Hildesheim ist eine kleine Großstadt in Niedersachsen und mehr als 1200 Jahre alt. Entsprechend viele historische Sehenswürdigkeiten von Hildesheim sind hier zu entdecken. Dank einmaligen Kunst- und Bauwerken aus dem Mittelalter ist Hildesheim eine UNESCO-Weltkulturerbestätte. Schon allein deswegen ist die Stadt immer eine Reise wert. Zwei Bischöfen, die später heilig gesprochen wurden, verdanken wir die heutigen UNESCO-Schätze von Hildesheim, Bernward und Godehard. Heute nehme ich Euch mit auf eine virtuelle Entdeckungstour durch Hildesheim auf historischen Pfaden.
SPAZIERGANG DURCH DIE INNENSTADT VON HILDESHEIM
ZERSTÖRUNG UND WIEDERAUFBAU
Vor dem II. Weltkrieg soll die Altstadt von Hildesheim zu den schönsten Altstädten in Deutschland gehört haben. Rosenheim des Nordens wurde Hildesheim genannt. Die Fachwerkhäuser sollen besonders zahlreich und kunstvoll gewesen sein. Nach dem II. Weltkrieg gehörte die Stadt zu den meist zerstörten in Deutschland. Angeblich existierte eine kodierte Liste mit den schönsten Altstädten Deutschlands, samt Daten, wann und wie stark sie bombardiert werden sollten. Hildesheim stand oben auf der Liste. Nach dem Krieg wurde die Stadt im damals üblichen „modernen“ Stil aufgebaut. In den 80er Jahren wurden die Häuser um den Marktplatz aufgrund einer Bürgerinitiative teilweise abgerissen und ein weiteres Mal erneuert. Der Wiederaufbau des historischen Hildesheimer Marktplatzes war eine wunderbare Idee. Er ist unglaublich schön und charmant geworden.
DIE VERSPIELTEN HÄUSER AM MARKTPLATZ
Es gibt viele sehr filigran verzierte Fachwerkhäuser um den historischen Marktplatz. Dazu gehören u.a. das Wedekindhaus oder das Knochenhauer-Amtshaus, in dem sich das Stadtmuseum befindet. Imposant ist auch das Rathaus, dessen Ursprungsbau aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die heutige Tourist-Information, die sich im Tempelhaus befindet, war einst ein prachtvoller Renaissance-Bau. Hier befindet sich auch die Erlebnisausstellung UNESCO-Welterbe.
Um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hildesheim zu entdecken, könnt Ihr gekennzeichneten Routen folgen, z. B. der Rosenroute oder dem beleuchteten Welterbeband, welches die Welterbekirchen mit dem historischen Marktplatz verbindet.
STADTMUSEUM IM KNOCHENHAUER-AMTSHAUS
Der Name „Knochenhauer-Amtshaus“ kommt von den Knochenhauern, die früheren Fleischer. Das schmuckvolle Haus war ein Symbol für den Handel und den Wohlstand der Zunft. Die Architektur des wieder aufgebauten Gebäudes ist ein Musterbeispiel deutscher Handwerkskunst, denn hier ist alles originalgetreu rekonstruiert. Im Knochenhauer-Amtshaus ist sogar die Schieflage des Fachwerkhauses nachgebaut. Die Fenster sind bleiverglast mit mundgeblasenem Glas.
In den oberen Stockwerken des Gebäudes befindet sich das Stadtmuseum Hildesheim. Hier könnt Ihr viel über die Entwicklung von Hildesheim und über das Leben in der Stadt in den früheren Epochen erfahren. Anhand von alten Fotografien und Filmdokumenten wird aufgezeigt, wie zerstört die Stadt im II. Weltkrieg war und wie sie nach dem Krieg im Stil der 60er aufgebaut wurde. Das Museum bietet aber mehr als nur die alten Stadtdokumente. Die Replik des Hildesheimer Silberfunds ist hier ausgestellt, das ist der bekannte Silberfund der Antike, aus der Zeit des Augustus. Besonders prunkvoll und beeindruckend ist das Rokoko-Silber des Bischofs Friedrich Wilhelm von Westfalen.
ERLEBNISAUSSTELLUNG IN DER TOURIST-INFORMATION
Im Obergeschoss der Tourist-Information befindet sich die Erlebnisausstellung. Anhand verschiedener interaktiver Stationen erfahrt Ihr hier alle wichtigen Informationen über das UNESCO-Welterbe in Hildesheim, aber auch über alle Welterbestätten weltweit. Die Ausstellung ist kostenlos und sehr interessant gestaltet.
DIE UNESCO-WELTERBESTÄTTE IN HILDESHEIM
HILDESHEIMER MARIENDOM
Natürlich ist der Mariendom eine die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hildesheim. Er wurde in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erbaut. Nach einem Brand im 11. Jahrhundert wurde der Dom wieder aufgebaut und immer mehr ausgebaut.
