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Überraschend und liebenswert: Göttingen – meine Stadt

Etwas über Göttingen zu schreiben, hatte ich mir sehr einfach vorgestellt. Göttingen – die Stadt, die Wissen schafft, so lautet der Slogan, Göttingen, die Universitäts- und Studentenstadt steht in den meisten Reiseführern und Touristikportalen, und, für mich, Göttingen –  meine Geburts- und Heimatstadt. Und genau das macht es so schwierig. Nicht etwa, weil mir nichts zu meinem Lebensmittelpunkt einfiele, im Gegenteil. Es gibt viel zu viele schöne, überraschende und liebenswerte Dinge, Orte und Veranstaltungen. Sie machen Göttingen nicht nur für mich, sondern auch für seine Gäste und Besucher aus.

Vieles geht wieder

Guten Appetit: Die Göttinger Gastronomie ist wieder am Start.
Foto: Christoph Mischke

Auch trotz ein paar verbliebener coronabedingter Einschränkungen hat Göttingen für mich nichts von seinem Charme eingebüßt. Vieles geht schon wieder, manches noch etwas anders als gewohnt, und auf ein paar Dinge der Feierkultur müssen wir wohl noch eine Weile verzichten. Das tue ich aber lieber hier, als anderswo.

Geduld: Großveranstaltungen müssen noch warten.
Foto: Christoph Mischke

Ich will versuchen, ein wenig Struktur in meinen Überschwang zu bringen. Am besten anhand der fünf neuen Image-Filme, die Göttingen Tourismus im Februar der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Ich werde zu dem, was die Protagonisten dort in Wort und Bild präsentieren, einfach noch das eine oder andere ergänzen.

Botschafter*innen für die Stadt

Starkes Team: Botschafter*innen für Göttingen.
Foto: Christoph Mischke

Die kurzweiligen Clips entstanden im Rahmen der Open Data Initiative der niedersächsischen Städtekooperation „aboutcities“. Der rote Faden: Göttinger Kulturschaffende zeigen ihre Kunst an Orten, die normalerweise nicht zu ihren Spielstätten gehören. „In ihren Wortbeiträgen erzählen sie, was ihnen an Göttingen besonders gefällt und werden so zu überzeugten und überzeugenden Botschafter*innen für ihre Stadt“, berichtete Angelika Daamen, Geschäftsführerin von Göttingen Tourismus e. V., anlässlich der Vorstellung.

Göttingen, die junge Stadt

Konzeption und Organisation: Ulrich Drees.
Foto: Christoph Mischke
Dreharbeiten auf dem Wilhelmsplatz.
Foto: Andreas Teichmann/50days.de

„Wir wollen mit unserer Auswahl einen Querschnitt der Göttinger Kulturlandschaft mit Musik, Tanz, Theater und Sport abbilden“, sagt der Göttinger Journalist Ulrich Drees, der für die Konzeption und Organisation verantwortlich zeichnet. „Und, ganz wichtig, Göttingen als junge Stadt darstellen.“ Die Künstler, deren Schaffen ich seit Jahren kenne und schätze, sprechen mir aus der Seele. Christoph Huber und Stefan Dehler von der Theatergruppe „Stille Hunde“ sind dabei, Judith Kara von der Ballettschule „Art la danse“ und ihre Ballett-Schülerinnen, Tausendsassa Daniel von Trausnitz, der BMX-Meister und Graffiti-Künstler Malte Orth und die Musiker*innen von „The WagonWheels“.

Literatur liegt weit vorn

Daniel von Trausnitz, Schauspieler, Sprecher und Autor, ist, wie ich, ein Kind dieser Stadt. Traumwandlerisch zitiert er fehlerlos seinen Endlos-Zungenbrecher vom „Pappel-Wappen-Klapper-Ritter“ am Wilhelmsplatz vor der Uni-Aula, einem der beliebtesten Treffpunkte für junge Menschen. Als Autor liegen ihm naturgemäß die Themen rund um das Buch nahe. Sein Schwärmen über das große Literatur-Angebot teile ich. Lese-Bühnen, Autorenlesungen, Poetry-Slams und natürlich der Literaturherbst, der seit 28 Jahren und mit zunehmendem Erfolg normalerweise im Oktober in und um Göttingen veranstaltet wird.

Grüne Inseln und entspannte Atmosphäre

Zauberhaft: Die Geschwisterbuche im Stadtwald.
Foto Christoph Mischke
Tradition: Frischlinge gucken am Kehr.
Foto: Christoph Mischke
Kreativität in der Krise: Das Deutsche Theater am Wall.
Foto: Christoph Mischke

Auch bei seinen Vorlieben für die grünen Göttinger Inseln, wie den Cheltenhampark und den Kiessee, wo viele Menschen ihrem sportlichen Vergnügen frönen, gehe ich d’accord. Darüber hinaus empfehle ich unbedingt den Göttinger Wall rund um die Altstadt, denn schneller und grüner können Gäste und Besucher Göttingen nicht kennenlernen. Die von vielen gelobte Gastronomie ist inzwischen wieder hochgefahren und zeigt sich von ihrer gastfreundlichsten Seite. Für Daniel bedeutet die entspannte Innenstadt-Atmosphäre sogar so etwas wie Freiheit.

