Am 14. April hatte ich die Gelegenheit, Gifhorns KultBahnhof und den Gründer und Betreiber Volker Schlag mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Beim KultBahnhof handelt es sich nicht nur um eine außergewöhnliche Event-Location, sondern auch um eine tolle Musik- und Schauspielschule, ein gemütliches Bistro und einen Ort, an dem Freundschaften geschlossen und Grundsteine für musikalische Karrieren gelegt werden.
Der Name ist Programm, denn der KultBahnhof befindet sich im ehemaligen Bahnhofsgebäude Gifhorn Süd. Direkt neben den Gleisen trifft man sich hier zu hochwertigen Konzerten. Oder auch, um am eigenen musikalischen oder schauspielerischen Talent zu feilen.
Die Geschichte des KultBahnhofs
Bei der Entstehung des KultBahnhofs handelt es sich um einen glücklichen Zufall. Volker Schlag, der vorher für die Kreis-Musik-Schule tätig war und in Gifhorn und darüber hinaus schon lange einen Namen als großartiger Musiker hatte, bekam 2012 das alte Bahnhofsgebäude angeboten.
Immer offen für Veränderungen und stark an der eigenen Weiterentwicklung interessiert, entstand in ihm während der Baubegehung schnell eine Vision von dem, was er heute geschaffen hat. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Kian Badachschan hat der gelernte Elektriker direkt im Oktober 2012 mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten des Gebäudekomplexes begonnen. Um Kosten zu sparen, wurde so gut wie alles in Eigenleistung erbracht. So wurde der alte Bahnhof mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Bekannten zum KultBahnhof verwandelt.
Im März 2013 war es dann schon so weit und mit einer großen Eröffnungsparty, die drei Tage lang gefeiert wurde, startete der KultBahnhof seine bis dato ununterbrochene Erfolgsgeschichte. Mittlerweile hat sich der KultBahnhof in Gifhorn und im gesamten Bundesgebiet als einer der besten Live-Clubs rumgesprochen. Künstler aus ganz Europa und sogar den USA geben sich die Klinke in die Hand. Dabei passiert es durchaus, dass Künstler nach Gifhorn kommen, die aus Radio und Fernsehen bekannt sind.
Die Philosophie
Worauf Schlag und sein Team sowohl bei der Gestaltung der Räumlichkeiten als auch bei der Mentalität aller Beteiligten sehr großen Wert legen, ist, dass jeder, der den KultBahnhof besucht, das Gefühl haben soll, nach Hause zu kommen. Es geht darum, sich wohlzufühlen und eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl Zuschauern als auch Künstlern einen Gemütszustand von Gemütlichkeit und Geborgenheit vermittelt.
Das Gesamtkonzept des KultBahnhofs war von Anfang an klar. In erster Linie soll sich alles um Musik und Schauspiel drehen: Rock & Popschule, musikalische Früherziehung, Musikschule 50+ und Schauspielschule bieten für jeden, der sich musikalisch oder schauspielerisch weiterentwickeln will, das richtige Format.
Gleichzeitig gibt es tolle Räumlichkeiten für Konzerte und Darbietungen. So wird der KultBahnhof oft zum angesagten Live-Club. Die öffentlichen Konzerte finden größtenteils von Donnerstag bis Sonntag statt. Hierzu gehört zum Beispiel auch die Reihe „Zwischen Torte und Tatort“, bei der es am Sonntagnachmittag immer verschiedene Künstler zu bestaunen gibt.
Und wenn hier gerade nicht die Gitarren-Saiten glühen oder die Drum-Sticks sich überschlagen, können die Räume in unverkennbarem Stil für private Feiern gemietet werden, was großartig angenommen wird. Etwa 80 Familienfeiern und Geburtstagspartys werden und wurden in 2016 im KultBahnhof geschmissen.
