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Slow durch Göttingen schlemmen

Fastfood an jeder Ecke, Kaffee zum Mitnehmen, alles praktisch verpackt für „to go“. Wollen wir das wirklich, alles für schnell und mal so nebenbei? Muße und Genuss sehen anders aus. Nicht nur zum Schutz der Umwelt, auch für unser eigenes Wohlbefinden. Nehmen wir uns wieder Zeit für einen frisch gebrühten Kaffee, für einen Snack zwischendurch, für ein leckeres Frühstück, ein leichtes Mittagessen oder ein schmackhaftes Abendessen. Mit der Familie, mit Freunden und vor allem mit dem guten Gewissen einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Folgt mir auf meinem kleinen und völlig subjektiven kulinarischen Streifzug durch die Göttinger Innenstadt.

Zum Frühstücken ins „Esprit“

Lecker und frisch in den Tag starten: Frühstück im „Esprit“.
Foto: Christoph Mischke

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Robert Vogel nicht erst seit gestern. In den vergangenen Jahren hat der Inhaber des „Esprit“ in der Lange-Geismar-Straße 19 sein Bar-Café immer wieder dahingehend auf den Prüfstand gestellt. „Man muss viele Dinge einfach anders denken“, sagt er. „Muss in der Schorle denn überhaupt Mineralwasser sein? Nein, befand er und schaffte sich einen Carbonisator an, der das exzellente Göttinger Trinkwasser mit Kohlensäure versetzt. Das Ergebnis: Nicht nur Zustimmung von den Gästen, sondern auch vier Euro-Paletten mit Wasserflaschen weniger pro Jahr. Schon vor Jahren hat der weitsichtige Gastronom auf Glas-Trinkhalme umgestellt. Seine Vollmilch bekommt er schon lange von Traupes Milchhof und vom Naturmilchhof Gartetal in der unmittelbaren Umgebung von Göttingen. „Früher hatte ich allein durch die Tetra-Packs 14 gelbe Abfallsäcke, heute nur noch ein paar Kunststoff-Deckel von den Milch-Behältern, die in einem geschlossenen Kreislauf zirkulieren. Obwohl sehr aufwendig, ist es Robert sogar gelungen, einige leckere Weine in Pfandflaschen zu beziehen.

Vom „Express“ bis zum „De Luxe“

Zeit zu zweit: das gegenseitige Probieren gehört dazu.
Foto: Christoph Mischke

Da ist es nur folgerichtig, dass Robert auch der „To-go-Manie“ eine Absage erteilt. „Das konterkariert nicht nur den Kaffeegenuss selbst, sondern entlastet vor allem die Umwelt von viel überflüssigem Müll.“ Klar, dass sich diese Haltung auch bei den angebotenen Speisen wiederfindet. Das „Esprit“ wird von den Göttinger*innen und den Besucher*innen der Stadt gleichermaßen als Frühstücks-Location gefeiert. Vor allem an den Wochenenden ist es ratsam einen Tisch zu reservieren. Bei schönem Wetter könnt ihr es euch auch unter der großen Linde im Garten gemütlich machen.

Unter der alten Linde: lecker Speisen im Esprit-Garten.
Foto: Christoph Mischke

Auf der Frühstückskarte findet ihr alles, was das Herz begehrt ­ vom kleinen „Express“ bis zum opulenten „De Luxe“. Je nachdem, was euer Appetit und eure Zeit zulassen. Der beliebteste Starter in den Tag ist das „Americano“, allein schon wegen der Pancakes mit Obst und Ahornsirup. Wer es mediterran liebt, sollte unbedingt das „Italiano“ probieren oder, mein Tipp, das „San Marino“. Das sind zwei frische Brötchen mit drei hausgemachten Aufstrichen. Basierend auf Aubergine, Tomate und Oliven mit Pinienkernen und vielen frischen Kräutern. Einer leckerer als der andere.

Saisonal zu Mittag im DT-Bistro

Der beliebte Dauerbrenner: das Möhren-Curry.
Foto: DT-Bistro

Wenn euch am Mittag der Sinn nach frischer, regionaler Küche steht, solltet ihr dem DT-Bistro im Deutschen Theater einen Besuch abstatten. Seit Mai 1999 leiten Carsten Hoffmann und Rene Böker die Theatergaststätte im Glasfoyer des imposanten Baus im Stil italienischer Renaissance. „Unser oberstes Gebot ist die Qualität und die Frische“, verspricht Carsten, den alle nur „Cashy“ nennen, „auch wenn es dann einmal nicht Bio ist.“ Gemüse aus Chile beispielsweise, das um den halben Erdball gereist ist, kommt für den Gastronomen jedenfalls nicht in die Küche. 90 Prozent der Produzenten und Händler, mit denen das DT-Bistro zusammenarbeitet, sind in der Region ansässig. „Nur unser Fischhändler sitzt in Hamburg“, sagt Cashy lachend. Dass er, außer bei den Backwaren, auf Convenience-Produkte verzichtet, ist für ihn selbstverständlich.

