Eine verborgene Welt
Die Katakomben in Paris oder die Berliner Unterwelt sind dir bestimmt ein Begriff. Verborgene Welten, die sich dem Augenscheinlichen entziehen. Alte Gänge, verborgene Räume, historische Stätten. Beim Spaziergang durch eine Stadt ist man meist so fasziniert von prunkvollen Bauten, moderner Architektur und all dem was eine Stadt oberflächlich zu bieten hat, dass leicht in Vergessenheit gerät, das manch ein Mal auch unter deinen Füßen allerhand sehenswertes verborgen liegt. Oftmals ranken sich Mythen um solch verborgene Orte- ja, sie wecken manchmal gar Unbehagen, beim Gedanken daran.
Doch wer glaubt, dass es sich bei den Bauten unter den Städten nur um gruselige Tunnel und alte, verwaiste Bunker handelt, hat weit gefehlt. Lest selbst was es unter unseren Städten so zu entdecken gibt.
Wolfenbüttel – Besuch bei den Welfen unter der Hauptkirche
Die Lessingstadt war von 1432 bis 1753 die Residenzstadt der Welfenherzöge zu Braunschweig-Lüneburg. In den mehr als dreihundert Jahren wurden so einige Herzöge und Fürsten geboren und natürlich sind auch etliche davon verstorben und wurden in der Welfengruft unter der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis, der ersten protestantischen Großkirche Deutschlands, beigesetzt. Diese Grablege kann nun seit kurzem zu den Öffnungszeiten der Hauptkirche BMV kostenlos besichtigt werden. Besonders spektakulär ist dabei der Doppel-Sarkophag von Herzog Anton Ulrich und seiner Gattin Elisabeth Christine. Das musste wohl eine Liebesehe gewesen sein, wenn beide auch noch im Tode vereint sein wollen <3.
Ein Gang durch Göttingens Unterwelt
Göttingens Altstadt birgt im Verborgenen so einige Geheimnisse. Ein paar von ihnen werden auf der Tour „Ein Gang durch Göttingens Unterwelt“ gelüftet, die in historische Gewölbekeller führt. Viele der Orte sind exklusive auf dieser Führung zu besichtigen und sonst der Allgemeinheit nicht zugänglich. Einmal im wahrsten Sinne des Wortes in die Göttinger Geschichte hinabgestiegen, befindet man sich an Orten, die früher als Arbeits- und Wohnraum genutzt wurden, in denen aber auch Mönche anzutreffen waren oder Gefangene unfreiwillig ihr Dasein fristeten. An jedem dritten Samstag im Monat wird diese Führung öffentlich für Einzelpersonen und Kleingruppen angeboten, die zu den beliebtesten in Göttingen gehört. Für individuelle Gruppen ist der Gang durch Göttingens Unterwelt jederzeit zu buchen und kann dann sogar mit einer gemütlichen Weinprobe in Bremers Weinkellerei beendet werden.
Hann. Münden – kühles Bier in dunklen Kellern
Wer die Treppen in den Keller des Rathauses hinabsteigt, darf sich auf eine kühle Erfrischung freuen: In den Räumen unter dem alten Weserrenaissance-Rathaus befindet sich seit 2003 wieder eine Gasthausbrauerei. Selbstgebrautes gibt es hier in den vier Varianten hell, dunkel, schwarz und als Weizen. Jedes Bier hat dabei seine eigene Note vollaromatisch, blumig oder mit leichtem Hefebouquet. Auch Brauereiführungen gibt es hier! Dabei erfahren die Teilnehmer nicht nur, dass Hann. Münden auf 400 Jahre Brautradition zurückblicken kann, sondern dürfen auch mal einen Blick in den Braukessel werden: Ratsbraus, Markt 3, 34346 Hann. Münden, www.ratsbrauhaus.de (Geöffnet Di – So: 11.00 – 14.30 und ab 17.00 Uhr)
Abtauchen in Wilhelmshaven
Der Banter See in Wilhelmshaven ist der perfekte Ort, um beim Sonnen und Baden die Seele baumeln zu lassen. Aber was spielt sich eigentlich unter der schillernden Oberfläche ab? Die idyllische Umgebung gibt kaum Aufschluss darüber, wie das alte Hafenbecken während des 2. Weltkriegs aussah. Einzig ein Blick unter die Oberfläche lässt dies erahnen. Dies ist die Welt des Unterwasserclubs Manta e.V., direkt am Banter See. Hier verbergen sich so manche Schätze aus alten Zeiten. Taucher haben in ungefähr 19 Metern Tiefe den Bug einer alten Hafenschute, ein leichtes Schiff ohne eigenen Antrieb entdeckt. Auch eine gesprengte Kaianlage oder ein Autowrack sind am Grund des Sees zu finden. Mit etwas Glück stößt man auf weitere spannende Gegenstände.
