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Kunst umsonst in Oldenburg

Ist euch schon mal aufgefallen, dass sich der Blick auf Dinge ändert, wenn ihr euch vorher eine Frage stellt? Bei dem Thema Kunst und besonders Kunst umsonst in Oldenburg fand ich es noch spannender zu sehen, was ich alles entdecken konnte mit der Frage: „Was ist eigentlich Kunst?“

Ich lade euch ein, euren nächsten Besuch in Oldenburg mit dieser oder einer ähnlichen Fragestellung zu starten und eine andere Wahrnehmung für die künstlerische Gestaltung in der Stadt zu haben. Welche Bilder entstehen bei euch, wenn ihr Kunst umsonst hört? Sind es Gemälde und Skulpturen oder Galerien? Streetart oder Architektur? Die Stadt hat tatsächlich von allem etwas zu bieten. In den folgenden Zeilen nehme ich euch mit in meine Erlebnisse und Entdeckungen im wunderschönen Oldenburg. Oder sollte ich lieber dem malerischen Oldenburg sagen?

Kunstvolle Architektur

Mit meiner Fragestellung im Hinterkopf sind mir direkt einige bekannte Gebäude wie das Schloss, die Alte Post und das Staatstheater eingefallen… Oldenburg hat viele schöne Gebäude, die ihr umsonst ansehen könnt. Manche Konstruktionen aus den 70er-Jahren wirken allerdings für meinen Geschmack so gar nicht harmonisch. Mir kam der Bericht über eine Fotografin in den Sinn, die auf der Suche nach baulichen „Schandflecken“ auf wahre Perlen der Architektur gestoßen ist. Dieses kleine Spiel habe ich auch in Oldenburg ausprobiert – und tatsächlich – bei der Suche nach fragwürdigen Gebäuden habe ich sehr geschmackvolle und ästhetische Bauwerke entdeckt.

Bereits im Bahnhofsviertel, vom Bahnhof kommend durch die Bahnhof-, Rosen- und Osterstraße Richtung Fußgängerzone, sind mir einige Schönheiten ins Auge gefallen. Manchmal ist es die auffallende Farbe, manchmal ein ungewöhnliches Dach, die detailreichen Fassaden und manchmal ist das Zusammenspiel einfach nur niedlich.

In der Innenstadt lohnt sich auf jeden Fall ein Blick nach oben, dort gibt es wunderschöne Gesimse, Fassaden, Bögen und Türmchen. Ich habe sogar ein Einhorn beim Rathausmarkt, in der Nähe der St. Lamberti-Kirche gefunden. Könnt ihr es auch entdecken? 

Direkt neben dem Alten Rathaus, welches durch seine dreieckige Form ins Auge fällt, findet ihr auch eines der ältesten Häuser Oldenburgs – das Degodehaus. Wenn ihr hier in die Kleine Kirchenstraße einbiegt, seid ihr im alten Stadtquartier „Nikolaiviertel“, welches mit seinen kleineren Objekten Abwechslung in den baulichen Stil bringt. Eine Erkundung der kleinen Gassen in diesem Bereich empfehle ich euch sehr!

Streetart als Kunst umsonst

Wenn ihr im Nikolaiviertel bis hin zur Burgstraße gekommen seid, könnt ihr spektakuläre Graffitis bestaunen. Eines davon gehört zum Projekt „Kultur aus Tausch“ und zeigt de Schwatten Ostfrees Jung Keno Veith. Kennt ihr den Landwirt aus seinem Video „Sit bit Kopp in“? Direkt daneben befindet sich Dieter Bohlen, der gebürtig aus der Nähe von Oldenburg stammt, an der Wand. Es gibt eine Reihe beeindruckender Porträts an Oldenburgs Mauern im ganzen Stadtgebiet verteilt. Mehr zu den Graffitis könnt ihr im Blogbeitrag zu Fotospots in Oldenburg lesen.

Graffiti von Keno Veith, der als „schwarzer Ostfriesen-Junge“ das Netz mit seiner plattdeutschen Mundart begeistert. Standort: Burgstraße.

Mir kam zu meiner Eingangsfrage auch in den Sinn: Gehört zu Streetart auch Aufkleberkunst? An Laternen, Säulen, Stromkästen – überall in Oldenburg sind Sticker verteilt. Nicht immer mein Geschmack, aber Kunst ist das doch auch irgendwie. Fast überall finden sich auch Herzaufkleber, die gefallen mir persönlich besonders gut. „Liebe ist überall“ denke ich dann mit einem Lächeln im Gesicht.

Sind Sticker im Stadtgebiet Kunst, was meint ihr?

Statuen, Gullideckel und Archäologie – Kunst unter den Füssen

Mit offenem Blick in der Innenstadt sind mir auch wieder die vielen Bronzestatuen richtig aufgefallen. Schon erschreckend, wie blind ich bisher durch die Straßen gegangen bin. Ok, das Pferd „Donnerhall“ vor der Volksbank in der Langen Straße und die drei Bären auf dem Schlossplatz habe ich schon gesehen, Zeit zum wirklichen Ansehen habe ich mir aber schon lange nicht mehr genommen.

