Auszeiten vom Alltag sind wertvoll! Was liegt da näher, als sich einen entspannten Kurztrip in Niedersachsen zu gönnen. Dass Urlaub und Tapetenwechsel nicht teuer sein müssen, zeigt unsere Auszeit in Verden. Für unter 200 Euro erwarten uns Spektakuläres, Beeindruckendes, Genussvolles und Unerwartetes. Völlig stressfrei und ohne Stau oder lästige Parkplatzsuche erreichen wir mit dem Niedersachsen-Ticket die Reiterstadt Verden. Aber was uns hier erwartet, ist nicht nur eine Reiterstadt, sondern ein zauberhaftes Verden!
Zauberhafte Fachwerkhäuser
Als Erstes fallen uns die wunderschönen Fachwerkhäuser auf. Die alten Häuser hätten sicher viel zu erzählen, wenn sie könnten. Auf jeden Fall vermitteln sie gleich ein Gefühl der Gemütlichkeit. Oft zieren Segenssprüche die alten Holzbalken. Neugierig bleiben wir stehen und versuchen, die alten Schriften zu entziffern. Vor dem nächsten Holzständerhaus tummeln sich Hummeln und Bienen in den Blüten des farbenfrohen Beetes. Überall gibt es so schöne Ecken und Details zu entdecken, dass wir fast unser Ziel aus den Augen verlieren und die Zeit vergessen.
Aber dann erreichen wir doch unsere Unterkunft. Absolut zentral und in direkter Nachbarschaft zum ehrwürdigen Dom gelegen, liegt unser Feriendomizil, das Gästehaus Jensch in Verden. Kaum haben wir geklingelt, öffnet uns Frau Jensch persönlich und begrüßt uns. Was für ein herzlicher Empfang! Wir können wählen, welches der zwei hellen und freundlich eingerichteten Doppelzimmer wir beziehen wollen. Wir entscheiden uns für das mit dem Blick über die verschachtelten Dächer über denen der Himmel blau erstrahlt. Das macht Lust auf Entdeckungstouren!
Idyllische Landschaft
Und schon zieht es uns hinaus in zauberhafte Verden. Unser Weg führt uns an die ruhig dahinfließende Aller. Dahinter erstrecken sich grüne Wiesen, auf denen vereinzelt Pferde stehen. Idylle pur! Am Himmel ziehen Störche Kreis über den Wiesen. Während wir entlang des Ufers schlendern, dringen Jazz- und Bluesklänge zu uns. Auf der Anlage des Wassersportvereins sind Bierzeltgarnituren aufgebaut, Menschen stehen und sitzen beieinander und genießen ein kühles Getränk und eine Bratwurst, während die Band Tuba Libre aufspielt. Die Atmosphäre ist entspannt und gelöst. Hier kennt man sich und tauscht sich gern aus. Auch wir werden freundlich nickend begrüßt. Hier legen wir gern eine Rast ein.
John Lennon in der Reiterstadt Verden?
Wir begeben uns zu unserem nächsten Ziel. Aber was ist das? Am Allerufer sehen wir ein John-Lennon-Denkmal. Was hat der mit der Reiterstadt Verden zu tun? Die Inschrift löst das Rätsel. 1966 wurden am Mühlentor, deren im Film zu sehende Häuserzeile auch heute noch existiert, Szenen für den Antikriegsfilm „How I won the war“ mit John Lennon gedreht. Klasse!
Flott(e) auf der Aller
Gemütlich schlendernd, erreichen wir den Anleger der Fahrgastschifffahrt Flotte Weser. Das schmucke Ausflugsschiff liegt bereits da. Wir aber faulenzen noch etwas auf den Liegestühlen beim AllerCafé 67. Mehr braucht es nicht für einen perfekten Urlaubstag. An Bord gibt es ausreichend Platz auf dem Innendeck mit großen Panoramafenstern und dem oberen Außendeck. Herrlich! Wir entscheiden uns für Sonnetanken auf dem Oberdeck und genießen es, dahin zu schippern und den Blick schweifen zu lassen.
Zauberhaftes Verden und wunderschöne Fassaden
Wieder festen Boden unter den Füßen lassen wir uns durch Verdens Innenstadt treiben. Hier gibt es statt trister Hochhäuser hübsche Fachwerkhäuser und andere schön anzusehenden Fassaden, die der Stadt einen ganz besonderen Flair verleihen. An der „Großen Straße“, der Fußgängerzone, ragt vor uns das Rathaus empor. Im 18. Jahrhundert wird das ursprüngliche Fachwerkhaus durch den barocken Neubau ersetzt. 1903 bis 1905 wird der Bau um den markanten Turm erweitert. Bis ins 19. Jahrhundert dienten Erdgeschoss und Gewölbekeller als Ratskeller. Es war der einzige Ort der Nordstadt, in dem auswärtige Biere und Weine ausgeschenkt werden durften. Heute findet auf dem Platz vor und dem Rathaus regelmäßig der Wochenmarkt statt und mehrmals am Tag erklingt das Glockenspiel vom Rathausturm.
