Warum bestand Verden früher aus zwei Städten? Und was haben die Schweden damit zu tun?! Und warum gab es hier einen Mauerfall, den wir zu großen Jubiläen feiern? Das und noch viel mehr verrate ich euch im folgenden Beitrag.
Eine Mauer mitten in der Fußgängerzone
Heute nicht mehr vorstellbar, aber Verden bestand bis 1667 aus zwei Städten. In der Norderstadt lebten damals etwa 1.500 Menschen, vorrangig Kaufleute und Handwerker, und in der Süderstadt einige hundert Menschen, die aus Domherren und Geistlichen bestand. Beide Städte mit eigenen Rechten und Privilegien und jede mit einer eigenen Stadtmauer. Diese verlief mitten durch die heutige Fußgängerzone und das Stadttor stand da, wo wir heute ganz entspannt flanieren. Vor 350 Jahren undenkbar, denn es war gut bewacht und bei Einbruch der Dunkelheit wurde es von den Wachen verschlossen. Man musste regelrecht passieren, wenn man von einer Stadt in die andere wollte, meist gegen Wegezoll.
Heute eine einladende Fußgängerzone – früher verlief hier die Stadtmauer. Eine Fotomontage inklusive Torwachen macht´s möglich, um sich vorzustellen, wie es vor über 350 Jahren ausgesehen haben könnte © Foto: Angelika Revermann, Montage: Ralf Reincken
Schwedische Siegel im Archiv
Nach einem weiteren Aufstand der Norderstadt, die sich überrumpelt und um ihre Einnahmen betrogen fühlte, da die Süderstädter ihre eigene Brücke über die Aller bauten, gab es für die schwedische Krone unter Königin Hedwig Eleonora, Grund genug, die beiden Städte zu vereinen. Das belegt im Verdener Stadtarchiv noch die Originalurkunde. Nur mit (Samt-) Handschuhen fassen die Stadtarchivare dieses nach heutigen Maßstäben schlanke, vertragliche Dokument an.
Wer hat´s erfunden? Nicht IKEA. Ein kleines Detail der Urkunde sei noch erwähnt, denn nicht erst seit IKEA gehören die Farben gelb und blau selbstverständlich zu Schweden. Die Schnüre, die die Urkunde seit über 350 Jahren zusammenhalten und gesiegelt sind, waren auch schon vor 350 Jahren in den schwedischen Nationalfarben.
Mauerstreit auf der Bühne
Bei „Liebesleid und Mauerstreit“ waren die zwei Städte sogar schon einmal historischer Hintergrund für eine herzzerreißende Liebesgeschichte. Die Verdener Domfestspiele haben es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, ein historisches Ereignis oder eine Besonderheit zum Anlass zu nehmen, um großes Open-Air-Theater vor der Kulisse des Doms auf die Bühne zu bringen. Alle paar Jahre ist dies ein großes Ereignis in Verden.
Zähe Verhandlungen mit der schwedischen Krone
Aber nun noch einmal kurz zur Historie. Nach dem dreißigjährigen Krieg kam Verden unter schwedische Herrschaft. Bereits ab diesem Zeitpunkt mühten sich die Schweden, die beiden Städte zu vereinen. Zuerst Königin Christina, die bis 1654 regierte, und dann ihre Nachfolger. Aber so richtig gewollt haben es die Verdener nicht. Es dauerte noch bis 1667, bis alle zähen Verhandlungen, es ging um Privilegien, Steuern, Abgaben und Übergangsregelungen, abgeschlossen werden konnten. Aber dann gab es ein rauschendes Fest. Angeblich ging dieses über drei Tage im Rathaus der Norderstadt. Denn hier befand sich auch ein gut gefüllter Ratskeller und das Verdener Bier genoss einen hervorragenden Ruf.
350 Jahre Mauerfall – das war ein Fest!
2017 haben die Verdener und ihre Gäste dieses Jubiläum ganz groß gefeiert.Schließlich sind die beiden Verdener Städte nun seit über 350 Jahren im wahrsten Sinne VER-eint. Es gab ein kunterbuntes Fest unter dem selben Motto „Verden vereint.“ 90 Vereine, Institutionen, Einrichtungen und Gruppen haben sich beteiligt: Vom Theaterstück „aus zwei mach eins“ über Mauern aus Pappkartons, die liebevoll in Verdener Kindergärten und Schulen gestaltet und dann symbolisch eingerissen wurden. Das Programm „Süd und Nord zum alten Liede – Sängerstreit und Sängerfriede“ oder das Tanzspektaktel „VERden vereint “ von inklusiv VERbunden gehörten auch dazu. Es war -wie vor 350 Jahren- wieder einmal ein gelungenes Fest.
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