Auf großen Raum pflanz’ einen Baum und pflege sein, er bringt dir’s ein.
Nach dieser Bauernweisheit scheint auch die Stadt Wilhelmshaven zu streben. Neben dem urbanen und maritimen Flair spielt in Wilhelmshaven auch die Natur eine sehr wichtige Rolle. So gibt es viele Grünflächen und eine ökologische Vielfalt in der Stadt. Die Natur ist dabei Lebensgrundlage für viele Lebewesen. Vor allem Obstbäume, wie z. B. Apfel- oder Birnenbäume, bieten Insekten, Spinnen, Vögeln und vielen anderen Tieren einen Unterschlupf.
Durch die Schaffung von geeigneten Lebensräumen für die Tiere (etwa mittels des Anlegens neuer Obstwiesen) kann sowohl dem Artenschwund als auch dem Verlust der Vielfalt in Flora und Fauna entgegengewirkt werden. Im Jahr 2015 hat die Stadt Wilhelmshaven die vorhandenen Obstwiesen kartieren lassen. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der Obstwiesen auf 36 Stück. Auf ihnen sind über 1.100 Obstbäume angepflanzt. Einige dieser Obstwiesen möchte ich euch hier zeigen.
Für mich persönlich spielt es nämlich eine wichtige Rolle, zwischen dem Leben in der Stadt und dem ruhigen Dasein in der Natur wählen zu können. Je nach Lust und Laune, wie man so schön sagt. Deshalb ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass sich in Wilhelmshaven um die Pflege des Obstbaumbestandes und den Erhalt grüner Flächen gekümmert wird. Besonders toll: Es gibt öffentlich zugängliche Obstwiesen und -baumreihen, auf denen für den privaten Genuss Äpfel gepflückt werden dürfen. Also habe ich mich auf den Weg gemacht, um mich dort umzuschauen und mir die Chance nicht entgehen zu lassen, frische und saftige Äpfel zu ernten.
Obstwiese an der Friedenstraße – Ein Platz für Bienchen und Blümchen
Die erste Wiese auf meiner „Obst-Entdecker-Tour“ ist die Obstwiese an der Friedenstraße. Diese Obstwiese war früher einmal ein Kleingarten. Auf Höhe der Einmündung der angrenzenden Berliner Straße steht mittlerweile statt eines Kleingartens nun ein kleiner Garten mit Rasenfläche. Dort sind insgesamt 14 Obstbäume verteilt. Auf dem hinteren Teil der Wiese hat der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz, Kreisgruppe Wilhelmshaven) Blumen angepflanzt. Die Blüten sollen den Wildbienen und den Schmetterlingen Nahrung bieten.
Nicht nur hier, sondern an vielen Stellen in Wilhelmshaven und Friesland sind Blütenpassagen angelegt worden. Die Naturschutzstiftung „Naturschutzstiftung Friesland- Wittmund -Wilhelmshaven“ fördert in diesem Sinne das Anlegen und Pflegen artenreicher Wildblumenwiesen in der Region. Die Obstbäume bieten dazu den passenden Unterschlupf für die Insekten. Beim Überqueren der Wiese suche ich leider vergeblich nach ein paar Äpfeln zum Mitnehmen, denn die hier angepflanzten Sorten sind noch zu unreif. Hierher muss ich so in zwei oder drei Wochen noch einmal zurückkommen, dann sind die Apfelsorten hier sicher pflückbar.
Radweg Lönsweg – Ein Weg, viel Obst, mehr Aussicht
Der Lönsweg ist für einen sommerlichen Nachmittagsspaziergang wie geschaffen. Vom Neuengrodener Weg bis zur Johann-Sebastian-Bach-Straße in Wilhelmshaven kann man Dank des Pfades einen wunderschönen Teil der Wilhelmshavener Natur genießen. So zieht sich der Lönsweg auf 1,6 Kilometern durch die grüne Landschaft. Rechts und links des Weges entdecke ich größtenteils Weiden, Wiesen und Felder. In manche Richtungen hat man einen wirklich traumhaft schönen Ausblick.
