Im Museumsquartier MQ4 gibt es vier Häuser – und ein großes Thema: Frieden.
Frieden – nicht nur unter dem Eindruck der weltweit lodernden Konflikte ein großes Thema, verbindet die vier ganz unterschiedlichen Häuser des Museumsquartiers MQ4 in der Friedensstadt Osnabrück.
Dem Frieden verpflichtet
Entlang eines Gedankens des Stadtmottos: „… wo Frieden Geschichte und Zukunft hat“, geht das Team des Museumsquartiers mit den Mitteln der Kunst und in Auseinandersetzung mit der Geschichte einer zentralen Frage unserer Zeit nach: Wie wollen und wie können wir in Frieden miteinander leben?
Hier bekommst Du einen kurzen Überblick, warum Du das Museumsquartier unbedingt besuchen solltest.
Felix-Nussbaum-Haus: Mahnung an den Holocaust
Das bekannteste und sicher auch markanteste Gebäude des Ensembles ist das Felix-Nussbaum-Haus. Geplant von dem Star-Architekten Daniel Libeskind, wurde es 1998 eröffnet und zeigt die weltweit größte Sammlung des in Osnabrück geborenen Malers Felix Nussbaum.
Mit den Materialen und der Positionierung der Gebäude verband Libeskind eine tiefe Symbolik in Bezug auf Felix Nussbaums Leben.
Übrigens: Das Nussbaum-Haus im Museumsquartier MQ4 war Libeskinds erstes fertiggestelltes Museumsprojekt in Deutschland! Zeitgleich wurde in Berlin das ebenfalls von ihm entworfene Jüdische Museum gebaut. Wenn Du beide Gebäude vor Dir siehst, ist die architektonische Handschrift Libeskinds unverkennbar.
Felix Nussbaums Bilder dokumentieren eindrucksvoll seinen Lebensweg als jüdischer Künstler in der Zeit des Dritten Reiches bis zu seiner Ermordung im KZ Auschwitz. Kaum ein anderer Künstler vermochte den Holocaust der Juden in Europa ähnlich eindrucksvoll in seinen Bildern darzustellen. Für Nussbaum war die Malerei wohl die einzige Möglichkeit, seine ausweglose Situation im Exil einigermaßen zu ertragen. Er hinterließ ein Vermächtnis, das zum Leitmotiv des Museums wurde: „Wenn ich untergehe – lasst meine Bilder nicht sterben.“
Ein Museum ohne Ausgang
Libeskind konzipierte das Gebäude mit Blick auf Werk und Vita Nussbaums als „Museum ohne Ausgang“. Wenn sich die schwere Eisentür im Nussbaum-Gang hinter Dir schließt , wird Dein Blick durch den schwach beleuchteten Gang auf ein Bild Nussbaums gelenkt. Es zeigt ihn als jungen Mann zusammen mit dem Kantor in der 1938 zerstörten jüdischen Synagoge in Osnabrück. Direkt zu Beginn Deines Besuches spürst Du hier die ganz besondere Atmosphäre des Museums und die einzigartige Verbindung der Kunstwerke mit der Architektur.
In regelmäßigen Wechselausstellungen treten Nussbaums Bilder immer wieder in spannungsreiche Dialoge zu Werken zeitgenössischer Künstler:innen. Unter Nussbaums Werken findest Du hier etliche Selbstportraits wie das wohl bekannteste „Selbstbildnis mit Judenpass“. Am Ende der Ausstellung steuerst Du auf sein letztes und vielleicht auch eindrucksvollstes Werk „Triumph des Todes (Die Gerippe spielen zum Tanz)“ zu. Nussbaum malte es 1944 kurz vor seiner Verhaftung und Deportation.
Kulturgeschichtliches Museum: Auf den Spuren der (Stadt-)Geschichte
Historischer Kern des Museumsquartiers MQ4 Osnabrück ist das Kulturgeschichtliche Museum. Hier wandelst Du auf den Spuren der Stadtgeschichte und lernst Persönlichkeiten kennen, die Osnabrück in Laufe der Geschichte geprägt haben. Nimm‘ Dir hier gerne ein wenig Zeit für die Animation der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. So unterhaltsam kann Geschichtsvermittlung sein! Du kannst auch an einem interaktiven 3D-Stadtmodell die Entwicklung der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart erforschen.
