Wenn ich an meine Heimatstadt denke, dann denke ich „Sie ist was ganz Besonderes!“. Sie ist zwar klein, bietet mir aber alles, was ich zum Leben brauche. Sie ist gemütlich und die Menschen sind nett. So argumentiert wahrscheinlich jeder Stadtbewohner für seine Heimat. Über Gifhorn gibt es allerdings Einiges zu sagen, was die Stadt wirklich einmalig macht. Lest weiter und erfahrt neun Fakten, die Gifhorn unverwechselbar machen.
1. Der Apfelsinenball – ein gesellschaftliches Großereignis
Wie fast überall auf der Welt gibt es auch in Gifhorn einige ganz spezifische Traditionen. Eine davon ist das erste gesellschaftliche Großereignis des Jahres: der Apfelsinenball, der immer im Januar vom uniformierten Schützenkorps organisiert wird. Alle sind ganz wild darauf, sich in die schicksten Fummel zu werfen und an dem Ball teilzunehmen, bei dem sie am Anfang eine Apfelsine geschenkt bekommen. Und richtig kurios wird es um Mitternacht, wenn der Bürgermeister die Apfelsinen-Polonäse anführt, bei der jeder Gast eine Apfelsine in der Hand hält. Warum? Das kann ich leider auch nicht sagen.
2. Ein Grab für die Deutsche Mark
Der 31.12.2001 markierte das Ende der Deutschen Mark als gültige Währung, was natürlich auch keinen Bogen um Gifhorn gemacht hat und einige Bürger etwas traurig stimmte. All jene, die noch heute der Deutschen Mark nachtrauern, können „ihr“ Grab im Mühlenmuseum Gifhorn besuchen. Dort ruht diese bereits seit nunmehr rund 15 Jahren. Am letzten Tag der Deutschen Mark als gültige Bargeldwährung wurde diese mit einem festlichen Trauerzug symbolisch zu Grabe getragen. Etliche Gifhorner nahmen in Trauerkleidung an der Beisetzung teil und erwiesen der Mark die letzte Ehre.
3. Zwei riesige Walkiefer mitten in der Stadt
Ich kenne keine andere Stadt – vor allem keine, die so weit weg vom Meer ist – in der zwei Walkiefer die Fassade eines Hauses in der Fußgängerzone schmücken. Ich muss zugeben, dass ich mir nie Gedanken über diese Verzierung gemacht habe, wenn ich an ihr vorbeispaziert bin. Aber nun, da ich weiß, dass es sich um Kieferknochen eines riesigen Tieres handelt, frage ich mich schon, was dahintersteckt. Bei den Walkiefern handelt es sich um ein Geschenk eines Kolonialwarenhändlers aus dem Jahr 1890 an die in Gifhorn ansässige Firma J. W. Fels.
4. Heiraten unter weißen Flügeln
Mitten in Gifhorn, auf einem großen Hügel, steht der Nachbau einer schottischen Mühle. Liebevoll „Lady Devorgilla“ getauft, wird sie als Trauzimmer des Standesamtes der Stadt Gifhorn genutzt und deswegen auch die „Weiße Hochzeitsmühle“ genannt. Die Windmühlenflügel drehen sich nur, wenn sich ein Paar das Ja-Wort gibt. Übrigens: Die originale schottische Windmühle „Lady Devorgilla“ steht auf Corbey Hill hoch über der Old Bridge, der Innenstadt von Gifhorns Partnerstadt Dumfries und wurde um 1790 erbaut.
5. Europäische Freiheitsglocke
Gifhorn war geographisches Grenzgebiet zwischen Ost und West und grenzte direkt an die DDR. Heute liegen wir mitten in Deutschland und mitten in Europa – was ich sehr schön finde. Daran soll die Europäische Freiheitsglocke erinnern. Auf der rund zehn Tonnen schweren Bronzeglocke sind die Portraits und Zitate der vier bedeutenden Persönlichkeiten Michail Gorbatschow, George Bush sen., Helmut Kohl und Gyula Horn abgebildet. Die vier Politiker haben ganz wesentlich zur Überwindung der Grenzen und zur Einigung Deutschlands und Europas beigetragen.
6. Flucht aus dem Zimmer eines Gasthofes – Gefangene Gräfin entkommt!
Im April 1832 wurde Gräfin Eugenie von Görtz-Wrisberg wegen „politischer Umtriebe“ verhaftet und im damaligen Gasthof „Deutsches Haus“ (heute Hotel Deutsches Haus) festgesetzt und streng bewacht. Eines Nachts floh sie. Sie ließ sich an einer Leine, die sie durch Einschneiden und Zusammenbinden von zwei Betttüchern hergestellt hatte, aus dem Fenster ihres Zimmers aus einer Höhe von 15 Fuß (über vier Meter) auf den Hof herunter. Dann überwand sie das geschlossene Hoftor und flüchtete Richtung Lüneburg. Doch man spürte sie auf und brachte sie bis 1835 in Braunschweig hinter Schloss und Riegel.
7. Nirgendwo sonst stehen so viele internationale originalgroße Mühlen auf einem Gelände
So schnell bin ich noch nie von einem Land ins andere gekommen. In nur wenigen Schritten erreiche ich typische Windmühlen aus Portugal und Griechenland. Ein Stückchen weiter stehen norddeutsche und russische Bockwindmühlen. Geht doch gar nicht? Doch! Im Jahr 1980 öffnete das Internationale Mühlenmuseum und besitzt inzwischen eine Fläche von rund 15 Hektar. Während ich auf dem Gelände unterwegs bin, um die Mühlen zu besichtigen, komme ich mir vor wie in einer Zeitreise und spüre einen Hauch vergangener Romantik.
8. Fünf Ziegen in der Fußgängerzone
Jedes Mal, wenn ich durch die Fußgängerzone schlendere, freue ich mich, sie zu sehen – unsere Gifhorner Ziegen. Die Ziegenplastik, kurz vor der Allerbrücke, zeigt eine kleine Gruppe von Ziegen. Sie erinnert an vergangene Zeiten, in denen die Ziege als Kuh des kleinen Mannes bezeichnet wurde. Auch die ärmeren Stadtbewohner konnten sich eine Ziege leisten, so dass die Population in Gifhorn vergleichsweise stärker war als in den umliegenden Bauerngemeinden. Im Andenken an diese Zeit wurde 1996 zum 800. Stadtjubiläum die Ziegenplastik des Bildhauers Josef Baron enthüllt. Die Ziegen gehören in die Gifhorner Fußgängerzone und es gibt wohl kaum ein Gifhorner Kind, das noch nicht auf Ihnen „geritten“ ist.
9. Arche Noah im biblischen Maßstab
Wer kennt Sie nicht, die Arche Noah – das Schiff, das laut Bibel von Noah gebaut wurde, um bei der Sintflut zwei von jeder Art aufzunehmen und somit das Leben auf der Erde zu retten.
Schade, dass man dieses Wunderwerk frühzeitlicher Schiffsbaukunst nirgends mehr besichtigen kann. Es sei denn, man kommt nach Gifhorn! Im Glocken-Palast findet man ein Modell der Arche, das vom Maßstab den biblischen Ausmaßen entspricht. Es steht sinnstiftend für ein Projekt zum Thema Menschenwürde und passt somit wunderbar in den Glocken-Palast, dessen Schirmherr der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow ist.
Schreibe einen Kommentar