Fisch ist in aller Munde. Fischstäbchen für die Kleinen, Fischbrötchen für die Eiligen, Edelfisch für die Gourmets und Räucherfisch für die Genießer. Der Fantasie sind bei dieser Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Was alles dazugehört, bis der Fisch unserer Wahl auf unserem Teller liegt, erfahren wir bei unserem InstaWalk „Facettenreicher Fischereihafen“. André von Fiedlers Fischmarkt anno 1906 und unsere Gästeführerin Gisela Fischer nehmen 19 Instagramer, meine Kollegin Tanja und mich mit auf eine Reise von der Vergangenheit zur Gegenwart.
Abwechslungsreich, gesund und lecker
Die Mitarbeiter von Fiedlers Fischmarkt anno 1906 lieben ihren Beruf. Begeistert zeigt uns André das Fischrondell, auf dem auf einem Eisbett Schellfisch, Seelachs, Rotbarsch & Co. neben den Exoten wie Tintenfisch, Riesengarnelen und Muscheln liegen. Nicht alltäglich ist dabei der weiße Heilbutt, der viel seltener ist als der gemeine Heilbutt. Bis zu 400 Kilogramm kann solch ein Fisch auf die Waage bringen. So ein Kraftpaket von Fisch ist beim Fang an Bord nur schwer zu händeln. Aber es ist machbar, weiß André zu berichten, denn er ist früher selbst an Bord eines Fischfängers zur See gefahren. Statt über die Weltmeere zu fahren, filetiert er heute lieber in Windeseile Rotbarsch und andere Fische. Natürlich hat er dabei immer einen Tipp für die Kunden parat.
Das Gold aus dem Meer
Wir tauchen weiter in Fiedlers Fischmarkt anno 1906 ein. Der Laden ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. An der nächsten Station leuchtet es aus der Auslage goldgelb. Frau Beyer begrüßt uns in der Räucherfischabteilung. Lachslocken liegen neben geräucherter Markrele, Heilbutt und stattlichen Aalen. Für jeden verkauften Aal werden übrigens drei Jungtiere ausgesetzt, um den Bestand zu schützen.
Nachhaltiger Fischfang
Neben Tradition, Erfahrung und Qualität steht nachhaltige Fischerei als oberstes Gebot bei Fiedlers Fischmarkt anno 1906 auf dem Programm. Sollte zum Beispiel kein Wildlachs zu bekommen sein, kommt Zuchtlachs mit dem MSC-Siegel ins Spiel. MSC ist eine internationale, gemeinnützige Einrichtung, die Fischereien von unterabhängigen Prüfern zertifizieren lassen. Ziel ist es, die Fischbestände zu erhalten bzw. wieder anwachsen zu lassen. Außerdem müssen Fanggeräte den Meeresboden bestmöglich schützen.
Sichtbare Geschichte
Das war interessant und informativ! Mit vielen neuen Eindrücken schlendern wird durchs Fischerdorf und stehen vor einem alten Fischauktionswagen. Weiß-grün ist er angestrichen und mit einem Werder-Logo versehen. Es handelt sich dabei um den Wagen von Herbert Franke, dem früheren Inhaber der gleichnamigen Firma. Als großer Werderfan ließ er sich den Wagen mit Vollgummireifen, die die Fische in die Auktionshallen brachten, in den Vereinsfarben streichen. Auf einer Wand in seiner Räucherei prangt zudem stolz das Werder-Logo. Die Wände im Nebenraum sind mit zahlreichen Fotos verziert, die ihn mit den Werdergrößen seiner Zeit zeigen. Herbert Franke war nicht nur Fischliebhaber mit Know-how, sondern auch ein sehr sozialer Mensch. Davon zeugen die Wandmalereien an den Außenwänden seines Geschäfts. Sie wurden von Kunden gefertigt, die bei Franke „in der Kreide“ standen und ihre Schuld mit Arbeitsstunden ableisteten. Eins dieser Kunstwerke zeigt die Fünf-Pfennig-Fähre, die 1947 noch im Fischereihafen I verkehrte.