Dass ein Blick nach oben wertvoll ist, hatte ich bereits oben bei der Architektur erwähnt. Ein Blick nach unten lohnt sich in der Innenstadt aber auch. In der ganzen Fußgängerzone verteilt gibt es Gullideckel, auf denen die Straßen der Innenstadt und der eigene Standort zur Orientierung gekennzeichnet sind. Eindeutig Kunst umsonst oder was denkt ihr?

Die Gullideckel in der Oldenburger Innenstadt bieten nicht nur Orientierung, sondern sind auch sehenswert.

Weiter mit den Kopf nach unten habe ich auch noch wahre Schätze gefunden. An 13 Punkten sind Vitrinen mit historischen Fundstücken frei zugänglich in den Boden eingelassen. Die Geschichte Oldenburgs liegt quasi unter den Füssen. Die ältesten Ausgrabungen stammen aus dem 8. Jahrhundert. Die Bodenschaukästen befinden sich jeweils in unmittelbarer Nähe zum Fundort. In den vier Vitrinen am Marktplatz, gleich neben der St. Lamberti-Kirche, befinden sich beispielsweise ein Keramikgefäß, eine Messerklinge, ein Lederschuh und ein Holzteller. Beim Schlossplatz, direkt an der Ecke der alten Wache, ist ein Krug und ein Schwert mit Inschrift zu sehen. Entsprechende Informationen, was ihr sehen könnt, sind direkt an den Schaukästen angebracht. Die Vitrinen sind zum Teil sehr unscheinbar und fallen nicht sofort ins Auge. Egal, ob archäologieinteressiert oder nicht, eine kleine Schatzsuche der besonderen Art mit kostenlos ausgestellten Repliken der Fundstücke macht Spaß. Als Unterstützung findet ihr auf den Seiten der Stadt eine Übersicht und Auflistung der Vitrinen.

Skulpturen und Gartenkunst

Um den Innenstadtring befinden sich die historischen Wallanlagen, diese sind an sich schon ein Zeugnis der Gartenkunst in der Oldenburger Stadtgestaltung. Dort sind zudem viele Skulpturen, ob Gefäße, abstrakte Kunst oder Büsten, zu finden. Ein wirkliches Highlight auf der Suche nach kostenloser Kunst. Mir ist bei dem Rundgang der Brunnen mit dem Fischerknaben beim Theater besonders ins Auge gefallen, er hat mich ein wenig an den Manneken Pis aus Belgien erinnert. Klein und unscheinbar und doch so faszinierend.

Brunnen mit Fischerknaben nahe des Oldenburgisches Staatstheaters

Galerien dürfen nicht fehlen

Bei meinen Überlegungen zu frei zugänglicher Kunst sind mir auch die vielen Galerien in Oldenburg in den Sinn gekommen. Es gibt einige Galerien im Zentrum, beispielsweise im Herbartgang oder im Nikolaiviertel. Bei meinem Rundgang habe ich mich mit der Galeristin Barbara Tamm in der Burgstraße, ihr erinnert euch, die Straße mit dem Graffiti, unterhalten. Sie hat mir Geschichten zu einzelnen Objekten und den von ihr ausgestellten Künstlern erzählt. Ein bisschen etwas aus aller Welt und auch direkt aus Oldenburg und der Region, super spannend mit einer exklusiven Betreuung. Interessant fand ich auch, dass sie keine extra Gebühr für das Ausstellen der Gemälde nimmt. Dies scheint nicht überall so zu sein, wusstet ihr das? Ich empfehle euch unbedingt in eine Galerie zu gehen, die dortige Kunst zu bestaunen und euch mit der Galeristin oder dem Galeristen zu unterhalten. Insider Tipps und andere Blickwinkel sind hier garantiert.

In der Oldenburger Kunstgalerie Barbara Tamm gibt es Kunst von Gemälden über Skulpturen bis hin zu Möbeln © Barbara Tamm

Ist Natur auch Kunst?

Bei den Wallanlage habe ich bereits die Gartenkunst angesprochen. Bei der Frage, was Kunst nun eigentlich ist, bin ich auch immer wieder an der Natur hängen geblieben. Im Schlossgarten sind zum Beispiel ziemlich coole und atemberaubende Bäume und wenn die Blumen blühen, sieht es dort wie ein Kunstwerk unter freiem Himmel aus. Ihr merkt schon, es gibt unglaublich viel zu entdecken, mit einer Fragestellung zum Thema Kunst im Hinterkopf. So die Stadt zu erleben ist etwas ganz Besonderes.

Ein Kunstwerk unter freiem Himmel – der Oldenburger Schlossgarten

Ich persönlich liebe es, auf eigene Faust (neu) zu entdecken und mich überraschen zu lassen. Falls ihr euch lieber auf eure ganz persönliche unentgeltliche Kunst-Tour vorbereiten möchtet: Hier gibt es eine Übersicht über die Kunst im öffentlichen Raum in Oldenburg. Viel Spaß beim Entdecken von Oldenburgs reichhaltiger Kunstlandschaft!

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