Papenburg liegt rund 40 Kilometer von der Küste entfernt. Familienurlaub am Meer ist also nicht wirklich drin. Trotzdem spielen Wasser und Schiffe eine zentrale Rolle in der Stadt. Wie das zusammenpasst, haben wir bei unserem Städtetrip herausgefunden. Selbstverständlich haben wir bei der Gelegenheit auch überprüft, was Papenburg für Familien sonst noch so zu bieten hat.
Familien-Spaziergang durch Papenburg
Papenburg ist eine Fehnsiedlung, die vor rund 400 Jahren mitten im Moor entstand. Technisches Know-How aus den Niederlanden war nötig, um das entstehende Siedlungsgebiet zu entwässern. So erinnert das Stadtbild bis heute an das nahe Nachbarland.
Das Zentrum durchzieht der Hauptkanal. Früher dienten die Wassergräben auch als Verkehrswege. Heute dümpeln zumindest im Stadtzentrum nur noch einige hölzerne Museumsschiffe. Die machen dafür umso mehr her!
Der Stadtspaziergang verläuft somit immer geradeaus. Langweilig, könnte man meinen. Dem ist aber keineswegs so! Gerade unsere Jüngste ist mit Feuereifer dabei. Jede einzelne Brücke möchte sie ausprobieren. Immer wieder wechseln wir die Kanalseite. Die (im Zentrum verkehrsberuhigten) Straßen, die zu beiden Seiten des Wassers verlaufen, heißen „Hauptkanal links“ und „Hauptkanal rechts“.
Zwischen der üppigen Blumenpracht, die die Straßen in zahllosen Kübeln schmückt, tauchen außerdem immer wieder interessante Anlaufpunkte auf. Aus den Überbleibseln vergangener Gartenschauen sind temporäre Stadtmöbel entstanden. Die laden zum Beklettern und Verweilen ein. Ein großer Sandplatz mit Sonnensegel zwingt uns zu einer ausgedehnten Pause.
Und dann können wir unserem Kind auch noch buchstäblich im Vorbeigehen ein Bilderbuch vorlesen. Die einzelnen Seiten ragen in Großdruck aus dem Wasser. Verrückt. Und toll!
Familienfreundliche Unterkunft in Papenburg
Am Hauptkanal reihen sich auch die klassischen Sehenswürdigkeiten Papenburgs aneinander. Genau zwischen Rathaus und Kirche steht unser Hotel. Zentraler geht es nicht!
Im Arkadenhaus beziehen wir zwei komfortable Doppelzimmer mit Verbindungstür. Die großen Jungs sind beeindruckt vom Design und genießen den unverhofften Luxus. Die kleine Franka streichelt ehrfürchtig die hübschen Kissen, die zu unserem Zimmer-Thema „Madagaskar“ passen.
Abenteuerlich im besten Sinne ist das Frühstücksbuffet, das wir uns auf dem „Marktplatz“ zusammensuchen. Mit vollen Tellern kehren die Gäste zurück an ihre Tische in unterschiedliche Themenbereiche: Küche, Bibliothek oder Kinderzimmer mit Spielecke.
Spielplatz-Tipp: Mehrgenerationenspielplatz im Stadtpark
Natürlich hält Papenburg für Familien auch etliche Spielplätze bereit. Der größte und schönste, den wir gefunden haben, liegt im Stadtpark. Nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt bietet er etwas für Kinder jeden Alters. Das maritime Selbstverständnis der Stadt spiegelt sich auch in der Gestaltung des Mehrgenerationenspielplatzes wider.
Tipp für Familien in Papenburg mit größeren Kindern: Meyer-Werft
Die Meyer-Werft ist Papenburgs Aushängeschild in jeder Hinsicht. Auch für Besucher und Touristen ist sie der erste Anlaufpunkt. Wie so weit vom Meer entfernt riesengroße Kreuzfahrtschiffe aus dem Nichts gebaut werden, ist auch für Familien in Papenburg interessant.
Coronabedingt erkunden Gäste die Ausstellung im Besucherzentrum aktuell mit einem festen Zeitfenster und auf eigene Faust. Buchbar sind die Tickets ausschließlich online. Zu sehen gibt es zunächst Schiffsmodelle und mehrere kurze Filme. Die sollen Lust auf Kreuzfahrt machen und die Geschichte der Werft vermitteln, die sich seit 1795 in Familienbesitz befindet. Im weiteren Verlauf kommen vor allem Kreuzfahrt- und Technik-Fans auf ihre Kosten.
