Mitte Dezember muss es gewesen sein – ein sonst so ganz normaler Tag in Hildesheim. Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit. Die Ampelphase am Ortseingang zu Hildesheim habe ich wieder mal nicht geschafft und so stehe ich an der Kreuzung und warte auf das grüne Licht. Mein Blick schweift über die große Werbegroßfläche vor mir. Eine schwarz-weißes Plakat zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Im ersten Moment sehe ich Linien, aus denen sich im zweiten Moment die Worte Licht Kunst oder Kunst Licht zusammensetzen. Ein Datum und Name ist auch angegeben: 23. bis 26.01.2020 / 18 bis 23 Uhr – Internationale Lichtkunst Biennale. Eine Veranstaltung, die ich längst auf meiner Bucketlist für dieses Jahr stehen habe.
Internationale Lichtkunst Biennale – Kurzum: „EVI Lichtungen“
Alle zwei Jahre wird Hildesheim von Lichtkünstlern heimgesucht. Innenräume, Hausfassaden, Straßentunnel, Parks und Gärten werden für vier Tage mächtig in Szene gesetzt. Mal tiefgründig und abstrakt, mal spektakulär, schrill und bunt. Und das Schöne: bei den „EVI Lichtungen“ werden einige Orte bespielt, die sonst nicht ohne weiteres zugänglich sind oder die im Alltag schlicht und einfach nicht wahrgenommen werden. Außerdem ist die Veranstaltung vollkommen kostenlos. Es gibt keine Kassenhäuschen und Eintrittskarten sind nicht notwendig.
23 Lichtkunstwerke verteilt in ganz Hildesheim
Die insgesamt 23 Standorte der Kunstwerke verteilen sich in ganz Hildesheim. Hier ein kleiner Überblick
Innenräume von Kirchen:
- UNESCO-Welterbekirchen St. Michaelis und Mariendom,
- St.-Andreas-Kirche
- Literaturhaus St. Jakobi
Hausfassaden/Innenräume von Museen, Galerien sowie Büro- und Unigebäuden:
- Dommuseum
- Roemer- und Pelizaeus-Museum
- Stammelbachspeicher
- Kehrwiederturm
- Landgericht
- Sparkasse
- Volksbank
- Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK)
Open-air Kunstwerke:
- Hildesheimer Marktplatz
- Hindenburgplatz
- Ernst-Ehrlicher-Park
- Hoher Wall
- St. Godehard Kirche
Ungewöhnlich finde ich den Ort im Bernwardstollen, der ein Teil der historischen Wallanlagen ist. Das Programm samt Stadtkarte und Erläuterungen der einzelnen Stationen kann online und vorab fleißig studiert werden
Hildesheim – ein Zentrum für Lichtkunst
Das Hildesheim als Standort für die „EVI Lichtungen“ ausgewählt wurde, kommt nicht von ungefähr. An der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst (kurz HAWK) wird der Studiengang Lighting Design angeboten. Und so bringt sich eine Vielzahl von Studierende bei den „EVI Lichtungen“ mit ein. Ein regelrechtes Heimspiel hat die Studentin Verena Witthuhn, die Lichtdesign an der HAWK studiert. Während der „EVI Lichtungen“ wird ihr Kunstwerk auf dem Gestaltungscampus der HAWK im Raumlabor zu sehen sein. Sechs miteinander verbundene Überseefrachtcontainer mit Dachterrasse stellen die Räumlichkeiten. Aufgrund der geringen Ausstellungsfläche wird der Container nur alle 15 Minuten für ca. fünf Personen zugänglich sein.
Abstrakt, experimentell und faszinierend
Bei Ihrer Lichtinstallation setzt Verena auf eine Reprojektion von Licht. Ein sich bewegender Lichtstrahl wird von einer Folie auf eine Leinwand reproduziert. Dabei entstehen abstrakte Strukturen und Formen, die den rustikalen Innenraum erleuchten. Der Clou: mal steuert Verena die Lichtquelle, mal ein Roboterarm… und was will die Künstlerin damit sagen? Findet es selbst heraus!
Streifzüge über die „EVI Lichtungen“ in Hildesheim
Während der vier Abende werden zu jeder vollen Stunde zwischen 18 und 21 Uhr Spaziergänge entlang ausgewählter Lichtinstallationen mit Kunstexperten angeboten. Die Streifzüge dauern ca. 75 Minuten und beginnen auf dem historischen Marktplatz. Die Tickets kosten pro Person fünf Euro und sind in der Tourist-Information erhältlich. Zusätzlich werden Freitag, Samstag und Sonntag jeweils um 18 Uhr auch kostenlose, ca. 75 minütige Familienstreifzüge angeboten. Der Startpunkt befindet sich auf dem Marktplatz. Anmeldungen sind per Mail an Maria Nesemann nesemann@evilichtungen.de möglich.
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