Das Reiseziel steht: Hann. Münden soll es sein! Weitere Bedingungen: Verkehrsmittel Bahn mit Niedersachsenticket, eine Übernachtung und 200 € Budget im Gepäck!
Ok, gehört habe ich schon viel über Hannoversch Münden. Für das prachtvolle Fachwerkensemble ist die Stadt natürlich bekannt. Auch in der Schule begegnete ich Hann. Münden sowohl in Deutsch Dank des Spruches „Wo Werra sich und Fulda küssen…“ und in Erdkunde (Drei-Flüsse-Stadt). Eigentlich auch nur etwa 180 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, aber besucht habe ich Hann. Münden noch nicht. Jetzt ist es soweit und ich darf die charmante Fachwerkstadt persönlich erkunden und erleben. Ganz besonders freue mich darauf, Bekanntschaft mit einem gewissen Doktor Eisenbart zu machen. Nach einigen Umstiegen und Daumendrücken sind wir nach 3,5-stündiger Bahnfahrt in Hann. Münden angekommen.
Unterkunft: Das Fachwerk-Hotel Eisenbart, mittendrin und einladend
Dafür sind wir vom Bahnhof zu Fuß nur 15 Minuten unterwegs bis zu unserer Unterkunft. Wir nächtigen im Fachwerk-Hotel Eisenbart der Familie Angelilli. Das Hotel ist mitten in der Altstadt, zur Werrabrücke können wir hinüberschauen. Von außen sieht man es dem renovierten Gebäude nicht an, aber im Inneren wurde das moderne Hotel aus fünf historischen Fachwerkhäusern zusammengelegt. Trotz der verwinkelten Etagen, bietet das Haus einen nahezu barrierefreien Zugang und verfügt über einen hauseigenen Fahrstuhl. Das Zimmer und vor allem das Bad sind großzügig geschnitten und in jeder Etage des Hotels trifft der Gast auf außergewöhnliche Kunst und einladende Sitzmöbel. Und wer empfängt uns bereits an der originellen Eingangstür zu unserem Hotel? Doktor Eisenbart in Miniaturform. Es scheint, dass er etwas mit Medizin zu tun hatte.
Unser Gepäck haben wir erst einmal nur im Hotel abgestellt. Es ging gleich weiter, denn wir wollten uns einen Überblick über die Stadt verschaffen und von wo aus geht das am besten?
Kostenfreie Aktivität: Hann. Mündens tollste Aussicht von der Tillyschanze
Na, aus der Höhe heraus. Durch die gute Ausschilderung finden wir schnell den kurzen Weg über die Fulda aus der Altstadt heraus zum Wanderpfad des Rabanenkopfes im Reinhardswald. Im kühlenden Schatten der Bäume steigen wir die nur knapp 90 Höhenmeter zur Tillyschanze hinauf, wie der Aussichtsturm genannt wird. Hier und da erlaubt uns die fehlende Vegetation eine kleine Kostprobe auf den Blick, den wir, oben angekommen, in seiner vollen Pracht bewundern können.
Zu unserem Glück findet an diesem Wochenende auf der Anhöhe das Tillyfest statt, so dass das Besteigen des Turmes kostenfrei (sonst 2,50 € pro Person) ist. Die Wendeltreppe des Aussichtsturmes bringt uns noch einmal 25 Meter höher bis zu unserer endgültigen Aussichtsterrasse. Der Blick auf die Stadt mit den terrakottafarbenen Dächern der Fachwerkhäuser umarmt von den Wasserstraßen ist einfach einmalig. Ein kleines Lüftchen weht hier oben, so dass wir den Ausblick noch ein paar Minuten länger genießen. Für alle Besucher und Besucherinnen, die an anderen Tagen auf die Tillyschanze kommen, hält die Waldgaststätte Snacks und Getränke bereit. Für die Livemusik an diesem Festtag sind wir leider noch etwas früh dran, aber wir haben noch andere Programmpunkte vor uns. Daher machen wir uns auf den Weg nach unten.
Unser Tipp: Später am Abend, haben wir von unten aus der Stadt noch einmal zur Tillyschanze hinaufgeschaut, wie sie so schön beleuchtet dasteht. Im Dunkeln dort oben zu sein und mit der Musik im Hintergrund auf die erleuchtete Stadt zu blicken, muss ein schönes Erlebnis sein. Für den bequemeren und vor allem in der Dämmerung sichereren Weg stand auch ein Shuttlebus für Gäste zur Verfügung.
Kostenpflichtig: Abendliche Stadtführung
Für uns steht nach dem Abendessen noch eine Stadtführung auf dem Programm. Leider haben wir nicht die Gelegenheit, Doktor Eisenbart bei dieser persönlich zu treffen. Aber bei den warmen Temperaturen an diesem Sommertag, ist es eine sehr gute Wahl gewesen, erst an der Abendführung teilzunehmen. Zudem ist die Stadt nun auch nicht mehr so voll mit Menschen, Fahrrädern und Autos, dass die wunderschönen Fachwerkhäuser die ganze Aufmerksamkeit der Führungsteilnehmenden auf sich ziehen können. Und ganz ehrlich, so haben wir mit Sicherheit weitaus mehr ehrliche Geschichten über die Medizinkompetenz und Entertainerqualitäten des Wanderarztes Doktor Eisenbart erfahren, als er selbst Preis geben würde. Nur zur Kuriosität, warum in der engen Altstadt fast überall noch Autos erlaubt sind, konnte uns der Stadtführer keine adäquate Antwort geben.