Auf meinem Spaziergang erblicke ich am Wegesrand viele Apfelbäume. Manche tragen schon richtig große Früchte in gelb oder rot, andere sind wohl erst Ende des Monats pflückreif. Von den reifen Äpfeln nehme ich mir ein paar mit. Beim Laufen kommen mir einige Leute entgegen, manche von denen auch mit einem Apfel in der Hand oder im Fahrradkorb. Gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit finde ich die Möglichkeit, in der Saison frisches Obst zu bekommen, wunderbar. Mal schauen, wie die nächste Wilhelmshavener Obstwiese so aussieht.
Dorfanger Coldewei – Baum Nr. 3
Im Stadtteil Coldewei, angrenzend zur Klinkerstraße, stehen 13 Obstbäume. Einer der Apfelbäume hier hat eine ganz interessante Besonderheit. Baum „Nr. 3“ führt zwei unterschiedliche Apfelsorten. Im Rahmen der Veredelung von Apfelsorten wird – neben einer Wurzelunterlage, welche andere Wuchseigenschaften als der zu pflanzende Baum vorweist – auch ein Stamm von einer anderen Apfelart verwendet. Bei Baum „Nr. 3“ ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser hinzugefügte (gepfropfte) Stamm durch den gepflanzten Baum durchgewachsen ist. So hängen nun beide Apfelsorten an einem Baum. Ich hoffe, dass ich von beiden Sorten einen guten, reifen Apfel mit nach Hause nehmen kann. Jedoch ist das Unterscheiden zwischen den vielen unterschiedlichen Äpfeln wirklich nicht einfach.
Der Maade-Radweg
Zwischen der Ostfriesenstraße und der Oldenburgerstraße, in der Nähe der Kurt- Schuhmacher-Straße führt der Maade-Radweg entlang. Aber auch Fußgänger können sich dort bewegen. Zum Anfang des Radweges sind auf der rechten Seite noch einige Häuser zu sehen. Nach einigen Metern entführt mich der Weg jedoch schon ins Grüne. Der Maade-Radweg ist eine recht lange, mit Obstbäumen bepflanzte Strecke zwischen Bäumen und Hecken. Nach einiger Zeit lichtet sich das Grün und die Maade kommt in Sichtweite. Der Weg vor mir geht teilweise etwas auf und ab. Mir macht es richtig Spaß, auf der Suche nach guten Fotomotiven diesen Weg entlang zu spazieren.
Je nachdem auf welchem Teil der Radstrecke man sich befindet, zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Entweder kann man idyllisches Grün entdecken, dass den Weg von beiden Seiten umgibt. Oder es ist wie ein Spaziergang durch den Park, mit einem Spielplatz nebenan. Es ist aber auch der Fahrradausflug mit Blick über das weite Land. Und es ist egal, wo ich mich gerade auf der Strecke befinde: Ganz in der Nähe steht immer ein Obstbaum, von dem ich mir einen kleinen „Unterwegs-Snack“ mitnehmen kann. Und das tue ich natürlich auch!
Die Trintham Obstwiese – Eine kleine grüne Oase
Die Obstwiese Trintham, am Ortseingang in Fedderwarden, am Ende des Maikewegs, wurde im Jahr 2015 angelegt. Nicht nur saftige Äpfel, Birnen und Kirschen sind auf dieser Obstwiese zu finden, sondern auch Mispeln oder Heidelbeeren. Die Mispel hat sich im Laufe der Zeit zu einem fast vergessen Obst entwickelt. Die in Teilen Europas, in den USA, Neuseeland, Australien, Südamerika und Afrika angebauten Früchte erleben nun auf manchen Obstwiesen ihr „Comeback“.