Die bedeutendsten Kunstschätze des Doms verdankt Hildesheim Bischof Bernward (993-1022). Bernward soll sehr weltoffen und fortschrittlich gewesen sein. Bevor er Bischof wurde, lebte er als Schreiber und Erzieher am Hofe der Kaiserin Theophanu und unternahm mit ihr Reisen in die ganze damals bekannte Welt.
Im II. Weltkrieg hat der Dom mehrere Tage gebrannt, die gesamte Innenausstattung aus der Zeit des Barocks wurde zerstört. Das Gotteshaus war völlig zerstört, wurde aber neu aufgebaut. Die heutige Einrichtung des Doms ist sehr hell, clean und schlicht, mit wenigen, aber dafür sehr alten und kostbaren Kunstwerken. Die Ausstattung des Doms gehört zum UNESCO-Welterbe: die Bernwardtür, die zwei Radleuchter, das Taufbecken und die Christussäule, aber auch einige Exponate des Dommuseums.
BERNWARDTÜR
Obwohl die Tür fast schon modern aussieht, ist sie über 1000 Jahre alt. Die zwei Türhälften sind jeweils aus einem Stück Bronze gegossen. In Anbetracht der damaligen Zeit ist die in einem Guss gefertigte Bernwardtür ein wahres Meisterwerk! Die Tür zeigt die Erlösung der Menschen anhand von Szenen aus dem alten Testament auf der linken Tür und aus dem neuen Testament auf der rechten Türhälfte. Es befinden sich aber auch Szenen aus den Apokryphen an der Tür. Die Löwen an den Türgriffen sollen das Böse und das Unheil abwehren.
CHRISTUSSÄULE
Die Säule, die mitten in einem Kirchenschiff steht, ist fast genau so alt wie die Bernwardtür. Sie stammt aus dem Jahr 1020 und wurde wie die Bronzetür ebenfalls in einem Guss gefertigt. Als Vorbild für die Christussäule galten römische Siegessäulen. Sie zeigt alle vier Evangelien und wird als Ergänzung zur Bernwardtür gesehen.
TAUFBECKEN
Das Taufbecken aus Bronze wurde im 13. Jahrhundert gefertigt und zeigt Szenen, die dem Thema Taufe gewidmet sind, z. B. die Taufe des Christus im Jordan.
KRYPTA
In der Krypta befindet sich der Schrein des Heiligen Godehards (960-1038), der Nachfolger von Bernward war. Der goldene Schrein ist ein weiteres Kunstwerk des Doms, denn jede Figur wurde einzeln ausgetrieben und das im Jahr 1130. Es ist ein Spitzenwerk der Handwerkskunst. Auch das Reliquiar, welches in der Krypta zu sehen ist, stammt aus der Zeit der Karolinger und soll ein Stück vom Gewand Marias enthalten.
HILDESHEIMER DOMSCHATZ
Wer den Dom besucht, sollte auch das Dommuseum Hildesheim anschauen. Es lohnt sich, denn auch der Domschatz gehört zum UNESCO-Welterbe. Die Besonderheit des Museums ist die Gegenüberstellung von 1000 Jahre alter Kunstschätze mit moderner Kunst. Das ist einmalig und sehr gelungen.
1000-JÄHRIGER ROSENSTOCK – DAS ROSENWUNDER UND DIE GRÜNDUNG VON HILDESHEIM
Der Rosenstock im Domhof ist eine weitere Sehenswürdigkeit von Hildesheim. Die Gründungslegende von Hildesheim erzählt von einem Rosenwunder. Ludwig der Fromme, der Sohn von Karl dem Großen, soll während einer Jagd einem weißen Hirschen begegnet sein. Er versuchte den Hirsch einzuholen, doch dieser war schneller. Erschöpft setzte sich Ludwig zum Ausruhen unter einen Baum. Die Marienreliquie, die er immer um den Hals trug, hängte er an einen Rosenstrauch nebenan. Dann schlief er ein. Als er Stunden später aufwachte, war der Strauch am blühen und Ludwig konnte die Reliquie nicht mehr von den Zweigen trennen. Daher soll er eine Kapelle am Rosenstock gebaut haben. Diese Kapelle wurde später zum Hildesheimer Dom ausgebaut, an dessen Wand immer noch der Rosenstock wächst.
DAS ROSENWUNDER GEGEN ENDE DES II. WELTKRIEGES
Im II. Weltkrieg verbrannte der Rosenstock und lag unter den Trümmern des Doms. Aber schon wenige Tage nach dem Ende des Krieges bekam der Rosenstock neue Triebe. Die Menschen sahen das als Zeichen der Hoffnung.