Wer die Stadt Hann. Münden lieber in seinem eigenen Tempo und dazu noch kostenfrei erkunden möchte, ist mit dem Flyer zum Historischen Stadtrundgang sehr gut ausgestattet. Muss dann allerdings auf die ein oder andere Anekdote verzichten, die die Stadtführer, Stadtführerinnen oder eben Doktor Eisenbart höchstpersönlich zum Besten geben.
Essen & Trinken – Tag 1: Ratsbrauhaus Hann. Münden
Bereits bei den ersten kurzen Wegen durch die Altstadt kommen wir an einigen gastronomischen Betrieben vorbei. Das kulinarische Angebot ist breit gefächert, da ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. Da wir gerne dem Glockenspiel mit Figurenumlauf am Rathaus lauschen wollten, hat uns ein wenig auch der Zufall in das Ratsbrauhaus Hann. Münden gebracht.
Bei den sommerlichen Temperaturen möchten wir gerne draußen sitzen. Und mitten auf dem Marktplatz vor so einer tollen Rathauskulisse mit dem Sonnenuntergang im Rücken, bietet sich die Möglichkeit nicht oft, zu Abend zu essen. Die Innenräume im historischen Gewölbekeller versprühen den Charme, den ein Brauhaus ausmacht. In der Speisekarte ist von typisch deftigen Gerichten und natürlich auch von selbstgebrautem Bier zu lesen. Und wie könnte es auch anders sein Dr. Eisenbart-Bier und sein Elixier als „Schwarze Medizin“ sind dort ebenso zu finden. Auf einmal kommt eine größere Menschengruppe auf den Marktplatz. Alle lauschten gespannt einer Stimme und dann können auch wir ihn endlich sehen: Mitten in der Gruppe steht Doktor Eisenbart, der die Gäste durch die Stadt führt.
Bei dieser Gelegenheit noch einmal kurz zurück zum Glockenspiel. Der Figurenumlauf stellt eine Szene aus den Behandlungsmethoden des legendären Wanderarztes Doktor Johann Andreas Eisenbart dar. Da dürfen Gaukler und Narren nicht fehlen, die die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, während Doktor Eisenbart den Zahn seines Patienten entfernt. Währenddessen spielt das Glockenspiel eine Melodie, die als Trink- und Spottlied des Doktors bekannt wurde.
Essen & Trinken – Tag 2: Café Zimt & Zucker
Am nächsten Morgen steht die Sonne schon wieder am wolkenlosen Himmel und für unser Frühstück müssen wir nur einmal über die Straße gehen. Dann stehen wir schon vor dem Café Zimt & Zucker an der Werrabrücke. Das gemütlich eingerichtete Caféhaus bietet nicht nur Essen und Trinken. Alle Dekoartikel, die mit einem Preis ausgestattet sind, kann der Gast kaufen. Wir möchten bei unserem Frühstück auf den direkten Blick auf die Werrabrücke und das gegenüberliegende Ufer nicht verzichten. Daher entscheiden wir uns für einen Draußenplatz. Auch die weiteren Plätze sind schnell gefüllt, was bei dieser Aussicht auch zu verstehen ist. Nach unserem Frühstück hätten wir gerne noch länger dort verweilt, um das Rauschen der Werra und die Aussicht zu genießen. Aber wir mussten im Hotelzimmer noch unsere Sachen packen und auschecken. Das Gepäck können wir netterweise im Hotel Eisenbart stehen lassen, so dass wir nur mit leichtem Marschgepäck noch einmal losgezogen sind.
Mit Hilfe des Flyers zum Historischen Stadtrundgang erkundeten wir noch die kleinen Gassen, die wir am Abend zuvor nicht mit der Stadtführung begangen sind. Dieser führt uns auch an dem Sterbehaus und dem Grabmal von Doktor Eisenbart vorbei. Während wir so durch die Stadt streifen, sind wir erstaunt, wie viele Sitz- und Ruhemöglichkeiten in Wassernähe auf der Altstadtseite sowie auf den vorgelagerten Werdern zum Verweilen einladen. Meiner Begleitung hat es ganz besonders das Bremer Eck angetan. Mag es an der sportlichen Begeisterung für einen Fußballverein liegen oder dem Biergarten des Bremer Handelshauses, dass es ihn dorthin zog. Der Sitzplatz im Segelboot mit besonderem Blick auf die Mühlenbrücke über der Fulda bis hinauf zum Aussichtsturm auf der Tillyschanze ist schon einen kleinen Geheimtipp wert.
Kostenpflichtig: Schifffahrt mit der MS Weserstein
Ein letzter Höhepunkt für uns an diesem Wochenende, der eigentlich gar nichts mit Höhe, sondern vielmehr mit Wasser zu tun hat, ist eine Schiffsrundfahrt auf der Fulda. Vom Anlegehafen Weserstein geht es die Fulda hinauf durch Schleusen und an kleinen Flussinseln vorbei. Das Team der MS Weserstein umsorgt die Passagiere mit kleinen Snacks und erfrischenden Getränken zu fairen Preisen. Dazu haben der Kapitän und die Crew immer ein wachsames Auge, was sich rechts und links am Flussufer denn so alles tummelt. Der Schattenplatz auf dem Außendeck war die richtige Wahl, um sich während der Fahrt eine frische Brise ins Gesicht wehen zu lassen. Vollends entspannt können wir nun die Heimreise antreten.
Einziger Wermutstropfen, den wir mit nach Hause nehmen, ist, dass wir Doktor Eisenbart nicht persönlich getroffen haben. Aber wer weiß, welcher Behandlung er uns unterzogen hätte, um sein Publikum bei Laune zu halten. Vielleicht ist es doch besser so. Und genügend andere tolle Eindrücke haben wir in jedem Fall im Gepäck.
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