Die Gastronomie im KultBahnhof ist vermietet. Jeder ist herzlich dazu eingeladen auf ein kühles oder warmes Getränk oder eine leckere Pizza vorbeizuschauen. Jedoch übernehmen Schlag und sein Partner hier tatsächlich nur den Part der Vermieter. Sie stehen – auch wenn man es den beiden durchaus zutrauen würde – nicht selbst den Kochlöffel schwingend hinterm Herd. Doch das tut der Sache keinen Abbruch, denn die Mitarbeiter des gastronomischen Betriebs gehören selbstverständlich schon zur großen Kult-Bahnhof-Familie.
Was sonst noch geht
Nur eine Musikschule mit angeschlossenem Gastronomie-Betrieb und Saalvermietung zu sein, würde aber weder der Vision noch dem Anspruch von Volker Schlag entsprechen, der vor kurzem ein eigenes Studio-Album auf den Markt gebracht hat, welches selbstverständlich sein Debüt auf der eigenen Bühne gefeiert hat. Der KultBahnhof ist nebenbei durchführender Organisator eines Straßenmusik-Festivals, eines dreitägigen Festivals mit namhaften internationalen Künstlern Ende Juli und auch immer wieder gerne für Charity-Aktionen zu haben.
So organisierte das Team zum Beispiel im November des letzten Jahres die Aktion “ 1 Tag – 1 Ziel“ mit der Initiative „Hand in Hand für Kinder in der Region“. Hierbei handelte es sich um ein bombastisches 24 Stunden Festival mit Spiel, Spaß und natürlich ganz viel Musik. Es ist dem Team eine Herzensangelegenheit, Gutes zu tun. Das sieht man, wenn man Volker Schlag dabei beobachtet, wie er von den vergangenen Aktionen spricht. „Wenn man den Leuten von der Idee eines 24-Stunden-Festivals erzählt, kann es schon vorkommen, dass man als verrückt bezeichnet wird, aber genau das macht unsere Arbeit aus.
“Ich hoffe, dass Schlag und sein Team noch viele weitere verrückte Ideen in ihren Köpfen haben und bin gespannt, was als nächstes kommt.
Helfer mit Herz
Eine zwar nicht so verrückte, aber dafür sehr schöne und erwähnenswerte Aktion des passionierten Musikers, sind die Besuche, die er dem nahe gelegenen Flüchtlingsheim in Ehra-Lessien regelmäßig abstattet, um dort mit den Flüchtlingen und vor allem den Kindern gemeinsam zu musizieren und ihnen das Spielen verschiedener Instrumente beizubringen.
Erfolg auf ganzer Linie
Auch, wenn den Hut beim KultBahnhof nur Volker Schlag und Kian Badachschan aufhaben, ist das alles natürlich nicht von den beiden alleine zu leisten. Unterstützt werden die beiden von vielen Seiten. Unter anderem natürlich von Volkers Sohn, Billy Ray Schlag, der sich in den letzten Jahren einen großen Namen als Komponist von Werbemusik gemacht hat. Ich bin mir sicher, dass jeder, der den Blog liest, schon mal etwas von ihm gehört hat. Denn er hat schon für die ganz Großen gearbeitet. Aber Billy Ray ist neben dem Führungsduo nicht der einzige gestandene Musiker, der den KultBahnhof unterstützt.
Alle Musiklehrer, die hier tätig sind, sind erfahrene Experten in ihren Bereichen und als Honorarkräfte für den KultBahnhof tätig. Dies gilt natürlich nicht nur für die musischen Künstler, sondern auch für die Schauspiellehrer. Qualität ist die beste Werbung und die überzeugt die Gifhorner, Menschen aus der Region und dem ganzen Bundesgebiet.
„Feeling“ als Priorität
Der Unterricht, der hier abgehalten wird, folgt weniger dem europäischen, sondern mehr dem amerikanischen Stil. Es geht in erster Linie nicht darum, vor einem Notenblatt zu sitzen und komplizierte Partituren zu erlernen. Es geht um das Gefühl für die Musik. Und das scheinen die Schüler sehr zu schätzen. Viele sind schon von Anfang an dabei und denken sicher nicht daran, dem KultBahnhof den Rücken zu kehren. Insgesamt sind es knapp 300 Schüler, die aktuell als solche Teil der Familie sind. Um allen die gleiche Qualität und Aufmerksamkeit bieten zu können, werden die Räume des alten Bahnhofgebäudes immer weiter ausgebaut.