Zwangspause: Live-Konzerte sind hoffentlich bald wieder möglich.
Foto: Christoph Mischke

Manche Livemusik-Veranstaltung, die Aufführungen des Deutschen Theaters, des Jungen Theaters, des Theaters im OP und Kinovorstellungen finden derzeit auf ungewohntem, aber gleichwohl spannendem Terrain statt. Ich habe einen großen Respekt vor der Kreativität, den die Göttinger Kulturschaffenden in diesen Tagen und Wochen beweisen.

Die Schätze der Universität

Die graue Vorzeit: das Geowissenschaftliche Museum.
Foto: Christoph Mischke

The WagonWheels bezeichnen sich als Göttinger Band, sind aber hauptsächlich als Zugereiste an den Leinestrand gespült worden. Schön, denn nun erfahren wir von Sandra, Helen, Tim und Oliver, was Zugezogene, die sich hier augenscheinlich sehr wohlfühlen, Besonderes an der Stadt finden. Die Musiker führen die Sonntagsspaziergänge an und das kann ich gut nachvollziehen, denn die Universität hat einige Schätze zu bieten, die sie Göttingern und Touristen nicht vorenthält. Die Kunstsammlung im Audimax, das Geowissenschaftliche Museum im Uni-Nordbereich und die Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen laden jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr zum kostenfreien Besuch ein.

Fachwerk wie im Märchen

Märchenhaft: Die Lange Geismarstraße im Abendlicht.
Foto: Christoph Mischke
Fotomotiv: Fachwerkdetail am Schröderschen Haus.
Foto: Christoph Mischke

Dass Göttingen-Besucher unsere schöne Altstadt bewundern weiß ich, denn mir geht es genauso. Schon häufig haben mir die pittoresken Häuser, und damit meine ich nicht nur die Junkernschänke oder das Schrödersche Haus, als Fotomotive gedient. „Fachwerkhäuschen wie im Märchen“, nennt es Sandra. Das kommt der Realität sehr nahe, aber es wäre auch in meinen heimatverliebten Augen sehr schade, die Stadt nur auf ihren hübschen Kern zu reduzieren.

Beeindruckende Architektur

Sonnen-Stele: Start des Planetenwegs.
Foto: Christoph Mischke
Architektur im Ostviertel: das Haus der Blauen Sänger.
Foto: Christoph Mischke
Drehort: Tatort-Ermittlungen in Göttingen.
Foto: NDR/Frizzi Kurkhaus

Wer seine Kreise durch Göttingen etwas weiter zieht, vielleicht entlang des Planetenwegs, kann auch außerhalb des Stadtwalls eine beeindruckende Architektur erleben. Im Ostviertel beispielsweise, das auch Thema einer eigenen Stadtführung von Göttingen Tourismus ist, die demnächst wieder angeboten wird. Wenn Zugereiste feststellen, dass die Atmosphäre in Göttingen fast so familiär ist, dass man in kurzer Zeit hier schon viele Menschen kennenlernen kann, was soll ich dann sagen? Jawohl, WagonWheels, ihr habt ja so Recht, sehr lebendig ist es hier, nicht zu groß, nicht zu klein, die Stadt der kurzen Wege. Da bin ich hundertprozentig bei euch.

Über den Dächern der Stadt

Göttingens höchste Kirchtürme von St. Johannis…
…und St. Jacobi bieten tolle Ausblicke über die Stadt.
Fotos: Christoph Mischke

Nicht jeder kann das Glück haben und in einer Dachgeschosswohnung „on top of Göttingen“ zu wohnen, wie Judith Kara, staatlich geprüfte Tanzpädagogin, Choreografin und Inhaberin der Göttinger Balletschule „Art la Danse“. Sie hat einen extrem kurzen Weg, um über die Dächer Göttingens schauen zu können. Allen anderen empfiehlt sie den Aufstieg auf die höchsten Kirchtürme der Stadt, von St. Jacobi und St. Johannis, denn in diesen Anblick hat sie sich förmlich verliebt. Das geht mir, nicht nur aus fotografischer Sicht, ganz genauso.

