Was soll eigentlich diese rote Farbe auf dem Boden?! Wie oft habe ich mich das gefragt, wenn ich durch unsere Innenstadt geschlendert bin. Nun habe ich es auch endlich laut ausgesprochen – meine Freundin guckt mich verdutzt an und fängt an zu lachen. Ja, ich lebe seit meiner Geburt in Hannover und kenne den Roten Faden nicht – Grund genug, diesem endlich mal zu folgen!
Also los geht‘s – wie praktisch, dass es einen Guide gibt, der mich an die Hand nimmt. Das Büchlein ist direkt an der Tourist Info am Hauptbahnhof zu erstehen, wo sich auch der Startpunkt der Roten-Faden-Tour befindet. Gibt es auch als App – aber ein bisschen „Oldschool“ tut uns allen ab und zu doch mal ganz gut 🙂
Gleich zu Beginn meiner Tour streife ich die Galerie Luise, aber nein Laura wir wollen noch viel sehen, geshoppt wird wann anders! Bei Punkt 3 bleibe ich stehen, unsere Oper: sie gehört zu den schönsten klassizistischen Bauwerken ihrer Art. Menschen sitzen auf den Treppen oder tummeln sich auf den Grünflachen um die Oper herum. Mitten in der City ein bisschen Klassik, grün und eine Flaniermeile – herrlich!
Gegenüber das GOP Varieté, was hab‘ ich hier schon für tolle Shows gesehen, weiter an der Börse entlang, führt mich der Rote Faden an unserer Stadtmauer vorbei – welche ich tatsächlich noch nie zuvor gesehen habe – ach, ich stehe auf diese historischen Schnickschnak! Wer der Herr auf dem Podest ist, konnte ich leider nicht rausfinden, wenn ihr es wisst, meldet euch!
Punkt 7. Die Aegidienkirche – ein Mahnmal, voller Ehrfurcht betrachte ich die mit Efeu und Weinlaub überwucherte Kirchenruine. Sie zählt zu Hannovers großen mittelalterlichen Gotteshäusern. 1943 wurde die Kirche im Bombenhagel bis auf die Außenmauern zerstört. Jetzt ist sie Gedenkstätte. Viermal täglich läuten die Glocken, die Friedensglocke stammt aus dem Jahr 1985 und ist ein Geschenk der Partnerstadt Hiroshima.
Kurz wirken lassen und weiter geht es! Die Farbe auf dem Asphalt führt mich am KUBUS vorbei, einer unserer vielen Kunstgalerien, hin zum Trammplatz. Hier findet jedes Jahr ein hochkarätiges Jazz-Festival statt. Bevor es weiter zu unserem wohl bekanntesten Wahrzeichen geht, mache ich noch einen kurzen Schlenker zum Café Audreys. Wie der Name schon verrät, dreht sich hier alles um Audrey Hepburn. Super kitschig, mit viel Liebe zum Detail – der hausgemachte Kuchen ist ein Traum und bei mir kleinem Krümelmonster will das schon was heißen!
Da ich euch nicht weiter auf die Folter spannen will, geht es nun zum Neuen Rathaus. Der Prachtbau unserer Stadt! Aber das Barockschloss ist nicht nur von außen ein Erlebnis, in der pompösen, 38 Meter hohen Rathaushalle zeigen 4 Modelle den Entwicklungstand Hannovers der Jahre 1689, 1939, 1945 und der Gegenwart. Was man auf keinen Fall verpassen sollte, ist der in Europa einmalige Bogenaufzug zur Kuppel. Im Winkel von 17 Grad überwindet er 43 Meter bis zur Aussichtsplattform der Kuppelgalerie – die Aussicht ist der absolute Wahnsinn!
„Rotkäppchen, komm nicht vom Weg ab“ – stur wie sie verlasse ich den Roten Faden und wende mich kurz dem „Grünen Faden“ zu. Als erstes führt mich dieser in den Maschpark, welcher mit vielen Bäumen, Pflanzen, Bänken, einer romantischen Bogenbrücke und natürlich dem Mittelpunkt des Parks: dem Maschteich auf mich wartet. Am Niedersächsischen Landesmuseum und Sprengel Museum vorbei erreiche ich den Maschsee: maritimes Flair – mitten in der Stadt! Hier liegt die beliebteste Joggingrunde Hannovers mit 6,2 km Länge. Wer jedoch eher der gemütliche Typ ist (so wie ich), schnappt sich mit seinen Freunden ein Tretboot und lässt sich von diesen auf dem See hin und her fahren. Danach geht es in einen der Biergärten rund um den See! Kleiner Tipp: Maschseefest … ihr kennt es nicht?!? Dann schaut mal hier!
Der Grüne Faden hat noch einiges zu bieten – aaaber ihr sollt euch ja selbst auf den Weg machen, daher gehe ich wieder zurück, bevor der böse Wolf mich noch schnappt und finde mich in der Altstadt wieder. Um genau zu sein am Ballhof, der ältesten Sporthalle der Stadt und einer der bezaubernsten Plätze Hannovers. Hier ist das junge Schauspiel zu Hause, aber auch fabelhafte Lokale, wie das Hofgeflüster oder das Teestübchen und kleine Einkaufslädchen haben sich hier her verlaufen.
Nach einer kleinen Erfrischung geht’s weiter. Am Historischen Museum und Leineschloss entlang, dann am Leibnizhaus vorbei – ja, das Genie lebte von 1698 bis 1716 in diesem Haus, wohl unser berühmtester Bewohner – komme ich zum Herzen der Altstadt: dem Marktplatz. Hier warten gleich zwei Bauwerke der norddeutschen Backsteingotik auf mich: die Marktkirche und das Alte Rathaus. Was höre ich denn da? Da meldet sich wohl Mr. Hunger… Wie praktisch – die Markthalle befindet sich gleich gegenüber! Ich tauche ab in die Welt der regionalen und internationalen Leckerbissen. Der Bauch von Hannover ist aber nicht nur ein Dorado für das leibliche Wohl, sondern ein beliebter Treffpunkt während des Einkaufsbummels oder der Mittagspause.
Mit vollgeschlagenem Bauch (eine Pasta ist es geworden), komme ich nun zum Ende meiner Tour oder besser gesagt wieder zum Anfang. Der Faden führt mich direkt durch die Innenstadt, an zahlreichen Kaufhäusern und Boutiquen vorbei zur berühmtesten Uhr Deutschlands (sage ich jetzt einfach mal so), der Kröpcke-Uhr. Hier und nirgendwo anders wird sich verabredet! Jaa, die Neunmalklugen werden hier jetzt „Unterm Schwanz“ rufen, auch ein bekannter Treffpunkt in Hannover – wer aber wirklich was von sich hält trifft sich am Kröpcke!
Von hier aus steige ich in die Bahn – ja Leute, das war‘s. Schade, ich weiß … Nix da, hoch mit euch, ab nach Hannover und wenn ihr schon da seid – auf zur Tourist Info! Schnappt euch das Buch/die App, einen Freund oder Freundin oder gleich alle, besorgt euch was zu trinken, packt eine Stulle ein und macht euch auf den Weg – erneuert euer Wissen über Hannover!
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