfänger von Hameln erfahren wollt, schaut doch mal hier rein.

Vom Hildesheimer Schüler zum Kommissar in Portugal
Wir erfahren auch, dass Hildesheim in den 1910er bis 1920er Jahren 12! Kinos hatte. 1919 wurde schon das heutige „Thega“ eröffnet. Nach über 100 Jahren existiert es heute noch immer. Vorbei am umgestülpten Zuckerhut und der Andreaskirche machen wir Halt am Andreashaus. Früher befand sich hier das Gymnasium „Andreanum“. Jetzt liegt es an einem anderen Ort in Hildesheim und brachte einen Schauspieler hervor, der nicht nur den Hildesheimerinnen und Hildesheimern bekannt ist. Jan Krauter ist mittlerweile in etliche deutsche Filmproduktionen eingebunden. Viele kennen ihn als den Hamburger Kommissar und Asperger-Autisten Leander Lost in der Fernsehreihe „Lost in Fuseta“.


Bild: ARD Degeto / Mariella Koch
Ein Oscar für Hildesheim
Dann holt Claudia Mai eine weitere Requisite aus ihrer Tasche. Und die hat es in sich. Eine gold-glänzende Figur mit einem Schwert: Der Oscar. Und was hat der jetzt mit Hildesheim zu tun? Es ist der 26. März 1990 als die Zwillinge Christoph und Wolfgang Lauenstein Geschichte schreiben. Denn für ihren animierten Kurzfilm „Balance“ erhalten sie tatsächlich einen Oscar. „Das ist in Hildesheim mittlerweile viel zu unbekannt. Man sollte das viel mehr Menschen erzählen“, sagt Claudia Mai. Noch heute läuft der Film in einer Endlosschleife am Schluss der Dauerausstellung im Haus der Geschichte in Bonn.
Von Hildesheim nach Hollywood
Von zwei Hildesheimer Persönlichkeiten geht es direkt zu den nächsten. Eine davon bezeichnet Claudia Mai als „Unseren Mann im Tatort“. Außerdem kennt man Tan Caglar auch als Arzt in der Serie „In aller Freundschaft“ oder als Comedian auf Bühnen in ganz Deutschland. Die andere bekannte Persönlichkeit kommt zwar nicht direkt aus Hildesheim, jedoch aus dem Landkreis. Diane Heidkrüger ist den meisten wohl eher als „Diane Kruger“ bekannt. Ihr Weg führte sie von Algermissen nach Hollywood. Als eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen ist sie in großen Produktionen wie Troja oder Inglourious Basterds zu sehen. In Hildesheim besuchte sie das Gymnasium Josephinum.

Große Filmkulissen in Hildesheim: Die Schule der magischen Tiere und Maxton Hall
Auf einen Film freut sich das jüngere Publikum in Hildesheim schon jetzt ganz besonders. Denn im Herbst 2025 ist die Stadt wieder als Filmkulisse auf der großen Leinwand zu sehen. Dann wird es magisch! Rund um das Fachwerkviertel wurde der vierte Teil der „Schule der magischen Tiere“ gedreht. Auch das Schloss Marienburg, das nur etwa 15 Kilometer von Hildesheim entfernt ist, diente hierzu als Filmkulisse. Fans der gleichnamigen Amazon Prime Serie kennen es aber eher als englische Privatschule „Maxton Hall“. Auch in der zweiten Staffel sehen wir das Schloss wieder im Rahmen der Handlungen von Ruby Bell und James Beaufort.
Wer Hildesheim mal aus einer ganz anderen Sicht erleben möchte und den Geheimnissen der Filmgeschichte auf den Grund gehen möchte, der sollte sich die Stadtführung „Hollywood in Hildesheim“ nicht entgehen lassen. Die nächste Führung findet am Sonntag, den 17. August, statt. Außerdem kann sie auch als Gruppenführung gebucht werden.
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