Es dreht sich alles um den Sound
Die Instrumentenvielfalt ist groß – egal ob Saxofon, Gitarre, Schlagzeug, Klavier – jeder kann das lernen, was er möchte. Natürlich gibt es auch Gesangsunterricht und verschiedene Chöre für jede Altersstufe. Ein wirklich allumfassendes Angebot, das beeindruckt.
Als Schlag nun weiter redet, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus, denn sein jüngstes Baby ist ein eigenes Tonstudio in den Räumen des KultBahnhofs.
Obwohl bei Einrichtung eines Ton-Studios die Kosten-Nutzen-Situation mehr als schwierig ist, hat er sich für diesen Schritt entschieden.
Im eigenen Tonstudio kann der organische Sound produziert werden, auf den Schlag für sich und seine Schüler großen Wert legt. Die Kreativität aller Beteiligten soll bestmöglich gefördert werden.
Und was ist mit Werbung?
Es liegt wohl an meiner Natur als Marketing-Expertin, dass ich mich während des ganzen Gesprächs gefragt habe: „Wie sieht das mit Werbung aus?“ Denn während ich darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich selbst den KultBahnhof nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda kenne.
Und das bestätigt mir auch Volker Schlag. Das Wichtigste sind die zufriedenen Schüler, die überall von diesem außergewöhnlichen Ort erzählen und ihn weiterempfehlen. Ganz überrascht gibt Schlag auch zu, dass er seinen eigenen Namen ziemlich unterschätzt hat. Der bescheidene Vollblutmusiker hätte nie im Traum daran gedacht, dass es Leute geben könnte, die zum KultBahnhof kommen, nur um ihn als Musiklehrer haben zu können.
Er ist halt doch größer in diesem Business, als er sich selbst zugestanden hätte. Aber nicht nur sein Name, sondern auch die seiner Musiklehrer-Crew sind in Musiker-Kreisen bekannt. Und so wächst die KultBahnhof-Familie immer weiter. Natürlich werden aber auch konventionelle Mittel, wie ein eigener Facebook-Auftritt und Großplakate genutzt. Denn vor allem bei Veranstaltungen und Konzerten hat man die Möglichkeit, das tolle Konzept immer bekannter zu machen und weiter wachsen zu lassen.
Was sicherlich auch zum guten Namen des Kultbahnhofs beitragen wird, ist der neue Proberaum. Den bauen Schlag und sein Team gerade in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung aus. Hier können Bands ein komplettes Equipment inklusive Backline und Anlage mieten, um ihrer Kreativität in einem hierfür perfekt ausgestatteten Umfeld freien Lauf zu lassen. Keine Frage, dass die Musikschüler selbst auf den Werbeplakaten abgebildet sind. Denn wer könnte ein glücklicheres Werbemodel sein, als der zufriedene Schüler, der diesen Ort bereits schätzen und lieben gelernt hat.
Musik gegen Gewalt
Zum Schluss möchte ich allen Lesern noch ein wirklich vielsagendes Zitat von Volker Schlag mit auf den Weg geben, dass mich am Abend des Besuchs wirklich fröhlich gestimmt hat: „Je mehr Leute Musik machen, desto weniger Verbrecher gibt’s.“ In diesem kleinen Satz steckt eine große Bedeutung und viel Wahrheit. Musik gibt den Menschen die Möglichkeit, das auszudrücken, was sie in Worte nicht verpacken können und sich selbst zu verwirklichen.
In diesem Sinne wünsche ich dem Kultbahnhof für die Zukunft einen weiterhin so erfreulichen Fortgang seiner Erfolgsgeschichte und dass viele Besucher Gifhorn auch diesem besonderen Ort die Ehre erweisen.