Massiv beeindruckt sind wir alle dann beim Blick in die Werfthalle. Durch eine große Fensterfront schauen wir direkt in den offenen Rumpf des neuesten Kreuzfahrtriesen. Nachdem die AIDAcosma fast fertig draußen am Kai festgemacht hat, entsteht hier nun die Disney Wish.
Bei dieser Aussicht ist nun auch unser Kleinkind ganz bei der Sache. Während die Ausstellung für kleine Kinder eher abstrakt bleibt, erspäht Franka nun aufgeregt einen großen Kran nach dem anderen.
Tipp für Familien in Papenburg mit kleinen Kindern: Von-Velen-Anlage
Etwas außerhalb des Stadtzentrums, wo der Kanal zwischen zwei Straßen Splitting heißt, liegt die Von-Velen-Anlage. Sie ist nach dem Stadtgründer Dietrich von Velen benannt. Er gab die Urbarmachung des Moors in und um Papenburg in Auftrag. Wie und unter welchen Mühen dies vor sich ging, lässt sich in dem kleinen Freilichtmuseum eindrucksvoll nachvollziehen.
Unseren Spaziergang durch die Zeit beginnen wir in einem bewachsenen Hügel, aus dem ein Schornstein guckt. Streng genommen ist es kein Erdloch, eher ein Torfzelt. Dass hierin ganze Familien gewohnt haben sollen, ist nicht nur für kleine Kinder von heute kaum zu glauben. Nach der schwierigen Anfangszeit konnten die Pionierfamilien irgendwann in etwas komfortablere Behausungen umziehen.
Dass die Moorkaten mit gemauerten Giebeln immer noch düster, feucht und ein wenig unheimlich waren, davon können wir uns beim Betreten selbst überzeugen. Gemütlicher wird es erst in den Häusern aus späterer Zeit. Doch auch die sind allesamt erschreckend ärmlich ausgestattet. Geschichte zum Anfassen vermittelt schon jüngeren Kindern sehr gut ein Gefühl für „früher“. Auch Ältere lernen hier aber natürlich eine Menge. (Vor allem, dass „die gute alte Zeit“ eine Illusion ist, die am allerwenigsten im Emsland stattgefunden hat.)
Die grüne Seite: Kahnfahrt auf dem Kanal
Städtetrips mit Kindern sind eine feine Sache. Am besten sind sie unserer Erfahrung nach aber, wenn sie sich mit einer großen Portion Grün verbinden lassen. Eine ebenso wunderbare wie bequeme Möglichkeit dazu bietet sich in Papenburg für Familien direkt an der Von-Velen-Anlage. Am Kassenhäuschen lässt sich eine Kahnfahrt dazubuchen.
Leise schnurrt der Elektromotor, als wir mit einer coronakonform kleinen Gruppe über den schmalen Wassergraben schippern. Die üppige Vegetation wölbt sich über uns wie zu einem Tunnel. Beinahe fühlen wir uns ins Donaudelta versetzt. Dann weitet sich der Wasserlauf zu einem bildschönen See, bevor wir wieder in einen Kanal einbiegen. Der führt uns diesmal an den Gärten eines typischen Papenburger Wohngebiets.
Währenddessen erläutert unser Kapitän, was wir sehen. Und er plaudert aus dem Nähkästchen, sodass wir noch so einiges über die Papenburger erfahren. Spannende Sache!
Extra-Tipp: Von-Velen-Garten
Eine Empfehlung aus der Schublade „5-Minuten-Sightseeing“ haben wir noch! Ebenfalls direkt an der Von-Velen-Anlage, auf der anderen Straßenseite neben dem Parkplatz, befindet sich der kleine Von-Velen-Garten. Ein Rundweg führt an Blütenpracht und lauter kleinen Kunstwerken vorbei.
Papenburg für Familien: Unser Fazit
Papenburg ist unter all unseren #cities4family-Städten wirklich etwas Besonderes. Die vielen Kanäle, die Schiffe und das Moor erzeugen eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre. Ein Städtetrip nach Papenburg bringt daher echte Entdeckungen mit sich. Und gerade für Familien hat Papenburg einiges zu bieten. Empfehlenswert!
PS: Noch ausführlicher ist mein Erfahrungsbericht in unserem eigenen Reiseblog family4travel: Papenburg für Kinder – Städtetrip ins Emsland.
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