ST. MICHAELISKIRCHE
Die zweite Kirche die zum UNESCO-Welterbe zählt, ist die St. Michaeliskirche. Sie ist nur ein wenig jünger als der Mariendom und eine der bedeutendsten vorromanischen Kirchen Deutschlands. Bischof Bernward soll 1010 den Grundstein für die Kirche gelegt haben, als Klosterkirche eines Benediktinerklosters. Einmalig ist die bemalte Holzdecke aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist die einzige in dieser Art nördlich der Alpen. An der Westwand der Kirche ist die zweitälteste Sonnenuhr Deutschlands aus dem Jahr 1033 zu sehen. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist die Orgel, welche als erste und größte freistehende Orgel Deutschlands gilt. Ihr Klang soll überragend sein, nicht nur weil sie frei im Kirchenraum steht. Die Akustik soll in romanischen Bauwerken mit Holzdecke besonders gut sein.
Da die Kirche während der Reformation evangelisch wurde, zählt sie heute zu den wenigen Simultankirchen. Die Krypta ist katholisch geblieben. Darin befindet sich der Original-Sarkophag Bernwards.
Die St. Michaeliskirche war die erste Kirche von Hildesheim, die nach der Zerstörung im II. Weltkrieg wieder geweiht wurde.
Wer noch etwas Zeit hat, sollte einen Blick auf den Magdalenengarten direkt neben der Kirche werfen. Besonders im Sommer ist er ein bezaubernder Ort voller Rosen. Angeblich blühen dort mehr als 1000 verschiedene Rosensorten.
WEITERE HISTORISCHE SEHENSWÜRDIGKEITEN VON HILDESHEIM
ST. GODEHARD
Die Kirche St. Godehard gehört zwar nicht zu den Welterbekirchen, ist aber nicht weniger eindrucksvoll. Auch diese Kirche stammt aus der Romanik, erbaut wurde sie Mitte des 12. Jahrhunderts. Im II. Weltkrieg wurde sie kaum beschädigt, daher sieht man hier noch die wirklich alten Mauern. Ihre Ausstattung im Stil des Historismus ist wunderschön, obwohl sie nur etwas mehr als 100 Jahre alt ist.
In der Kirche ist etwas absolut Einmaliges zu sehen: der Leichnam des Drachens, den St. Godehard bekämpft und getötet haben soll.
ST. MAURITIUS
Die romanische Kirche St. Mauritius liegt etwas abseits der Innenstadt auf dem Moritzberg und gehört auch zu den ältesten Kirchen und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hildesheim. Bischof Godehard soll hier einst eine Kapelle erbaut haben, die er zu seinem Sterbeort wählte. Wenige Jahre später wurde um die Kapelle ein Stift gebaut. Mit dem Bau der Stiftskirche wurde 1058 begonnen und diese Kirche ist heute noch weitgehend erhalten geblieben. Besonders beeindruckend ist hier der Kreuzgang und die uralte Krypta. Sie sind die ältesten Teile des Klosters. Ein Ausflug hierher fühlt sich wie eine Zeitreise an. Der Ort, an dem sich das Kloster befindet, war aber schon deutlich früher ein heiliger Ort. Denn der Moritzberg war einst eine heidnische Kultstätte des germanischen Kriegsgottes Ziu (Tyr).
Woher der Name Kreuzgang stammt? Die Mönche und Stiftsherren haben im Kreuzgang Prozessionen durchgeführt, bei denen das Kreuz ganz vorne getragen wurde – das war der Kreuzgang. An den alten Grabsteinplatten im Kreuzgang ist zu erkennen, ob in den Gräbern ein Priester oder ein Diakon beerdigt wurde. Priester tragen einen Kelch und die Diakone ein Buch in ihrer Hand.
Die romanische Klosterkirche ist ein Kleinod. Sie ist die einzige Säulenbasilika Norddeutschlands. Das Innere der Kirche ist im Stil des Barocks umgebaut. Der Kapitelsaal des Klosters wurde früher von der ukrainisch-katholischen Gemeinde als Gotteshaus genutzt. Heute feiert die eritreische Gemeinde ihre Gottesdienste hier.
AUFSTIEG AUF DEN HÖCHSTEN KIRCHTURM IN NIEDERSACHSEN – ST.-ANDREAS-KIRCHTURM
Wie wäre es mit einem Perspektivwechsel? Die gotische St.-Andreas-Kirche bietet mit seiner Aussichtsplattform einen Rundumblick auf ganz Hildesheim und die Region. Um den Kirchturm zu erklimmen, sind 364 Stufen zu bewältigen. Es lohnt sich!
MEIN FAZIT
Ein Tag ist viel zu kurz, um die Sehenswürdigkeiten von Hildesheim zu entdecken. Es gibt noch sehr viel mehr! Die historischen Orte mit ihren alten Mauern und Gemäuern sind unglaublich beeindruckend. Neben Geschichte und Kultur, kann Hildesheim auch mit seiner grünen und kulinarischen Seite Hildesheim überzeugen. Zum Entspannen laden die Parks und Grünflächen ein, aktiv erleben lässt sich die Stadt auf den Radwegen. Ich bin überzeugt, in Hildesheim entdeckt jeder etwas für sich. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.