Sein Psychiater hatte ihm geraten zu malen. Bis zum 11. Mai werden die Bilder jetzt zum ersten Mal im Rahmen der Ausstellung „Hermann Hesse. Mit Feder und Farbe – Werke aus dem Nachlass Heiner Hesse“ in Stade gezeigt. Zusammen mit einem sensationellen Fund aus einem alten Koffer.
Der Schriftsteller
Hermann Hesse den Schriftsteller kennt jeder. Wer in den 70er oder 80er Jahren groß geworden ist, der las „Siddharta“, „das Glasperlenspiel“ oder den „Steppenwolf“. Die Kinder der 90er bevorzugten „Klingsors letzter Sommer“. Hermann Hesse beschloss schon im Alter von dreizehn Jahren, dass er Schriftsteller werden wolle, 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Heute gilt er als der meist gelesene deutschsprachige Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und seine Werke sind in 60 Sprachen übersetzt.
Der Maler
Aber den Maler Hermann Hesse, den kannte bisher niemand. Inmitten des Ersten Weltkrieges begann er auf Anraten seines Psychiaters mit der Abbildung von Träumen und mit Selbstbildnissen. Von nun an setzte Hesse sich nahezu täglich mit Zeichenstift oder Pinsel vors Papier. Schnell entwickelte er eine Neigung zu Naturdarstellungen, malte Landschaften aber auch Interieurs. Hesse erprobte unterschiedliche Stile: Darstellungen kindlich-naiv anmutender Landschaften in kräftigen Farben, Auflösung der Bildmotive in geometrische Formen, starke Konturierung der Bildelemente, aber auch detailreiche, kolorierte Federzeichnungen.
Die Ausstellung
Mit der Ausstellung wendet sich das Kunsthaus Stade dem bildnerischen Werk des Literaturnobelpreisträgers zu. Die Schau stellt das Spektrum von den ersten Arbeiten bis zu den Werken der letzten Lebensphase Hesses dar. Die ausgestellten Bilder werden im Kunsthaus in einem biografischen Zusammenhang präsentiert und mit ausgewählten Zitaten aus seinen Schriften und Briefen ergänzt. Viele dieser Werke werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Teil der Ausstellung widmet sich Heiner Hesse als Person, Künstler und Briefpartner seines Vaters, wodurch neue Sichtweisen auf Hermann Hesses Leben möglich werden.
Der geheimnisvolle Koffer: Aus dem Keller direkt in die Ausstellung
Im vergangenen Jahr wurde in einem Hamburger Haushalt ein sensationeller Fund gemacht: In einem alten Koffer im Keller fanden sich zahlreiche Briefe Hermann Hesses, Zeichnungen, Privatdrucke und Fotos des Nobelpreisträgers. Es handelt sich um Korrespondenz aus dem Nachlass von Walter und Nora Schadow, die von Norddeutschland aus eine über Jahrzehnte andauernde freundschaftliche Beziehung zu Hermann Hesse pflegten. Dieser Nachlass war der Forschung bisher nicht bekannt und wird in Stade erstmals gezeigt.
Zur Ausstellung erscheint ein 176-seitiger Katalog mit Farbabbildungen der ausgestellten Werke sowie zahlreichen Fotos. Verlag Hatje Kantz, Preis: 24,80 EUR, ISBN 978-3-7757-3727-2
Das Rahmenprogramm
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Zusätzlich zu den öffentlichen Führungen sonntags um 15:00 Uhr und mittwochs um 17:30 Uhr finden folgende Veranstaltungen statt:
- Podiumsgespräch mit Eva Hesse, Moderation: Regina Bucher; Sa 01.03., 19 Uhr.
- Vortrag von Volker Michels, Hermann Hesse als Maler; Sa 12.04., 19 Uhr.
- Vortrag von Ina Hildburg, Hermann Hesse und die Zeichnung. Lesungen, eine Kooperation mit der Seminarturnhalle Stade; Sa 08.02., 19 Uhr, Seminarturnhalle.
- Lesung, Magie der Farbe – Der Maler Hermann Hesse; Fr. 14.03., 19 Uhr, Seminarturnhalle.
- Lesung mit musikalischer Begleitung, Aus dem Briefwechsel von Hermann und Heiner Hesse; Sa. 10.05., 19 Uhr, Seminarturnhalle.
- Schauspielführungen durch die Ausstellung mit Schauspieler Daniel Lang und Kunstvermittler Matthias Weber; Sa. 01.03., 15.00 Uhr; Sa 05.04., 15.00 Uhr; Sa 03.05., 15.00 Uhr.
Zur Webseite des Kunsthauses geht es hier lang. Und hier lesen Sie mehr über das Leben von Hermann Hesse.
Barbara Voshage meint
Boah,
wunderschöne Bilder auf dem ersten Blick. Ehrlich gesagt, das hätte ich Hesse nicht zugetraut. Da lohnt sich ein Besuch der Ausstellung.