Ich* lebe in Hannover, und ich liebe Braunschweig. Das darf man hier nicht so laut sagen, denn zwischen den beiden Städten herrscht so ein merkwürdiger Zwist. Den Grund dafür kann mir keiner nennen, ist wohl Hunderte von Jahren her und haben ohnehin alle vergessen. Als Exil-Freiburgerin setze ich mich natürlich konsequent darüber hinweg und bin bekennende Braunschweig-Liebhaberin…
Mitten im Magniviertel
… Ganz besonders angetan bin ich von dem so genannten Magniviertel. Wenige pittoreske Straßen rund um die Magnikirche mir ihrem schönen Platz, eine kleine Altstadt für sich, aber dennoch zentral gelegen. Die gigantische Shopping Mall im Braunschweiger Schloss ist nur wenige Hundert Meter entfernt – geographisch, atmosphärisch Lichtjahre! Im Magniviertel gibt es nur einige wenige inhabergeführte Läden mit individuellem Sortiment. Für mich gehört ein Abstecher in das „Raum 23“ zu einem Braunschweig-Besuch einfach dazu. Die großartigen Wendepulswärmer haben es mir besonders angetan – mittlerweile habe ich eine ganze Sammlung davon. Außerdem eignen sie sich wunderbar als Geschenke!
Highlight ist für mich aber immer das „Strupait“. Komischer Name – einer der Besitzer heißt so – aber eine echte Oase mitten in der Stadt. Eine Klasse für sich: An den Decken Kronleuchter, das Mobiliar aus dunklem Holz, natürlich echte Antiquitäten, auf den Tischen weiße Tischdecken, Stoffservietten, silbernes Besteck, silberne Zuckerdosen und Milchkännchen, silberne Kerzenständer…
Gefühlt Wiener Kaffeehaus
… Das ist an Stil nicht zu überbieten. Gefühlt sitze ich in einem Wiener Kaffeehaus – nicht Café! Die Stimmung ist gediegen, entspannt und immer latent intellektuell. Das Publikum ist durchwachsen, von allem etwas dabei. Wobei ich durchaus Verständnis hätte, wenn vor allem ältere Menschen das „Strupait“ ansteuern. Es muss sie einfach an früher erinnern. Es sprüht ja nur so von Tradition! Meinen Platz bekomme ich natürlich angewiesen, hier sucht sich keiner seinen Tisch alleine, mein Mantel wird mir selbstverständlich abgenommen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie einer der Kellner einer älteren Dame in den Mantel hilft und am Arm zum wartenden Taxi nach draußen geleitet. Seufz. Das hat einfach Stil…
Immer latent intellektuell
… Kaum sitze ich, bekomme ich auch eine Karte. Die ist klein, aber fein. Wenige, zum Teil wechselnde Gerichte, immer der Jahreszeit entsprechend, frisch zubereitet und liebevoll arrangiert. Preislich ist für jedes Portemonnaie etwas dabei. Zum Kaffee gibt es natürlich immer ein Glas Wasser dazu. Und eben diese ganz besondere Stimmung, diesen Zauber aus wunderschönem Interieur, wahre Feingeister als Kellner – hat da nicht eben einer einen Diener gemacht? – und exzellenter Küche. Knuspriger Flammenkuchen, hervorragende Salate und immer eine Suppe, das sind die Basics der Küche. Ebenso der leckere Fischtopf oder der gebackene Schafskäse. Ich liebe es regelrecht. Und unter uns gesagt: So etwas fehlt in Hannover. Hoffentlich lyncht mich dafür keiner….
Hier geht es zu einem Video über das Strupait. (Quelle: Braunschweig Stadtmarketing GmbH/ Kitchen TV Filmproduktion (www.kitchen-tv.com).
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* Bettina S. Dörr, Journalistin und PR-Beraterin. Die gebürtige Freiburgerin lebt seit 20 Jahren in Hannover und ist begeisterte Braunschweig-Besucherin. Den ewigen Zwist zwischen den beiden Städten versteht sie nicht.
Fotonachweis: Magniviertel: Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Gerald Grote. Strupait: Bettina Fischer.
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Sie wollen noch mehr über Braunschweig wissen? Hier geht es zur aboutcities-Webseite. Mit noch mehr Lustmachern und Angeboten.
Tom meint
Guten Tag, der Twist zwischen Hannover und Braunschweig stammt aus der Fürstenzeit, als Hannover und Braunschweig unterschiedliche Fürstentümer waren. Die Hannoveraner haben u.a. mit den Preussen gegen die Welfen (Braunschweig) gekämpft. IN der Nachkriegszeit hat Hannover dann den niedersächsischen Welfenschatz nach Hannover geholt. Der Löwe auf dem Domplatz in BS ist bspw. eine Replikation, der original Löwe steht in Hannover.
about_cities meint
Hallo Tom, naja, nicht ganz. Der Burglöwe, Bronzeguss aus dem Jahre 1166, einst vergoldet, wurde von Heinrich dem Löwen als Wahrzeichen seiner Macht und seiner Gerichtsbarkeit errichtet. Er ist ein Hauptwerk der romanischen Plastik, höchstwahrscheinlich in Braunschweig gegossen, und die erste monumentale Freifigur nördlich der Alpen. Das Original kann in der Burg Dankwarderode besichtigt werden. Auf dem Burgplatz ist eine naturgetreue Nachbildung zu sehen.