Grünkohl als guter Vorsatz? Klingt verrückt, oder? Start und Ziel meiner grünkohlreichen Tour ist die Innenstadt der Kohltourhauptstadt Oldenburg, deren grünkohlverliebtes Volk mit vielen simplen und kuriosen Rezepten ideal für meinen guten Vorsatz ist. Man kennt das ja mit den Vorhaben am Anfang des Jahres (meistens hält der Vorsatz nur wenige Tage). Es sei denn, man schreibt es auf und erzählt es der Welt 🙂
Mein persönlicher Tipp: „die ultimative Grünkohl Bucket List“
Das Wintergemüse gilt nicht umsonst als Super-Food, denn sein Gehalt an wertvollen Inhaltstoffen ist kaum zu toppen. Meine Tour durch Oldenburg verspricht nicht nur heimliche Highlights in Sachen Kulinarik, sondern auch echtes Laufvergnügen (auch gesund 🙂 ) zwischen Altstadt, Wohnviertel und Küstenkanal. Los geht’s im hippen Ziegelhofviertel. Jedes Mal wenn ich hier durch laufe denke ich: „Tolle Häuser! Unglaublich, wie viele dieser Villen da einfach so nebeneinander stehen!“ Ich mag diese alten Häuser. Und wie viel Lebensgeschichten hier schon stattgefunden haben – für mich irgendwie unvorstellbar. Lange Rede, kurzer Sinn… mein Ziel: Botanischer Garten Oldenburg. Hier erforscht die Carl von Ossietzky Universität seit fünf Jahren das Wintergemüse. Ich bin mit Christoph verabredet. Er ist Doktorand dort und hat seine Bachelor- und Masterarbeit bereits der Grünkohlpflanze gewidmet. Christoph Hahn will im Rahmen seiner Arbeiten maßgeblich zur Züchtung einer neuen Supersorte, der Oldenburger Palme, beitragen.
Bitter macht gesund
Ich habe Christoph gefragt, was genau eigentlich so gesund am Grünkohl ist. Und man glaubt es kaum, doch auch hier geht es nicht darum wie der Grünkohl aussieht, sondern was in ihm steckt: Vitamine, Flavonoide, Carotinoide, Lutein und Glucosinolate. Bei den letztgenannten handelt es sich um pflanzeneigene Stoffe, womit sich der Grünkohl vor gefräßigen Insekten schützt, vor allem vor hungrigen Raupen. Wir Menschen dagegen können von diesen Substanzen profitieren. Denn beim Zerkleinern des Kohls werden die Glucosinolate in Senföle umgewandelt. Diese sind zwar für den bitteren Geschmack zuständig, aber haben ebenso Eigenschaften, die der Vorbeugung des Wachstums von Krebszellen dienen. Also: Grünkohl auch mal frisch genießen. Zum Beispiel in Form eines leckeren Smoothies, das ist definitiv gesund. Bei Vitamina, einer Saftschmiede in der Innenstadt gibt es ab und zu eben auch Grünkohl-Smoothies.
Snacks, die Lust auf mehr machen
Am Bastwöste-Stand gibt es für mich die leckersten, südländischen Spezialitäten der Stadt. Er bereichert nicht nur Oldenburgs Wochenmärkte, sondern mischt die Grünkohllandschaft auch mit dem Grünkohl-Pesto auf. Hier zeigt das frische Wintergemüse, wie gut ihm eine mediterrane Note steht. Parmesan, Olivenöl, Knoblauch und weitere geheime Zutaten setzen dem leckeren Pesto die Krone auf. Besonders lecker auf Brot oder zu Nudeln.
Next Stop: Nölker & Nölker. Für die Nölkers ist die Beschäftigung mit Kaffee und Tee auch Liebhaberei – sie setzen seit jeher auf Qualität. Als Oldenburger haben sie eine exklusive Teespezialität kreiert. Den Grünkohl Tee. Er verbindet süß und herb zu einer gelungenen Komposition. Diese Mischung aus grünem Tee mit Pfirsich und getrocknetem Grünkohlpulver ist wirklich verdammt lecker.
Zwei die sich ergänzen: Grünkohlduft und Handwerkerquartier
Abseits der üblichen Pfade, am östlichen Rand der Oldenburger Innenstadt, liegt das kleinteilige, historisch geprägte frühere Handwerkerquartier Burgstraße. Heute zeigt sich hier eine neue Gastro-Szene. KNUST* ist schnuckelig. Sitzen kann man an der Fensterfront auf Barhockern mit Blick auf das Treiben in der Burgstraße. Anneke ist die Chefin. Ihre Story: „Im Knust Oldenburg gibt es alles, was satt und glücklich macht. Alles hausgemacht, alles vegetarisch, vegan, alles lecker. Ohne Schnickschnack. Zum Mitnehmen. Zum Bleiben.“ Mein Favorit das „Grünkohl-Knustini“, auch mit frischem Grünkohl zubereitet. Zutaten kommen vom Wochenmarkt, so Anneke. (*Nachtrag: Das KNUST gibt es seit Oktober 2019 nicht mehr)
Gleich nebenan ist Heimathaven, eine Mischung aus Feinkostladen und Café. Neben einer riesigen Auswahl an handverlesenen Feinkost-Produkten gibt es dort täglich Quiche nach Laune des Kochs. Als Koch in einer Kohltourhauptstadt steht auch mal die Grünkohl-Quiche auf der Karte. Fragt lieber nach, wenn ihr sie probieren wollt. Wer kennt schon die Launen des Kochs 😉
Bock auf Schokolade
Wenn es um Schokolade geht, bin ich immer dabei. Egal, ob mich schlechtes Wetter nervt oder irgendetwas anderes, Schokolade erweist sich immer wieder als Tröster in der Not. Frei nach dem Motto „die schönsten Dinge des Lebens entdeckt nur, wer etwas wagt“ probiere ich auch gerne neue Kreationen. Ein wenig Mut erfordert es dann aber schon, in eine Praline zu beißen, auf der „Grünkohl“ steht! Der Kopf sagt sofort: bitteres Gemüse, fettige Pinkelwurst und salzige Kartoffeln! Doch Augen zu und durch – es wartet die Überraschung: süß und cremig, der Biss knackig und zum Schluss etwas Schärfe – einfach wunderbar lecker! Mein absoluter Favorit, auch weil die Zutaten der Praline bis auf die Kakaobohne für die Schokolade aus der Region kommen. Denn der Grünkohl für die Praline wächst und gedeiht im Botanischen Garten Oldenburg. Also ab zum Café Klinge oder zur Touristinfo Oldenburg, während der Grünkohlsaison könnt ihr sie hier probieren.
Josie meint
Super Beitrag!! Muss ich unbedingt mal probieren. Danke.
Josh meint
Tee kann man auch im Sommer trinken!! 😀