Man möchte meinen, Aliens sind in Wolfsburg gelandet, denn das Science Center phaeno erinnert durch seine interessante und außergewöhnliche Architektur an ein Raumschiff aus einer anderen Welt. Im Inneren warten über 350 Experimente aus naturwissenschaftlichen Bereichen wie Physik, Biologie und Mathematik darauf, ausprobiert zu werden.
Das phaeno ist kein „normales“ Museum. Das wurde mir schon sofort klar, als ich die lange Rolltreppe vom Eingang hoch in die Ausstellung fuhr. Oben erwartet mich ein großer offener Raum, in dem sich alle Experimente und Exponate befinden. Ich darf alles anfassen und erforschen, denn das ist der Sinn hinter dem Konzept des phaeno. Von Biologie bis Physik wird alles einfach und nachvollziehbar erklärt – sogar höhere Mathematik ist dann kein Problem mehr für mich.
Die neue Sonderausstellung „Mechanixx“ erklärt einem wie Hebel, Seilwinden und Zahnräder funktionieren. Ein besonderes Exponat ist der rote Golf 1, den man mittels eines Seilwindensystems problemlos anheben kann. Wer fühlt sich da nicht wie Superman, wenn er mehrere tausend Kilo mit bloßer Muskelkraft bewegen kann?
Im Biologiebereich schlüpfe ich in einen schmucken weißen Kittel und fühle mich gleich wie ein richtiger Wissenschaftler. Ich setze mich an einen Tisch, an dem ich anhand meiner Mundschleimhaut meine eigene DNA extrahieren kann. Alle Schritte werden mir über einen Bildschirm mit wenig Text und kleinen Videos einfach erklärt. Das ist wirklich nicht wie der trockene Biologieunterricht damals in meiner Schule.
Tierische Begleiter findet man ebenfalls im phaeno. Die Gespenstschrecken sind Meister der Tarnung. Sie sehen aus wie ein verdorrtes Blatt und können sich so vor Fressfeinden schützen. Das Exemplar auf meiner Hand ist ausgewachsen. Wenn die Schrecken aus ihren Eiern schlüpfen, sind sie nur so groß wie der Fingernagel des kleinen Fingers.
Auch wissenschaftliche Vorführungen gibt es im phaeno zu sehen. Neben der stündlichen Vorführung des Feuertornados ist die Magnetschwebebahn ein echtes Highlight. Von oben betrachtet ähnelt der Tisch einer Modelleisenbahnstrecke, nur mit dem Unterschied, dass die Schienen aus sehr starken Magneten (Neodym-Magneten) bestehen und der Preis für die komplette Bahn bei über 50.000 € liegt. Clarissa, eine der phaeno(wo)men, erklärt den interessierten Zuschauern auf sehr verständliche Weise das physikalische Phänomen von Supraleitern. Es zischt und dampft als Clarissa flüssigen Stickstoff in ein Behältnis gießt, in der eine kleine Tablette liegt. Diese Tablette mit dem wohlklingenden Namen Yttrium-Barium-Kupferoxid ist der Supraleiter, sagt Clarissa. Was dann nach einer Weile geschieht, ist wirklich erstaunlich. Die anfänglich nicht magnetische Tablette ist auf einmal magnetisch und stößt sich von der Bahn ab – und das ohne jede Reibung. Wer mehr über diesen Effekt lernen möchte, sollte sich die Vorführung der Magnetschwebebahn nicht entgehen lassen.
Im Jahr 2005 wurde das phaeno eröffnet und feiert daher in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag. Zu Ehren des 10-jährigen Bestehens hat das Tanzende Theater Wolfsburg ein MusikTanzTheater entwickelt, welches Kunst und Wissenschaft verbindet. In der zweistündigen Show „Dancing Science“ ist alles dabei: Tanz, Schauspiel und natürlich Experimente. zwischen den einzelnen Szenen führen zwei „Lichtteilchen“ durch den Abend und erklären kinderleicht das Zusammenspiel. Zwischen Elektronen und Neutronen. Ob feuriger Tanz um den Feuertornado oder gefühlvolles Schattenballett – die „Dancing Science Show“ schafft problemlos den Spagat zwischen Kunst und Wissenschaft.
Am liebsten würde ich hier eine ganze Woche verbringen, um genug Zeit für alle Experimente und Phänomene zu haben.
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