Granat, Krabben oder Garnele
Die kleinen Tierchen haben viele Bezeichnungen und sind Objekte der Begierde der Fischliebhaber. Egal, ob im Fischbrötchen, Rührei mit Nordseekrabben oder als Krabben-Cocktail, der Fanatsie sind keine Grenzen gesetzt. Der Krabbenkutter „Steinbock“, der an der Stirnseite des Fischereihafen I seinen Liegeplatz hat, fängt die kleinen Leckerbissen an der Nordseeküste und bietet sie gleich frisch zum Verkauf neben seinem Boot an. Nachdem die Preise im letzten Jahr in die Höhe schnellten, kostet das Kilogramm heute Euro 10. Mit etwas Übung kann jeder Krabbenpulen erlernen. Dazu den Kopf der Krabbe zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und mit der anderen Hand das Hinterteil greifen und drehen, bis der Panzer in der Mitte aufbricht. Nun den Krabbenschwanzpanzer vorsichtig vom hinteren Teil der Krabbe ziehen, um dann das Krabbenfleisch aus dem Kopf des Tieres zu lösen. Fertig!
Fisch will schwimmen
…das ist allgemein bekannt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich Krohn’s Eck, die beliebte Szenekneipe im Schaufenster Fischereihafen so großer Beliebtheit erfreut. Gegenüber der Kultkneipe liegt die „Gera„. Der letzte deutsche Seitentrawler ist heute ein Museum, auf dem anschaulich die harte Arbeit der Seeleute nachempfunden werden kann.
Eis rettet Biathlon
2006 wurden 2.400 Kubikmeter geschreddertes Eis von den Eiswerken Bremerhaven hunderte Kilometer durchs Land gekarrt, damit der Biathlon-Weltcup in Oberhof stattfinden konnte. Normalerweise produziert die Firma das Eis zur Kühlung der Fische. Da die Temperaturen in Oberhof zu mild waren und kein Schnee lag, musste das Eis zum Kunstschnee verarbeitet werden. Die packenden Wettkämpfe fanden in dem Jahr also auf Eis aus Bremerhaven statt. Von der Kaje am Hafen sehen wir den großen Füllrüssel, durch den das Eis seinerzeit von den Eiswerken über die Straße auf die Schiffe transportiert wurde. Die Halle wurde jedoch zu klein und die Eiswerke haben heute ein größeres Betriebsgebäude an einem anderen Standort im Fischereihafen bezogen. Dort werden täglich 160 Tonnen Eis produziert.
Die Hamburger siedeln nach Fischtown Bremerhaven um
Unser Weg führt vorbei am Bio Nord Biotechnologiezentrum, in dem an innovativen Stoffen aus dem Meer geforscht wird. An der Kaje vor uns liegt ein modernes Hausboot. Die Bewohner sitzen entspannt auf dem Sonnendeck und genießen das schöne Wetter und den Blick auf das Treiben im Hafen. Gegenüber liegt die „Wega“. Sie und ihre Schwesterschiffe „Atair“ und „Komet“ sind für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) im Einsatz und haben hier ihren Heimathafen. Sie sind zur Seevermessung, Wracksuche und für Forschungszwecke im Einsatz.
Etwas weiter die Kaje entlang ragt der Neubau des Thünen Instituts vor uns auf. Das Institut für Fischereiökologie beschäftigt sich mit Schadstoffen im Meer, Biodiversität, verantwortungsvoller Fischerei und Wanderfischen und Aquakulturen. Für das Institut im Einsatz befinden sich die Forschungsschiffe im Einsatz. Die „Solea„für die kleine Hochseefischerei, die „Clupea“ für die Küstenfischerei und die „Walther Herwig III“ für die große Hochseefischerei. Sie hat ihren Liegeplatz genau gegenüber des Instituts.
Fisch von Bremerhaven bis nach Stuttgart
… reichen die in Bremerhaven produzierten Fischstäbchen, wenn sie aneinandergelegt werden. Über 9 Millionen Stück sind es täglich. Im angrenzenden Fischereihafen II befinden sich die riesigen Hallen von Frozen Fish, der Deutschen See, FRoSTA, Abelmann, bei dem Fischverarbeitung noch von Hand erfolgt. Auf unserem Rückweg kommen wir am weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Fischereihafen-Restaurant Natusch vorbei. Das Familien-Unternehmen wird in der dritten Generation geführt.
Fischtown – Wir sagen „danke“ und „auf Wiedersehen“.
Tolle Fotos dieses faszinierenden InstaWalks:
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[…] geht’s mit dem schmucken Bus im Schaufenster Fischereihafen – der maritimen Meile Bremerhavens. Hier gibt es Fisch in allen Variationen, aber eben auch […]