Wechselnde Tagesgerichte

Glasfoyer: Frische leichte Küche in der Theater-Gaststätte.
Foto: DT-Bistro

Vier Köch*innen sorgen sich mittags und am Abend zu den Vorstellungen um das leibliche Wohl der Gäste. Die Speisekarte bietet Suppen, Salate und eine Mischung aus Klassikern und modern interpretierten Gerichten, auch für Vegetarier. Darunter zahlreiche Eigenkreationen aus der Küche, wie beispielsweise das beliebte Möhren-Curry oder die Linguine mit Chorizo-Sauce.

Seit Mai 1999 im DT-Bistro am Start: Carsten „Cashy“ Hoffmann.
Foto: Christoph Mischke

Wer es lieber klassisch mag, bekommt auch einen Strammen Max oder Königsberger Klopse auf den Teller gezaubert. Oder ihr wählt aus den beiden wechselnden Tagesgerichten, eines ist stets vegetarisch, das andere mit Fleisch oder freitags mit Fisch. Je nach Saison wird die Karte mehrfach im Jahr erweitert. Im April wird kulinarisch die Spargelzeit eingeläutet, im Juni beginnt die Pfifferling-Saison und danach gibt’s Kürbis, Pastinake oder Steckrübe.

Lokal Neun – Burger und Steaks vom Galloway

Regional, saisonal, abwechslungsreich: das Lokal Neun am Wochenmarkt. Foto: Lokal Neun

Jochen, der Gemüsehändler, Patrick, der Fischverkäufer und Martin, der Bio-Metzger. Jan Schilling kennt alle Händler vom Wochenmarkt. Schließlich bezieht der Geschäftsführer vom Lokal Neun 80 Prozent seiner Produkte vom direkt angrenzenden Markt. Auf Zuruf, im wahrsten Sinn des Worts, bekommt Küchenchef Christian Schmotz mal fix eine Stiege mit Brokkoli oder Rotkohl herübergebracht. Frischer geht’s nicht. Das entspricht voll und ganz der Philosophie des Hauses, das sich den respektvollen Umgang mit Mensch, Tier und Natur und viel Liebe für gutes, handgemachtes Essen auf die Fahne geschrieben hat. Aus diesem Grunde arbeitet das Lokal Neun auch mit regionalen Betrieben wie Contigo, Naturkost Elkershausen oder Cashewrella zusammen.

Risotto, Fisch und handgeschabte Spätzle

Spezialität des Hauses: Steaks und Burger für jeden Geschmack.
Foto: Lokal Neun

Klar, dass ihr das auch schmeckt. Carnivoren werden das zart marmorierte und aromatische Fleisch des Galloway-Rinds lieben. Gönnt euch doch mal einen der köstlichen Burger, bevor ihr euch ins Göttinger Nachtleben stürzt oder ein saftiges Steak mit wirklich hausgemachten Fritten oder einen klassischen Rinderschmorbraten. Auch wer es mit Fleisch nicht so hat, findet eine leckere abwechslungsreiche Karte vor.

Kulinarisches Kreativteam (v.l.): Geschäftsführer Jan Schilling und Küchenchef Christian Schmotz. Foto: Christoph Mischke

Vom saisonalen Risotto über verschiedene Bowls, wechselnde Fischspezialitäten bis zu handgeschabten Kässpätzle nach dem Hausrezept von Christians Großmutter. Ach ja, noch im April geht die neue Spargelkarte an den Start. Das und vieles mehr könnt ihr entweder im stylischen Gastraum oder im Sommer auf der Sonnenterrasse genießen. Wenn ihr Bock habt, könnt ihr auch gleich sitzen bleiben und einen leckeren Sundowner genießen. Mit einem „Skinny Bitch“ oder „RosMac Sunrise“ in den Abend zu starten, klingt doch nach einem guten Plan – oder?

Wochenmarkt zieht temporär um

Frisches Gemüse und knackiges Obst: der Göttinger Wochenmarkt.
Foto: Christoph Mischke

Wo wir gerade direkt am Wochenmarkt sind. Vom 19. April bis zum November dieses Jahres findet ihr die bunten Marktstände rund um die Johanniskirche. Frisches Gemüse, knackiges Obst, Fleisch aus der Region, Feinkost, Gebäck, Blumen, Kunsthandwerk und vieles mehr. Schaut doch mal vorbei. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt ihr in diesem Artikel. Wie sonst auch, ist der Markt am Dienstag und Donnerstag von 8 bis 13 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr geöffnet.

Mit Sitzgelegenheiten und Brunnen: Der Wochenmarktplatz wird umgestaltet. Foto: Christoph Mischke

Der temporäre Umzug ist nötig, weil der Wochenmarktplatz in dieser Zeit umgestaltet wird. Neben neu angepflanzten Wildapfelbäumen werden Sitzpodeste und Holzdecks installiert. In der Mitte entsteht außerdem ein Fontänenfeld, der neue Wochenmarktbrunnen. Das wird bestimmt schön.

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