Der erste Weg führt zum Gänseliesel

Meistgeküsst: Das Gänseliesel zur blauen Stunde.
Foto: Christoph Mischke
Heimspiel für die BG Göttingen: die Sparkassen-Arena.
Foto: Christoph Mischke

Aber, so sagt sie, ihr erster Weg würde sie immer wieder zum Gänseliesel auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus führen. Na endlich, ich dachte schon, niemand erwähnt mehr unser Wahrzeichen, dass meistgeküsste Mädchen der Welt. Judith Karas Beitrag, den sie mit einem Teil ihrer Schülerinnen auf dem Skatepark am Leineufer gedreht hat, er zählt zu den Besten Deutschlands, ist, wie auch die anderen Beiträge, wunderbar gelungen. Ich liebe diese Kontraste. Der Treffpunkt der hiesigen Skater-Szene liegt unmittelbar neben der Sparkassen-Arena, Heim-Spielort unserer Veilchen. So nennen die Göttinger liebevoll die BG Göttingen, ihren Bundesliga-Basketball-Verein, den sie mit Herzblut unterstützen. Ganz gleich, auf welchem Tabellenplatz er sich befindet.

International und multikulturell

Traum in Rosa: Kirschblüte auf dem Uni-Campus.
Foto: Christoph Mischke

Malte Orth, Graffiti-Auftragsmaler und Flatland-BMX-Experte macht nicht allzu viele Worte. In Göttingen ist quasi alles „um die Ecke“, befindet er die kurzen Wege. Er lebt gerne in dieser jungen Stadt, die auch immer jung bleibt, weil sich ja jedes Jahr viele neue Studierende für die Georg-August-Universität entscheiden. Daraus ergibt sich der für ihn angenehme multikulturelle und internationale Mix. „Auf diese Weise kann ich in meiner Stadt sehr viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen“, sagt er lächelnd.

Universität präsentiert geballtes Wissen

Die Uni öffnet ihre Türen: Nacht des Wissens.
Foto: Christoph Mischke
Studentengefängnis: Der Karzer der Universität.
Foto: Christoph Mischke
Sichtbare Spannung: Glas-Recycling in der Chemie.
Foto: Christoph Mischke

Die Uni hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr für die nicht studierenden Göttinger und ihre Besucher geöffnet. Der historische Karzer, das Studentengefängnis, kann unter Normalbedingungen, wie sie hoffentlich bald wieder herrschen, im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden. Ein tolles Erlebnis, kann ich euch sagen.

International: die Kulturenmesse auf dem KAZ-Platz.
Foto: Christoph Mischke

Auch auf einigen Veranstaltungen, wie dem Göttinger Kindertag, den Klimaschutztagen, der Kulturenmesse oder der Nacht der Kultur sind die Uni oder ihre Studierenden stark vertreten. Alle zwei Jahre öffnen unzählige Institute der Uni und ihrer wissenschaftlichen Partner die Türen zur Nacht des Wissens. Im kommenden Jahr bereits zum fünften Mal. Dann werden wieder rund 25.000 Neugierige den Campus stürmen und live erleben, was in Hörsälen, Bibliotheken, Sammlungen und Laboren vor sich geht.

Mittelalterliche Kirchen

Göttingens älteste Kirche: St. Albani.
Foto: Christoph Mischke

Christoph Huber und Stefan Dehler von der freien Theatergruppe „Stille Hunde“, treffen überall in der Stadt auf Geschichte. Nicht immer auf den ersten Blick, wie sie sagen, aber trotzdem ist sie allgegenwärtig. Vor allem in den sechs aus dem Mittelalter stammenden Kirchen. Wer sich für diese geballte Ladung Göttinger Historie interessiert, findet hier spannende Informationen. Die Empfehlung, den Alten Botanischen Garten zu besuchen, funktioniert derzeit im realen Leben nicht. Wer mag kann sich aber hier einen digitalen Vorgeschmack holen.

Stadt der großen Geister

Studi-Spaß mit Bierflaschen: das Gauß-Weber-Denkmal.
Foto: Christoph Mischke
Großer Geist: die Büste Jacob Grimms in der Paulinerkirche.
Foto: Christoph Mischke

Beide Schauspieler sehen in Göttingen eine „Stadt für jedes Lebensalter“. „Man hört so ziemlich alle Sprachen dieser Welt“, sagt Christoph.“ Auch über die Berühmtheiten, die eng mit der Stadt verbunden waren, wie Gauß, Lichtenberg, Albrecht von Haller, Ludger Mintrop oder die Brüder Grimm, um nur einige zu nennen, haben sie sich schon ihre Gedanken gemacht. Stefan bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Göttingen, die kleine Stadt der großen Geister“. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Virtueller Panorama-Rundgang

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig neugierig auf „meine“ Stadt machen und würde mich freuen, wenn ihr uns besucht und Göttingen mit all euren Sinnen selbst erlebt. Niemand aber sollte die berühmte Katze im Sack kaufen. Wenn ihr euch Göttingen gerne vorab anschauen möchtet, dann werft doch einen Blick auf unseren virtuellen Panorama-Rundgang. Viel Vergnügen und bis bald.

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