Meiner Meinung nach auch zu Recht, denn die Früchte sind sowohl robust als auch pflegeleicht. Geschmacklich erinnert die Frucht an Datteln oder Feigen. Zudem ist sie auch noch besonders gut geeignet zum Marmeladekochen oder zur Saft- und Weinherstellung. Da die Mispel besser schmeckt, je länger sie reift, muss ich wohl noch Geduld haben und begnüge ich mich wieder mit zwei leckeren Äpfeln von einem großen, vollen Apfelbaum. Am liebsten würde ich viel mehr Obst mit nach Hause nehmen als ich essen kann. Wie oft kommt es schon vor, dass man frisches, regionales Saisonobst kostenlos mitnehmen und verbrauchen kann. Es ist eben nur wichtig und richtig, nicht in großen Mengen zu ernten und das Obst nicht zum Verkauf anzubieten. Aber so viel, dass ich mir und meiner Familie selbst Apfelmus kochen kann, werde ich mitnehmen!
Der Apfelgarten in Pütthausen
In der Siedlung Pütthausen im Stadtteil Schaar, wurde 2009 von den Technischen Betrieben Wilhelmshaven (TBW) eine Apfelwiese angelegt. Jeder der Lust hat, kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad vorbeikommen und auf der Obstwiese Äpfel pflücken. Während ich so über die Wiese schlendere und mich nach Fotomotiven umschaue, merke ich wie erholsam und beruhigend so ein kurzes Naturerlebnis doch sein kann. Das Zwitschern der Vögel, die warmen Strahlen der Sonne auf der Haut und das leise Summen der Insektenwelt… richtig idyllisch!
Die Möglichkeit selbstständig Äpfel und andere Obstsorten zu ernten finde ich wunderbar. Anstatt das Obst verderben zu lassen, hat der Pflücker einen leckeren Snack und der Obstbaumbesitzer weniger verdorbene, liegengebliebene Früchte. Außerdem habe ich festgestellt, dass selbst geerntete Äpfel viel saftiger und aromatischer schmecken als die gekauften Äpfel aus dem Supermarkt. Irgendwie weiß man das Lebensmittel dann auch noch ein wenig mehr zu schätzen, wenn man es selbst geerntet hat. Frisches Obst darf aber nur dort selbst gepflückt werden, wo es explizit erlaubt ist. Einfach irgendwo nach Lust und Laune einen Apfel vom Baum pflücken und essen zählt nämlich als Diebstahl. Geerntet werden darf deshalb auch nur auf öffentlichen Obstwiesen. Oder den privaten, die für diesen Zweck gekennzeichnet sind.
Obstwiese am Pastorenweg – Klein aber fein!
In Fedderwarden sind am Pastorenweg entlang sieben Apfelbäume und ein Birnenbaum gepflanzt. Neben den unterschiedlichsten Apfelsorten unterscheidet man auch nach der Art des Obst(Apfel)baumes. Differenziert wird hierbei zwischen Hochstamm, Halbstamm, Busch und Säule. Viele der älteren Apfelsorten sind Hochstämmer, da jedoch das Pflücken bei diesen Sorten aufgrund der Kronenhöhe sehr aufwendig ist, sind die großen Obstwiesen und Plantagen heutzutage, meist eher mit kleinen rundkronigen Niederstammbäumen beflanzt. Die Obstbäume die hier im Pastorenweg auf eifrige Pflücker warten, gehören zum Teil noch zu den älteren Sorten, denn sie stehen schon seit den 1990er Jahren und verleihen seitdem der Siedlung eine natürliche Atmosphäre. Ein kleiner, uriger Rückzugsort im Norden Wilhelmshavens. Auf den meisten Wiesen in Wilhelmshaven sind zum Glück noch die alten Sorten vertreten, entsprechend auch noch einige Hochstämmer und Halbstämmer. Durch die Gruppe „Unser Dorf soll schöner werden“ entstand hier in Fedderwarden ein grüner Fleck, der seither zum Schutz der Biodiversität, Lebensraum für viele Insekten und einen Platz für Naturliebhaber und Apfelbegeisterte bietet.
In Wilhelmshaven gibt es neben den Obstwiesen noch jede Menge kleiner grüner Oasen, in denen man die Chance bekommt mal so richtig abzuschalten und die Natur zu genießen. Dazu gehören vor allem die städtischen Parks, das Rosarium, der Botanische Garten oder auch der Banter See. Wer dazu mehr erfahren will, schaut gerne hier vorbei.
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