Der dritte Advent steht vor der Tür und ich frage mich einmal wieder, wo das Jahr geblieben ist. Wie immer um diese Zeit gibt es noch so viel zu tun: Projekte müssen abgeschlossen und die Feiertage vorbereitet werden. Dabei möchte ich den Dezember nicht einfach von meiner to-do-Liste abhaken, sondern versuche bewusst ein bisschen Adventszauber und Besinnlichkeit in meinen Alltag einzuladen.
Beim Schmücken der Wohnung fällt mir unsere Weihnachtskrippe in die Hand. Ein einfaches Häuschen aus sorgfältig geschnitztem Holz und einem Dach aus Stroh. Aus Erzählungen weiß ich, dass mein Vater sie vor fast 50 Jahren in der Schule gebaut hat. Sie ist nicht hochwertig, wie manche Künstlerunikate, oder eindrucksvoll, wie jene Modelle, die mit LED-Feuerstellen und einem ganzen Katalog an Figuren und Accessoires die einfache Stallszene in ein weihnachtliches Miniaturwunderland verwandeln. Aber wie bei so vielen Dingen, die uns Jahr um Jahr durch die Weihnachtszeit begleiten, überwiegt der sentimentale Wert und die Erinnerung an vergangene Weihnachtsfeste, die sich im Laufe der Jahre um die kleine Krippe abgespielt haben.
Traditionelle Weihnachtsausstellung findet wieder statt
Dass Krippen neben der Weihnachtsgeschichte nicht selten auch persönliche Geschichten über ihre Besitzer, Produzenten sowie die Zeit und den Ort ihrer Herstellung erzählen, demonstriert das Diözesanmuseum Osnabrück seit vielen Jahren auf anschauliche Weise in seiner traditionellen, weihnachtlichen Krippenausstellung. Seit 1980 zeigt das Museum gemeinsam mit den Krippenfreunden Osnabrück-Emsland von Ende November bis ins neue Jahr eine thematisch wechselnde Auswahl moderner und historischer Krippen. Ein Besuch lohnt sich also jedes Jahr aufs Neue! Nachdem die Krippenausstellung aufgrund der Corona-Pandemie im letzten Jahr nur digital umgesetzt werden konnte, öffnet das Diözesanmuseum in diesem Jahr seine Türen wieder für interessierte Besucherinnen und Besucher.
Krippentraditionen aus aller Welt
Bemerkenswert ist das breite Themenspektrum der Ausstellungen. Unter dem Motto „Herbei ihr Kreaturen all“ drehte sich im Jahr 2017 alles um Ochs, Esel und Schaf – sonst nur Komparsen in der Stallszene. Darüber hinaus umfassten die ausgestellten Stücke insgesamt über 180 Tierarten, die sich in den Krippentraditionen anderer Länder wiederfinden – darunter Exoten wie Elefant, Bison und Flamingo. Zur Feier des 100. Jubiläums des Diözesanmuseums im Jahr 2018 wurden verschiedene Krippen aus dem Bestand des Museums sowie Exemplare aus seiner Gründungszeit ausgestellt. Mit ihren oft einfachen Materialien verdeutlichten sie eindringlich die Not der (Nach-)Kriegsjahre. 2019 wurde die Krippenausstellung anlässlich des 100. Jubiläums der großen Domkrippe ihrem Erschaffer, dem Bildhauer Jakob Holtmann, gewidmet. Dessen fast lebensgroße Figuren schmücken bereits seit 1909 jedes Jahr zur Weihnachtszeit die Kapelle unter dem großen Turm des Doms.
Im Zeitraffer: Mehrere Tage dauert der Aufbau der über hundert Jahre alten Krippe im Dom St. Peter
2021: Weihnachtliche Kostbarkeiten aus Wachs
In diesem Jahr zeigen Diözesanmuseum Osnabrück und Krippenfreunde unter dem Ausstellungsthema „In Form gegossen“ filigrane und teils kostbare Wachskrippen aus unterschiedlichen Jahrhunderten und diversen Herkunftsorten. Unter den Exponaten befinden sich sowohl klösterliche Handarbeiten als auch serienproduzierte Handelsprodukte und Laienarbeiten. So zum Beispiel die Klosterarbeit der Schwestern vom armen Kinde Jesus. Diese stammt aus dem niederländischen Simpelveld nahe Aachen und entstand größtenteils um 1890. Insgesamt 13, bis zu 80 cm hohe und teilweise detailgetreu restaurierte, Krippenfiguren bilden das Herzstück der Ausstellung. Ebenfalls beindruckend finde ich die Barockkrippe unbekannter Herkunft aus dem Jahre 1750. Eines der ältesten Exponate der Ausstellung.
Kunstwerke des Alltags
Neben typischen Krippenszenen ergänzen Sonderformen wie Wachsstöcke und Fatschenkindel – eine besonders in Süddeutschland und Österreich verbreitete Darstellung des Jesuskindes – die Ausstellung. Eindrücke in den Herstellungsprozess der Wachsfiguren bieten außerdem verschiedene historische Gussformen und Krippengestelle. Besonders faszinierend finde ich allerdings die kleinsten Exponate der Ausstellung, darunter daumengroße Jesusfiguren aus Wachs, eingebettet in filigran ausgeschmückte, Walnussschalen, Physalisblütenblätter oder Gänseeier. Echte Alltagskunstwerke!
Jesuskind im Physalisblütenblatt, 2010 ©Katrin Krusch Fatschenkindel im Glasschrein, um 1890 ©Sven Christian Finke-Ennen Jesuskind auf Wachsstöcken, um 1900 & 1930 ©Sven Christian Finke-Ennen Jesuskind im Gänseei, 2010 ©Sven Christian Finke-Ennen
Krippenausstellung im Diözesanmuseum noch bis Ende Januar geöffnet
Wenn ihr Lust auf einen Besuch habt, empfehlen wir die Teilnahme an einer der beiden öffentlichen Führungen mit Prof. Dr. Gerhard Lohmeier von den Krippenfreunden Osnabrück-Emsland: am 15. Dezember 2021 und 6. Januar 2022, jeweils um 18 Uhr. Das Diözesanmuseum Osnabrück zeigt die weihnachtliche Krippenausstellung noch bis zum 31. Januar 2022. Im Eintrittspreis enthalten ist neben der Krippenausstellung außerdem der Zugang zur Dauerausstellung des Museums inklusive des Domschatzes.
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