Besonderer Fund unter Stades Zeughaus
Wenn man durch die Altstadtgassen Stades bummelt, fällt auf, dass der Großteil der historischen Gebäude gut erhalten ist. Dazu zählt auch das Zeughaus, das sich mitten im Stadtzentrum, dem Pferdemarkt, befindet. Entstanden ist es in der schwedischen Ära Stades und diente damals als Lager für Waffen und militärisches Gerät. Eine besondere Entdeckung wurde aber erst 1993 bei Ausgrabungen unter diesem Gebäude gemacht: Ehemals stand hier das St. Georg Kloster (1132 bis ca. 1527). Dieses beherbergte das Bischofsgrab des 1363 verstorbenen Erzbischofs Gottfried von Arnsberg. Viele Jahre war er Bischof von Osnabrück und Bremen, ließ sich dann nach seinem Tod in der Stader Klosterkirche bestatten. Das Grab ist heute noch im Keller des Zeughauses zu besichtigen.
Unter den Straßen von Hannover
Hannovers 900 jährige Stadtgeschichte ist spannender als man meinen mag: Hinter der Tür, die auf diesem Bild zu sehen ist, verbirgt sich ein sehr alter, unterirdischer Gang, der vom Leineufer bis zur Marktkirche geht. Der sogenannte Hanebuth-Gang wurde nach dem damaligen Jasper Hanebuth ernannt. Er soll sein Diebesgut aus der Stadt über den unterirdischen Gang hinaus geführt haben. Zudem soll er 19 Menschen getötet haben. Als er aufflog, wurde er gefoltert und auf dem Kröpcke-Platz getötet.
1992 wurde im Bankenviertel versucht, in eine Bank einzubrechen. In der Kanalisation wurden im Jahr 2000 zwei Tote gefunden, die dort schon 2 Jahre lagen. Sie starben an den giftigen Gasen, die sich in der Kanalisation entwickelten und erstickten auf diesem Wege, ohne es bis an ihr Ziel zu schaffen.
Am Klagesmarkt in Hannover, zwischen Hannover-Mitte und Hannover-Nordstadt gelegen, gab es bis 1972 ein KunstCenter, das ebenfalls unterirdisch genutzt wurde. Die Treppe und Tür gibt es heute noch an der Arndtstraße, sie ist jedoch leider verschlossen. In dem KunstCenter gab es 100 kleine Räume, die früher von Künstlern angemietet wurden, um Konzerte zu geben und die Kreativität in Ausstellungen zu zeigen. Hannovers unterirdische Künstlerszene war sehr bekannt und beliebt.
In der Krypta des Braunschweiger Doms
Zu den herausragenden Kirchengebäuden in Deutschland zählt der Dom St. Blasii. Er gehört zum historischen Ensemble des Braunschweiger Burgplatzes und wurde von Heinrich dem Löwen gestiftet. Wusstet ihr, dass der Dom ein Geheimnis birgt? Vom nördlichen Querhaus aus könnt ihr in den ältesten Bauteil des Doms gelangen: die romanische Unterkirche. Als freischiffige Hallenkrypta erbaut, beherbergt sie die Särge der Welfenfürsten bis zum 19. Jahrhundert. Zum Beispiel von Herzog Karl I. († 1780), der 1745 das Collegium Carolinum, die erste Technische Hochschule Europas gründete, aus der die heutige Technische Universität Braunschweig entstanden ist. Auch ein volkstümlicher Held der Löwenstadt hat dort seine letzte Ruhestätte gefunden: der „Schwarze Herzog“ Friedrich Wilhelm († 1815), der mit seinem Freikorps in der Schlacht bei Waterloo den Sieg über Napoleon errang. Gruseln müsst ihr euch in der Krypta übrigens nicht – da sie unüblicher Weise nicht unter dem Bodenniveau liegt, wird sie von außen belichtet.