Das Kulturgeschichtliche Museum präsentiert regelmäßig große Sonderausstellungen wie z.B. den international renommierten Felix Schoeller Photo Award und den Kunstpreis Osnabrück. Noch bis zum 20. Oktober kannst Du hier die Ausstellung „BARLACH | KOLLWITZ – Nie wieder Krieg“ mit Grafiken, Zeichnungen und Skulpturen von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach anschauen. Die befreundeten Künstler zeigen in ihren Werken die Leiden der Menschen durch den Ersten Weltkrieg – letztlich aber auch verbunden mit der Hoffnung auf eine friedfertigere Zukunft.
Auch immer lohnenswert: Ein Blick auf einzigartige Präsentation der Grafiksammlung mit Werken Albrecht Dürers.
Akzisehaus: Eheversprechen statt Wegezoll
Das Akzisehaus, ein ehemaliges Zollhaus direkt gegenüber dem Heger Tor, wird Dir, vom Heger Tor aus der Altstadt her kommend, sicher als erstes Gebäude des Museumsquartiers ins Auge fallen. Hier finden eigentlich Lesungen, Konzerte, Vorträge, und kleine Ausstellungen statt. Warum „eigentlich“? Zurzeit wird das Akzisehaus als Standesamt genutzt, da die Stadtwage am Markt umgebaut wird. Wenn Du also gerne heiraten möchtest – hier findest Du einen geschichtsträchtigen Ort dafür.
Die Villa_: Ein neuer gesellschaftspolitisch relevanter Lernort
Als viertes Gebäude des Museumsquartiers MQ4 kannst Du „Die Villa_“ besuchen. Nein, kein Druckfehler: Der Unterstrich ist hier Programm. OK, den vollen Namen „Die Villa_ Forum für Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ wird sich kaum jemand merken können. Der grafisch eigentümliche Kurzname „Die Villa_“ soll jedoch den Anspruch verdeutlichen, in diesem Haus künftig kritische Debatten zu führen, Meinungsaustausch zwischen allen gesellschaftlichen Gruppen zu fördern und demokratische Prozesse zu reflektieren.
Inhaltlicher Ausgangspunkt dabei ist die Geschichte Osnabrücks im Nationalsozialismus. Hier wird auch das Haus selbst ein Teil dieser Geschichte: Die ehemalige Fabrikantenvilla wurde während der NS-Zeit zur Kreiszentrale der Osnabrücker NSDAP umfunktioniert. Was ist aus dieser dunklen Zeit zu lernen? In der Villa_ sollen Ursachen und Folgen der NS-Zeit analysiert und daraus Schlüsse für unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft gezogen werden. Was bedeutet eine demokratische Zivilgesellschaft für uns alle? Was bedroht sie? Und wie wirkt sich unser individuelles und gemeinschaftliches Handeln dabei aus? Wie können wir gemeinsam an einer friedlichen Zukunft zu arbeiten?
Auf einem „Gegenwarts-Parcours“ kannst Du erkunden, welcher gesellschaftlicher Grundlagen es bedarf, um heute und in Zukunft ein menschliches und friedliches Miteinander zu gewährleisten.
Zeit für eine Pause!
In der Villa findest Du auch das gerade neu eröffnete Café Felka.
Benannt nach der Künstlerin Felka Platek, der Ehefrau von Felix Nussbaum, soll es nicht nur ein Ort des Genusses, sondern auch Begegnungsraum und Treffpunkt zum kulturellen Austausch für Menschen mit und ohne Flucht- oder Migrationsgeschichte sein. Ein Ort des Genusses ist das Café definitiv! Viel zu lecker sind all die süßen und herzhaften selbstgemachten kleinen Kostbarkeiten, die dort angeboten werden. Der Garten hinter der Villa hat sich bereits seit dem Eröffnungstag als wunderbarer ruhiger Ort etabliert, um hier eine Pause während des Museumsbesuchs einzulegen oder sich mit anderen Menschen in angenehmer Atmosphäre zu treffen.
Plane bei Deinem Besuch des Museumsquartiers also auf jeden Fall genug Zeit für eine Genusspause im Café Felka ein. Es lohnt sich – versprochen! Auch unabhängig von einem Museumsbesuch kannst Du hier natürlich einkehren.
Mehr Informationen zum Museumsquartier MQ4 Osnabrück, den Dauerausstellungen sowie den aktuellen Sonderausstellungen findest Du hier.
Hier geht es direkt zum Cafè Felka.
Alle Veranstaltungen in Osnabrück und im Osnabrücker Land zeigt Dir der OSkalender.
Weitere Service-Informationen findest Du auf den Websites der Stadt Osnabrück und des Osnabrücker Landes.
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