Göttingen weckt Assoziationen als altehrwürdige Universitätsstadt. Mit knapp 120.000 Einwohnern ist die Stadt nicht zu groß und nicht zu klein. Zum Solling und auch in den Harz ist es nicht weit. Aber eignet sich Göttingen selbst auch als Reiseziel für Familien? Im Zuge unserer #cities4family-Tour haben wir das ausgetestet.
Spielerisch Göttingen erkunden – und retten
Diesmal haben wir keine Stadtführung gebucht – sondern eine Outdoor-Tour bei Breakout Göttingen. Der Escape-Game-Anbieter betreibt vor Ort in der Güterbahnhofstraße vier Räume mit verschiedenen Szenarien, aus denen Teams sich freirätseln müssen. Zur ersten Outdoor-Tour mit dem Ghost-Mobil kommt nun eine zweite hinzu, die auf geheimer Mission quer durch Göttingen führt. Ganz exklusiv und vorab dürfen wir die ausprobieren und auf ihre familientauglichkeit testen. Ich gebe mir Mühe, nicht zu viel zu verraten. Aber das vorab: Es hat uns allen richtig, richtig viel Spaß gemacht!
Die Sache ist nämlich die, dass wir für einen kurzfristig verschollenen Geheimagenten einspringen müssen. Sein Koffer mit Ausrüstung und Unterlagen ist da, er nicht. Die Zeit drängt. Göttingens Trinkwasser wurde von einer unbekannten Substanz vergiftet. Noch heute müssen wir herausfinden, wer die Tat womit begangen hat, und warum. Es ist ein bisschen wie der Gesellschaftsspiel-Klassiker Cluedo in groß. Nur schieben wir keine Figuren über ein Spielbrett, sondern laufen selbst quer durch die Stadt.
Sightseeing im Vorbeirätseln
Die Unterlagen, die wir vom verschollenen Kollegen übernommen haben, liefern uns Anhaltspunkte. An diversen Göttinger Geschäften, Szeneclubs und anderen Adressen müssen wir unsere futuristische Agentenwaffe ansetzen, um – im ganz wörtlichen Sinne – Informanten zum Reden zu bringen. (Alles passiert ganz friedlich, coronakonform kontaktlos und mit erheblichem Überraschungsfaktor.) Diverse Beweisstücke und Rückschlüsse aus ihren Aussagen helfen uns dabei, Rätsel zu lösen und so die Zahl der Verdächtigen zu reduzieren.
In unserer Konstellation brauchen wir wesentlich länger als die angegebene Zeit. Aber währenddessen haben wir einen Heidenspaß! Fast fünf Stunden lang suchen wir die Göttinger Innenstadt nach Hinweisen ab. Immerhin kommen wir dabei auch an allen Sehenswürdigkeiten (und manchem Spielplatz) vorbei. Selten haben wir eine Stadt so gründlich und dabei so vergnüglich erkundet. Und klar: Gerettet haben wir Göttingen am Ende auch.
Allgemein empfehlen würde ich die neue Escape-Tour in Göttingen für Familien mit etwas größeren Kindern. Ab dem Schulalter etwa können sie die Laufwege gut meistern, nach dem Erkennungszeichen suchen und die coole Agentenwaffe bedienen. Zum richtigen Rätseln, Kombinieren und Dekodieren werden Eltern oder Jugendliche ab ungefähr 14 gebraucht.
Spielplatz-Tipp: Klettern und Hüpfen an der Historischen SUB
Ob nun auf Rätseltour oder konventioneller Stadtbesichtigung – ein Spielplatz-Stopp ist für Familien mit Kindern im entsprechenden Alter obligatorisch und natürlich auch in Göttingen machbar. Der Favorit unserer kleinen Expertin befindet sich nicht weit vom Marktplatz mit dem Gänseliesel. Die ehemalige Paulinerkirche ist heute Teil der Historischen Bereichsbibliothek der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB). In ihrem Schatten haben nicht nur ganz Kleine ihren Spaß. In der Nestschaukel fliegt Franka vor schönster Altstadtkulisse gen Himmel. Drei kleine Trampoline lassen nicht nur ihr Herz höher schlagen, sondern stimmen auch ihre großen Brüder auf den nächsten Programmpunkt ein.
Tipp für Familien in Göttingen mit größeren Kindern: World of Jumpers
Als wäre die Rätseltour nicht schon Knaller genug, wartet auf unsere Teenager noch ein weiteres Highlight. Im Gewerbegebiet im Ortsteil Weende befindet sich die „World of Jumpers“. Die Halle von mehr als 2000 Quadratmetern Größe steckt voller Trampoline und anderer Herausforderungen.
