Morgen startet das Lumix-Festival für jungen Fotojournalismus in Hannover. Wir haben unseren Gastblogger Jens Voshage hinter die noch verschlossenen Türen der bedeutendsten Veranstaltung für Fotojournalismus in Deutschland blicken lassen.
Noch ist der Skywalk fast menschleer. Nur ein paar Studenten hängen die letzten Fotos auf. Die Ruhe verstärkt die Macht der Bilder. Beeindruckendes, Skurriles, Trauriges, Erschütterndes – und immer sind es Fotografien voller Leben. Kein Wunder, denn das Lumix-Festival 2014 ist das Schaufenster der besten jungen Fotojournalisten weltweit. Aus mehr als 1.200 Bewerbungen wählte die Jury die 60 Reportagen aus, die ab dem 18. Juni in Hannover zu sehen sind. Geschichten, die das Leben der Menschen auf der Welt erzählen, zeigt das Lumix-Festival. „Die ganze Bandbreite – von den Komödien des Lebens bis zu den Tragödien“, sagt Festival-Leiter Rolf Nobel. Bewusst habe die Jury nicht nur das Tal der Tränen gewählt, schiebt der Fotojournalismus-Professor aus Hannover hinterher, denn das sei für den Besucher viel zu anstrengend.
Und so nimmt Adrian Wykrota den Besucher mit zu polnischen Hochzeiten oder Laerke Posselt zu amerikanischen Schönheitswettbewerben, bei denen zweijährige Mädchen als Beautyqueens antreten (müssen). Stille Reportagen wie „The Marriage“ von der Schwedischen Fotografin Rebecka Uhlin zeigen das Leben der Großeltern, die 56 Jahre miteinander verheiratet sind, oder gehen mit irischen Travellern auf Wanderarbeit (Birte Kaufmann). Während Alejandro Chaskielberg bei den Bildern aus dem argentinischen Regenwald grelle Farben nutzt, hat Lucas Wahl bei seiner Reportage „Mekong – Source to Sea“ schwarz-weiße Fotos gewählt, um Natur und Menschen an der „Mutter aller Wasser“ zu porträtieren. Auch die Brennpunkte der aktuellen Weltgeschichte sind thematisch vertreten – allerdings zeigen die Reportagen aus der Ukraine, aus Syrien, aus Myanmar oder aus Fukushima die Geschichten hinter den Aufmacher-Fotos der tagesaktuellen Medien.
Reportage-Qualität, die berührt
Doch nicht nur die Bandbreite der Themen, der fotografischen Stile und der Länder, aus denen die Reportage kommen, faszinierte mich. Es sind besonders die Emotionen, die die Fotojournalisten eingefangen haben und die sie mit dem Betrachter der Bilder teilen. Es sind die Geschichten, die nicht nur gesehen, sondern gespürt werden können. Solche Fotos sieht man nur noch selten in den Tageszeitungen oder Magazinen. Wer sich für die Welt interessiert oder wer sich für Fotografie begeistert, für den ist das Lumix-Festial 2014 ein absolutes Muss.
Erstmals beziehen die Veranstalter neben den Gebäuden am Expo-Gelände die „Gärten im Wandel“ als Ausstellungsfläche ein – somit ist bei gutem Wetter der Kunst- und Fotogenuss auch an der frischen Luft möglich. Ein attraktives Vortragsprogramm rundet das Lumix-Festival auch in diesem Jahr wieder ab. Einer der Höhepunkte ist die Festival-Party am Samstag, bei der auch die Festival-Awards verliehen werden. Besucher aus Sibirien nehmen eine beschwerliche Anreise über 5.000 Kilometer auf sich, um dabei zu sein und auch aus den USA liegen Anmeldungen vor. Da haben wir es doch wirklich gut, dass das Lumix-Festival in Hannover direkt vor unserer Tür stattfindet.
Lumix-Festival für jungen Fotojournalismus
(18 – 22. Juni 2014)
Ort:
Expo-Plaza 2, 30539 Hannover
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag ,
10.00 bis 20.00 Uhr
Eintrittspreis:
Das 5-Tage-Ticket kostet 10 Euro.
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Sie möchten noch mehr Fotos in Hannover sehen? Meisterwerke des Fotojournalismus gibt’s in der GAF – am 2. Juli 2014 beginnt eine neue Ausstellung mit Werken von Andras Meichsner. Sicherheitstests beim Tüv Rheinland („The beauty of serious work“) und organisierte Club-Urlaube („Alles in Ordnung“) sind Thema dieser Ausstellung.
Sven Bürger meint
Eine außergewöhnliche Veranstaltung auf die ich über Facebook und Ihren Blog aufmerksam wurde. Danke für den Tip und morgen gehe ich noch einmal hin. Sven Bürger
Jens Voshage meint
Hallo Sven Bürger,
danke für das Feedback. Es freut mich, dass ich mit meinem Blogpost einen guten Tipp geben konnte. Ich war gestern auch noch einmal beim Lumix-Festival – dabei haben sich meine Eindrücke noch verstärkt.
Ich wünsche Ihnen morgen einen weiteren interessanten Besuch.
Jens Voshage
BettinaS meint
Ich konnte leider nicht hin, hatte keinen Babysitter, und für Kinder ist das leider nichts. Ich habe aber auch nur Positives gehört. Beim nächsten Mal bin ich aber dabei!
about_cities meint
Update: Sonntag war es nochmal richtig voll. Festivalleiter Rolf Nobel und Isabel Winarsch konnten einen neuen Besucherrekord von 35.000 vermelden. Die nächste Ausgabe des Lumix-Festivals gibt es 2016.