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Auf Haeslers Spuren – „Bauhaus in Celle“

Der Italienische Garten in Celle

Der Italienische Garten in Celle

Wer an Celle denkt, verbindet die Stadt wohl erst einmal mit den wunderschönen Fachwerkhäusern in der Altstadt und dem weißen Welfenschloss, doch Celle hat auch tolle Bauhaus-Architektur. Wer Bauhaus in Celle erleben will, kann sich ganz einfach einer der thematischen Stadtführungen anschließen oder auf eigene Faust dem otto-haesler-Rundweg folgen.

Doch eins nach dem anderen! Was ist überhaupt „Bauhaus“? Vielleicht hilft zum Einstieg zunächst etwas geschichtlicher Hintergrund: Das sogenannte Bauhaus war eine Schule für Architektur und Kunst, die 1919 in Weimar gegründet wurde. Später stand aber vor allem die Architektur und Inneneinrichtung im Vordergrund. Ein erklärtes Ziel war es, die Probleme im Städtebau und der Wohnungsnot der 1920er Jahre mit sozialen Siedlungsbauten zu lösen.

„Neues Bauen“

Tatsächlich gibt es auch in Celle zahlreiche Siedlungen und Bauwerke im Bauhaus-Stil, gebaut von dem Architekten Otto Haesler (1880 – 1962). Seine Bauten zählen zu der Bewegung „Neues Bauen“. Damals galten diese sozialen Siedlungsbauten als besonders fortschrittlich und bahnbrechend.

Der Architekt Otto Haesler brachte den Bauhaus-Stil nach Celle

Ein kleiner Rundgang vom Italienischen Garten zum alten Direktorenhaus

Und los geht´s auf einen kleinen Bauhaus-Spaziergang. Durch die Gassen der Altstadt, vorbei an Fachwerkhäusern erreiche ich das erste Ziel: Den Italienischen Garten. Der Name lässt vermuten, dass mich ein großer, mediterraner Garten erwartet. Falsch gedacht, denn wer in die Straße schaut, erblickt eine Reihe rot-blauer Wohnhäuser.

Gebaut 1923/25 ist diese Siedlung baulich auch noch heute im Wesentlichen unverändert. Insgesamt reihen sich hier acht aus Kuben zusammengesetzte Häuser mit Flachdächern entlang der Straße auf. Das auffällige ist die Farbe der Häuser:  Vier blaue Häuser und vier rote Häuser zähle ich. Seit 2006 sind diese wieder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit. Die Straße wirkt durch die klaren Formen sehr aufgeräumt. So ganz anders als das mir gut bekannte romantische Fachwerk. Hinter den Häusern waren schon früher kleine Gärten und an den Häuserfassaden auch kleine Balkone angebracht. Wodurch viel Sonne, Luft und Licht die Wohnverhältnisse aufgewertet haben. Was sehr typisch für diesen Baustil ist.

Die Siedlung „Italienischer Garten“

Vom Italienischen Garten ist es nur ein Katzensprung bis in den Französischen Garten, der aber nun wirklich auch ein Garten im klassischen Sinne mit Grünflächen, Bäumen und Blumen ist.  Vorbei am Caroline-Mathilde-Denkmal und durch die Lindenallee des Parks, verlasse ich den historischen Barockgarten schon wieder.

Die „Glasschule“

Mein zweiter Haltepunkt ist Altstädter Schule in der Sägemühlenstraße, auf der anderen Seite des Gartens. Schon von Weitem verstehe ich, weshalb das als Schule errichtete Gebäude auch „Glasschule“ genannt wird.  Riesige Fensterfronten lassen eine Menge Licht in die Klassenräume strömen. Dies war auch so von Otto Haesler gewollt, der 1926/28 das Schulgebäude erbaute. Die Glasschule zählt international sogar zu den zehn wichtigsten Bauwerken des Bauhaus-Stils und zog schon damals internationale Aufmerksamkeit  und viele Besucher aus aller Welt an.

Die Altstädter Schule – auch als „Glasschule“ bekannt

Für Besichtigungen wurde tatsächlich ein Eintrittsgeld in Höhe von 50 Pfennig erhoben, ganz einfach weil der Andrang so groß war. Und von dem Geld wurde dann die Milch für die Kinder der Altstädter Schule gekauft. Eine nette Anekdote!

Das Direktorenhaus

Weiter geht es in Richtung Zentrum. Durch die Magnusstraße erreiche ich schließlich das alte Direktorenhaus, heute auch Direktorenvilla genannt. Mittlerweile erkenne ich schon ohne auf die Hausnummer zu achten, welches der Gebäude wohl das Direktorenhaus im Bauhaus-Stil sein muss. Das weiße Gebäude vor mir weist nämlich wieder alle Merkmale auf: Klare Formen, würfelförmig, Flachdach und viele, viele Fenster. Das Gebäude wurde 1930/31 von Otto Haesler erbaut und diente damals als Unterkunft des Direktors eines Celler Gymnasiums. Das großzügige Wohnhaus wurde im Laufe der Zeit etwas umgebaut, so mussten Trennwände weichen. Zwischenzeitlich diente es mal als Bürogebäude und sogar als autonomes Jugendzentrum. Und von 2006 bis 2020 war hier eine Galerie mit zeitgenössischer Kunst ansässig.

Im Gebäude sind noch heute einige Zeichen der damaligen Zeit zu finden, genauso wie eine kleine Bildergalerie über die Nutzung des Gebäudes in den vergangenen Jahren. Wer einen Blick in das Gebäude werfen möchte, hat dazu donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie auch samstags von 11 bis 16 Uhr die Gelegenheit (oder nach individueller Terminvereinbarung; s. Öffnungszeiten).

Das alte Direktorenhaus – heute Direktorenvilla genannt

Und damit endet mein kleiner Bauhaus-Spaziergang und ich gehe vorbei am Celler Herzogschloss wieder zurück in die Altstadt. Celle ist neben all dem Fachwerk und Barock also auch ein Geburtsort des „Neuen Bauens“.

Im begleitenden Flyer zum otto-haesler-Rundweg findet ihr den Routenverlauf des gesamten Rundwegs, genauso auch Infos zu Führungen zu Fuß und mit der Bauhaus Bahn. Der otto-haesler-Rundweg führt auch zum otto haesler Museum in der Siedlung Blumläger Feld. Hier gibt es original erhaltene und eingerichtete Arbeiter-Bauhaus-Wohnungen zu besichtigen.

Wer noch mehr über „Bauhaus in Celle“ erfahren möchte, findet alle weiteren Infos online unter: www.neuesbauen-celle.de .

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