Nachdem sich meine Jungs zunächst auf der großen Sprungfläche ordentlich warmgehüpft haben, nehmen sie den Bounce-Parcours in Angriff. So schnell wie möglich müssen sie Hindernisse überwinden. Die Zeit wird dabei gestoppt. Anschließend lassen sie sich vom Sprungturm aus in die große Schaumstoffgrube fallen. Beim Battle Beam können sie brüderliche Rivalitäten mit Schaumstoffprügeln austragen. Bei der E-Jump-Battle schließlich treten sie in verschiedenen Videospielen gegeneinander an, die sie durch ihre Bewegungen auf dem Trampolin steuern.
Nach einer Stunde ist ihr gebuchtes Zeitfenster vorbei. Zumindest für Ungeübte reicht das auch völlig. Durchgeschwitzt und sehr glücklich verlassen die beiden die Sprungarena in Richtung Duschen und Umkleiden.
Tipp für Familien in Göttingen mit kleinen Kindern: World of Kids
Kleinere Kinder unter sieben Jahren dürfen nicht auf die Trampoline. Gleich nebenan befindet sich aber die „World of Kids“. Der Indoor-Spielplatz ist vor allem bei Regenwetter und in der kalten Jahreszeit auch bei den ganz Kleinen beliebt.
Die grüne Seite: Der Göttinger Kiessee
Nach so viel Action in der Stadt und drinnen ist uns nach Ausspannen im Grünen. Der Kiessee liegt am Südrand Göttingens. Aus dem Tagebau ist schon vor Jahrzehnten ein blühendes Naherholungsgebiet geworden. Die rund drei Kilometer lange Umrundung des Sees ist für viele Göttinger beliebtes Spaziergangsritual. Am nördlichen Westufer befindet sich das „Haus am See“ mit Café-Restaurant. Hier lassen sich im Sommer auch Tretboote und Ruderboote für die entspannte Tour auf dem Wasser mieten. Einen kleinen Spielplatz gibt es hier auch.
Für Familien, die weder einkehren noch Boot fahren möchten und es nicht einmal ganz rum schaffen, empfiehlt sich ein kurzer Spaziergang am östlichen Ufer. Von Parkplatz 3, wo die Flüte in die Leine mündet, sind es nur wenige hundert Meter am Seeufer entlang bis zum Spielplatz-Schiff.
Zum Baden eignet sich der Baggersee leider nicht. Dafür ist es aber nicht weit bis zum Freibad Brauweg mit 80 Meter langer Wasserrutsche. Und auch das Indoor-Badeparadies Eiswiese liegt ganz in der Nähe.
Extra-Tipp: Wildgehege im Stadtwald
Im Südosten wird Göttingen von dichtem Wald begrenzt. Vom Waldparkplatz am Kehr aus können auch Familien schöne Waldspaziergänge unternehmen, die kleinen Wanderern nicht zu viel Laufreichweite abverlangen. Lohnenswerte Ziele sind die kostenlos zugänglichen Wildgehege für Wildschweine und Damwild. Beim Besuchen und Füttern der zutraulichen Tiere legen Kinder den rund drei Kilometer langen Rundweg oft fast unbemerkt zurück.
Ein weiteres Ziel ist der märchenhaft anmutende Bismarckturm. Von April bis September kann der 31 Meter hohe Aussichtsturm während der Öffnungszeiten am Wochenende bestiegen werden.
Göttingen für Familien: Unser Fazit
Wir haben die altehrwürdige Universitätsstadt als ausgesprochen vergnüglich erlebt! Göttingens Innenstadt ist von überschaubarer Größe und bietet viele nette kleine Läden zum Stöbern und schöne Spielplätze. An den Außenseiten wird die Stadt schnell wunderbar grün. Dank der studentischen Prägung gibt es auch mehr als genug Angebote, die Teenagern Spaß machen. Göttingen ist also ein ideales Reiseziel für Familien mit Kindern in jedem Alter.
PS: Noch ausführlichere Berichte über die einzelnen Stationen unserer #cities4family-Tour gibt es in meinem eigenen Blog. Eine Übersicht dazu bietet dieser Artikel: #cities4family – Städtetrips mit Kindern in Niedersachsen.
[…] Erfahrungen und Tipps für Familien zu sammeln. Der Bericht über Göttingen steht hier: Göttingen für Familien. Die gesamte Riege aller 18 Städte ist inzwischen vollständig in der Kategorie #cities4family […]