Die Opernaufführung auf dem Burgplatz ist jedes Jahr ein Highlight – auch für die Musiker des Staatstheaters.
Mein Arbeitsweg führt mich morgens und abends über den Burgplatz – und trotz des Kopfsteinpflasters gibt es deutlich schlechtere Wege, schließlich entschädigt der Anblick des historischen Ensembles mit dem Burglöwen auch nach mehreren Jahren noch für manches. Noch passiere ich den Burgplatz querfeldein, doch damit wird bald Schluss sein, zumindest temporär. Denn dann beginnen die Bauarbeiten für die Arena des Burgplatz Open Airs, das vom 4. bis 21. Juli hier stattfindet.
Das Staatstheater zieht nämlich für die letzte Oper vor der Sommerpause auf den Burgplatz. Der Burglöwe, dem ich täglich kurz zunicke, verschwindet dann hinter den Zuschauerrängen und wird Teil des Bühnenbildes. In diesem Jahr wird Verdis Ein Maskenball aufgeführt, eine bewegende Oper, musikalisch wie inhaltlich.
Eine Oper unter freiem Himmel, das ist logistisch sicher nicht ganz einfach umzusetzen. In den vergangenen zwölf Jahren hatten wir in Braunschweig regnerische Sommer, normale Sommer und sehr heiße Sommer – aber nur ganz wenige Vorstellungen mussten wetterbedingt ausfallen. Wie macht ein Orchester das bloß? Ich greife zum Telefonhörer und bitte Georg Menskes, den musikalischen Leiter der Opernaufführung, um ein Interview.
Herr Menskes, im Sommer ziehen Sie mit Ihren Musikern und Sängern auf den Burgplatz in eine große Arena. Ist das nicht umständlich?
Nein, überhaupt nicht. Natürlich macht Kunst bekanntlich viel Arbeit, aber es ist wunderbar, seit nunmehr 13 Jahren für eine gewisse Zeit im Zentrum der Stadt präsent zu sein. Logistisch ist es natürlich für alle Abteilungen des Staatstheaters ein Mehraufwand, aber letztendlich ist es immer wieder schön, nah bei den Menschen zu sein und zu sehen, wie sehr sie sich für unsere Arbeit interessieren.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie in der Burgplatzarena andere Sorgen haben als in einem Konzertsaal. Im Freien gibt es keinen oder wenig Raumklang, Wind und Regen. Was ist die größere Herausforderung für Sie und Ihre Musiker: die Akustik oder das Wetter?
Bei der Akustik müssen wir natürlich tontechnisch nachhelfen. Die Solisten haben Microports, die Chöre werden großflächig über Mikrofone abgenommen und natürlich wird auch das Orchester verstärkt. Dann kommt es auf die gute Abmischung des Ganzen an. Dank versierter Kollegen, die uns mit ihrer Technik und ihrem Wissen unterstützen, sind wir da auf der sicheren Seite. Auf das unberechenbare Wetter stellen wir uns ein, wie das Publikum es in bemerkenswerter Weise auch tut. Der Orchestergraben ist regensicher, die Sängerinnen und Sänger bekommen im Falle des Falles Regencapes.
Bedeutet die Arbeit im Freien auch, dass Sie anders dirigieren? Geben Sie zum Beispiel einigen Instrumenten in der Arena mehr Raum als im Konzertsaal?
Nein, überhaupt nicht. Wir versuchen immer ein genauso klanglich differenziertes Ergebnis zu erhalten. Als Grundlage dafür ist es unumgänglich, einen in sich homogenen Orchesterklang zu erzeugen, egal ob im Konzertsaal, im Orchestergraben des Theaters oder im sehr engen Orchestergraben der Burgplatzarena.
Wie probt ein Orchester für die Freiluft-Veranstaltung?
Nicht anders als für andere Veranstaltungen. Nur der Zeitrahmen ist enger. Wir haben für die großen Solopartien zwei Sängerbesetzungen, haben aber nur wenige Probentage auf dem Burgplatz. Mit den zur Verfügung stehenden vier Bühnenorchesterproben kommt man mit zwei Sängerbesetzungen gerade mal durch das Stück. Da darf dann nichts passieren.
In diesem Sommer führen Sie Verdis „Ein Maskenball“ auf. Was ist das Besondere an dieser Oper?
Es ist einfach eine genial vielschichtig komponierte Oper. Die aufkommende Polyphonie hörbar zu machen, ist eine der Herausforderungen. Die Opern Verdis sind sicher prädestiniert für den Burgplatz. Großartige Musik von hervorragenden Sängerinnen und Sängern gesungen – das liebt das Publikum, und ich auch.
Was macht für Sie das Burgplatz Open Air aus?
Die Open Air Veranstaltungen des Braunschweiger Musiktheaters bestehen seit nunmehr 13 Jahren und erfreuen sich nach wie vor allergrößter Beliebtheit. Oper auf dem Burgplatz ist zu einer Institution geworden, ist aus dem Braunschweiger Sommer nicht mehr weg zu denken. Wir erreichen mit unseren Aufführungen ein Publikum, das auch nicht ausschließlich aus „Theatergängern“ besteht. Auch dies ist für das Theater wichtig.
Worauf freuen Sie sich mehr, auf die erste oder die letzte Vorstellung beim Burgplatz Open Air?
Natürlich freue ich mich zunächst einmal auf die Premiere. Sie ist das Ergebnis einer langen Probenzeit und somit die wichtigste Vorstellung für mich. Aber wenn man dann das jeweilige Stück auf drei Wochen verteilt nahezu jeden Abend gespielt hat, freut man sich ehrlich gesagt auch auf die letzte Vorstellung, zumal in diesem Jahr anschließend Urlaub ist. Aber dem Ensemble ist nach der letzten Vorstellung auch immer ein bisschen wehmütig zumute. Burgplatz Open Air ist einfach eine schöne Geschichte.
Vielen Dank für Ihre Antworten!
Auch ich finde, das Burgplatz Open Air ist eine schöne Geschichte. Als Gast fühlt man sich eher wie auf einem Pop-Konzert als bei einer Opernvorstellung, auch, weil das Publikum eher praktische als schicke Kleidung trägt: wärmend und regensicher. Die aufgeführten Stücke sind echte Opernbestseller, also auch für Anfänger geeignet. Wer sich noch nie so richtig in die Oper getraut hat, dem sei das Burgplatz Open Air als Einstiegsdroge ans Herz gelegt. Aber auch für die echten Opernfans birgt das Open Air Überraschungen – schließlich ist die Atmosphäre auf dem Burgplatz, inmitten der historischen Gebäude, eine ganz besondere.
Weil das Burgplatz Open Air beim Publikum so beliebt ist, sind viele Karten schon kurz nach dem Vorverkaufsstart verkauft. Aber noch gibt es Karten! Für auswärtige Gäste auch in Verbindung mit einer Übernachtung.
(Artikelbild: Der Burgplatz ohneArena. Foto: Gerald Grote)
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