Pferde mitten in der Stadt
Sollten wir vergessen haben, dass wir uns in der Reiterstadt befinden, werden wir immer wieder auf unseren Wegen dezent daran erinnert. Zwar ist die Fohlenskulptur des Bildhauers Frijo Müller-Beleckein der Fußgängerzone gerade eingerüstet, aber die überall in der Stadt begegnen uns Fahrradbügel, die mit Pferdesilhouetten verziert sind, oder auch eine große Steinsäule mit Pferden. Ganz besonders ist aber der Hufeisenweg. Gesamt sind 500 Messinghufeisen in die Gehwegplatten von der Großen Straße zum Holzmarkt eingelassen. Jedes davon ist mit dem Namen der Spendenden geprägt. Tolle Idee! Mit dabei ist auch die Reiterprominenz Schockemöhle, Winkler, Dr. Klimke und Werth. Die Hufeisen sind in unterschiedlichen Abständen verlegt, die die vier Gangarten der Pferde darstellen: gemächlicher Schritt, flotterer Trab, spritziger Galopp und Renngalopp. Wir müssen aufpassen, dass wir beim Schlendern über den Weg und dem Lesen der Namen noch auf den Fußgängerverkehr achten und niemanden vor die Füße laufen.
Genuss in der Reiterstadt
Langsam aber sicher knurrt unser Magen, und wir kehren ins Portofino ein. Wir genießen in gemütlichem Ambiente unsere leckeren Pizzen, begleitet von einem Glas Wein. Von hier aus sind es nur wenige Schritte zu unserem super zentral gelegenen Gästehaus Jensch. Gut ausgeruht, machen wir uns am Morgen wieder auf den Weg. Wir schlendern über den Wochenmarkt und gönnen uns ein leckeres Frühstück in der Bäckerei Tamke in der Fußgängerzone.
Vom Urpferd zur Gegenwart
Frisch gestärkt und voller Tatendrang, begeben wir uns zum Deutschen Pferdemuseum. Logisch, dass sich hier alles um das Thema Pferde dreht. Was wir allerdings nicht vermutet hatten ist, dass wir hier auf das Modell des Urpferdes von vor 55 Millionen Jahren treffen. Und ehrlich gesagt, hätten wir auch nicht vermutet, dass dieses winzige Tier mit Zehen statt Hufen auch nur annährend etwas mit den heutigen Pferden zu tun hat. Faszinierend! Aber auch sonst gibt es hier viel zu entdecken, von historischen Reit- und Fahrausrüstungen, Gemälden, Nachlässen von Reitprominenz bis hin zum heutigen Reitsport und zu wechselnden Sonderausstellungen. Ein tolles Museum, das für kleines Geld auf keinen Fall bei einem Verden-Besuch fehlen sollte.
Verden zum Anfassen
Auf unserem Weg zum nächsten Verden-Highlight, dem Dom, kommen wir am Tastmodell vorbei. In der Fußgängerzone, direkt am Lugenstein, dem früheren Gerichtsplatz, steht das Bronzemodell, geschaffen von Egbert Broerken. Hier können unsere Augen und Finger noch einmal über den Dom, die Andreaskirche, das Rathaus und die Johanniskirche streichen. Zwar ist es in erster Linie entstanden, damit sich sehbehinderte und blinde Menschen einen Überblick mit maßstabgerechten Häusern und Brailleschrift über den Dombezirk verschaffen können. Aber es begeistert auch alle anderen Menschen. Und wieder zeigt sich, dass Barrierefreiheit gleichzeitig auch einen Komfort für Alle darstellt.
Verdens Wahrzeichen
Nur noch wenige Schritte und da ragt er vor uns hoch in den Himmel – der Verdener Dom „St. Maria & Cäcilia“! Das Wahrzeichen Verdens ist wirklich riesig. Beeindruckt stehen wir davor und legen die Köpfe in den Nacken, um das Ende der Turmspitze erblicken zu können. Jetzt sind wir gespannt, wie es im Inneren aussieht. Über den schönen Kreuzgang gelangen wir hinein. So bombastisch der Dom von außen ist, so schlicht und schön ist er innen. Jedes Detail und die Orgeln kommen im weißen, gotischen Hallendom zur Geltung. Kleiner Tipp: Zu ausgewählten Termine könnt Ihr übrigens hier der Orgelmusik lauschen und Interessantes bei der anschließenden Domführung erfahren.
Dünen im Binnenland?
Tief beeindruckt stärken wir uns mit einem Mittagsimbiss in der Fußgängerzone, bevor wir uns auf den Weg zu den Dünen machen. Dünen in Verden fragt Ihr Euch womöglich? Das ist in der Tat so ungewöhnlich, dass sich der gut 3,5 Kilometer lange Fußweg lohnt. Während wir durch den schönen Stadtwald spazieren, tauchen völlig unerwartet die Dünen vor uns auf. Solch eine Naturschönheit hätten wir hier nicht vermutet. Die Verdener Dünen sind allerdings schon von etwa 15.000 Jahren nach der letzten Eiszeit entstanden. Diese bizarre Naturschönheit solltet Ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen.
Verden verzaubert
Auch die schönste Zeit des Jahres, der Urlaub, geht einmal zu Ende. Und so packen wir unsere sieben Sachen zusammen mit den tollen Eindrücken und Erlebnissen und treten die Heimfahrt an und sagen „tschüss, zauberhaftes Verden“! Wir sind sicher nicht zum letzten Mal hier. Denn wir haben schon erfahren, dass sich auch ein Besuch im Winter lohnt und der Weihnachtsmarkt in der schnuckeligen Innenstadt wunderschön ist.
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