Fast alle Plätze sind besetzt, das Wasser ist ruhig und eine leichte Brise zieht durch den Tidenkieker… Die Fahrt ,,Schilfparadiese – Röhricht, Reiher und Riesenpötte“ kann beginnen.
Das Flachbodenschiff startet regelmäßig zu Naturerlebnisfahrten und dieses Mal bin ich bei einer solchen ,,Fluss-Safari“ live mit dabei.
Abfahrt vom Stader Stadthafen
Wir starten am Stadthafen Stade, welcher nur einen Katzensprung von der historischen Altstadt entfernt ist. Mit dabei ein mulmiges Gefühl im Bauch, welches ich immer habe, wenn ich mich an Bord eines Schiffes begebe. Pünktlich um 17:30 Uhr verlassen wir die moderne Hafencity. Wir fahren mit gemütlichen 5 Knoten, was ungefähr 10 km/h entspricht, die Schwinge entlang. Der Fluss Schwinge verbindet Stade mit der Elbe, die wir anschließend überqueren. Hier und dort sehen wir einen Stand Up Paddler und sogar die Feuerwehr, die sich gerade mit ihrem Boot zu einem Einsatz aufmacht.
Schnell gelangen wir auf die gegenüberliegende Uferseite, dort ist schon Schleswig-Holstein. Entlang der Haseldorfer Binnenelbe, vorbei an dem Naturschutzgebiet, welches aus den drei zusammenliegenden Inseln Auberg, Drommel und Bishorster Sand besteht, entdeckt man die ersten Enten. Neben dem Kapitän ist jedes Mal auch ein Biologe, in diesem Fall Rüdiger Ramm, oder ein Gästeführer an Bord, der uns während der 3-stündigen Fahrt mit Informationen füttert. Uns wird erzählt, dass hier über 2000 Enten angesiedelt seien. Während der Fahrt dürfen wir uns auch im vorderen oder hinteren offenen Teil des Tidenkiekers aufhalten, wobei man die frische Luft und den wunderbaren Ausblick genießen kann.
Jede Menge Federvieh
Auf der einen Seite fliegen Mantel- und Silbermöwen, was die zwei größten hier vorkommenden Arten sind, vorbei, auf der anderen sitzt in der Ferne ein Seeadler auf einem Stein. Ein seltener Anblick, denn zurzeit seien in diesem Gebiet nur drei Jungtiere angesiedelt. Aufgrund der guten Wasserqualität gebe es nämlich viele Wassersportler, aber auch eine Menge Schaulustige, welche mit ihren Booten an das Natur- und Vogelschutzgebiet anlegen, was sich leider negativ auf die Brut auswirkt. Die ersten Wattbereiche sind zu sehen und auf einer kleinen Sandbank erkennt man bei genauem Hinschauen einen von in diesem Bereich normalerweise zehn Seehunden.
Erkunden der Insel Pagensand
Vorbei an der Pinnau, einem Nebenfluss der Elbe, erreichen wir die Pagensander Nebenelbe. Wir machen Halt an der Insel Pagensand, eine ursprüngliche Sandbank, die sich durch das Auffüllen mit Elbschlick zu einer fruchtbaren Landschaft entwickelt hat. Wer möchte, hat nun die Möglichkeit, ein kleines Stück der ungefähr 520 Hektar großen Elbinsel, die ebenfalls Naturschutzgebiet ist, zu entdecken. Während des 1,5 km langen Fußmarsches durchqueren wir einen dicht bewachsenen, strahlend grünen Wald. Seit 1995 ist die Insel unbewohnt und die letzten 30 Rindtiere durften vor sechs Jahren zuletzt das saftige Gras, welches sich eher am äußeren Bereich der Insel befindet, futtern. Es sei zu mühsam gewesen, diese schließlich wieder zusammen zu treiben. Ab und zu verschlage es aber noch Rehe oder Wildschweine nach Pagensand.
Am Wegesrand liegt das ein oder andere Stück Totholz, also abgestorbene Bäume oder Baumteile. Ein Traum für die Vögel, bei all dem Ungeziefer.
Rückweg bei Sonnenuntergang
Bald erreichen wir wieder das Ufer, wo auch schon der Tidenkieker auf uns wartet. Zwei Stunden sind bereits vergangen. Die Sonne, die langsam beginnt, unter zu gehen, beleuchtet den endlos wirkenden Sandstrand – traumhaft! Mit einem letzten Blick auf das Stückchen unangetastete Natur verlassen wir Pagensand wieder und richten unsere Aufmerksamkeit nach Überqueren der Elbe erneut auf die gegenüberliegende Seite. Ein kleiner Tipp noch: Keine offenen Schuhe. Die Mücken haben sich gefreut…
Fern liegend erkennt man die Binneninsel Schwarztonnensand sowie den Abbenflether Strand und die Festung Grauerort. Leider werden wir nach und nach der Natur entrissen, da der Fokus jetzt auf das Industriegebiet gerichtet ist. Wir fahren entlang des Bützflether Hafens, einem der stärksten Umschlagshafen Norddeutschlands, da hier die AOS und die DOW angesiedelt sind. Und dort sind sie, die angekündigten ,,Riesenpötte“.
Auf dem letzten Stück der Elbe wird das Wasser für kurze Zeit zwar etwas unruhiger, jedoch gelangen wir schnell wieder in die Schwinge. Das anfängliche mulmige Bauchgefühl habe ich bei den vielen Informationen und den schönen Eindrücken ganz vergessen. Nach insgesamt drei Stunden kehren wir zurück in den Stadthafen Stade.
Infos:
Der Tidenkieker fährt regelmäßig ab dem Stader Stadthafen. Buchbar sind öffentliche Fahrten für 13,50€ je Teilnehmer. Weiterhin können Gruppenfahrten zu individuellen Terminen gebucht werden. Die Fahrt hat eine Dauer von etwa 3 Stunden. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Für Naturinteressierte bietet der ,,Verein zur Förderung von Naturerlebnissen e.V.“ nicht nur Fahrten mit dem Tidenkieker, sondern auch mit dem Vogel- und dem Moorkieker an. Weitere Informationen finden Sie hier.
M. Suhr-Gottschaldt meint
Das muss ich unbedingt auch mal machen! Super Information!
Janina Possel meint
Wir freuen uns, dass wir Ihr Interesse für eine Elb-Safari wecken konnten! Ist wirklich sehr empfehlenswert, einfach mal mitmachen.
Heinerle Celle meint
Das alles ist in Stade? Da war ich noch nie. Steht jetzt ganz oben auf meiner Liste!
Janina Possel meint
Das finden wir gut!